Enter Shikari - The mindsweep

Ambush Reality / PIAS / Rough Trade
VÖ: 16.01.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fleischwolfchor

Turbulenzen lassen sich nicht nur beim Wetter beobachten. Ein stetiges Auf, Ab, Rauf und Runter hält uns im Privaten, aber auch Politik, Wirtschaft und Sport auf Trab. Am medienwirksamsten werden in Sachen Achterbahnfahrt neben Einzelschicksalen prominenter oder möchtegern-prominenter Natur vor allem Sport und Politik regelmäßig zum öffentlichen Spotlight. Ob Christian Wulff, Sebastian Edathy, Uli Hoeneß, Christoph Daum oder die Leistung des BVB im Vergleich von Champions League zu Bundesliga in der Rückrunde 2014: Gipfel und Talsohle scheinen oft nur durch ein dünnes Tischtuch voneinander getrennt. Und was wohl passiert, wenn man es berührt, scheint häufig ungewiss.

Ähnliche Erfahrungen macht der Hörer alle Jahre wieder vor dem Einlegen einer Enter-Shikari-Platte. Dass "The mindsweep" der mittlerweile vierte Wurf der kreativen britischen Krawall- und Tanzgefährten ist, macht es nicht unbedingt einfacher. Nach einem hochpolitischen Appell zum Auftakt, der im Jamie-T-HipHop-Stil dargeboten wird, überführt ein Dubstep-Intro den Opener "The appeal & the mindsweep I" in einen feierlichen Hardcore-Track inklusive Chorgesang. Das folgende "The one true colour" knüppelt gleich wild weiter, um nach 40 Sekunden mit Streicher-Teppich und hochmelodischem Gesang zunächst post-weihnachtliche Gefühle zu entfachen und in ein stadiontaugliches Finale zu münden. Ist das noch Post-Hardcore, schon mehr Trance und Dubstep, einfach Pop oder etwa gar wieder Emo?

"Irgendwie alles", müsste die Antwort auf diese Frage lauten, mit dem Zusatz "plus X". Mehr Mut zum Pop zeigt die Band in dem zunächst rein vom Piano getragenen "Dear future historians...", "The bank of England" sowie der elektronischen, nur von wenigen Shouts durchmarterten Auskopplung "The last garrison", wenngleich auch diese Stücke gegen Ende ein wenig der allgegenwärtigen Zerstörungswut erliegen. Der Moshpit hingegen freut sich auf "Anaesthesist", das zwar ziemlich bei The Prodigy klaut, das Jahr 2015 aber mit erhöhtem Tanz- und Mosh-Faktor einläutet. Und wenn dann im Abgang gar ihr Hit "Sorry, you're not a winner" rekapituliert wird, liegen sich sowieso alle schwitzend in den Armen. Enter Shikari bieten also weiterhin die Fleischwolf-Mixtour des eigentlich Unmixbaren. Und abgesehen von der ein oder anderen Idee, bei der sie nach wie vor zu viel wollen, gilt es dieses Selbstverständnis zu honorieren.

Bedeutet auch: Die Ungewissheit derjenigen, die sich mit dem Stilmix des Vierers angefreundet haben, ist natürlich unbegründet. Was bei Enter Shikari dabei häufig außen vor gelassen wird, aber durchaus einen Teil ihrer Identität darstellt, ist das Bewusstsein, vor allem von jüngeren Generationen gehört zu werden. So wohnt "The mindsweep" bei aller musikalischen Genre-Grenzenlosigkeit ein konstant politischer Anstrich inne. Oder, wie Sänger Rou Reynolds die hardcore-verwurzelte Weckruf-Attitüde dieses Albums zusammenfasst: "Es ist uns wichtig den Leuten zu sagen, dass man Alles hinterfragen muss und nicht glauben darf, dass die Wirklichkeit genau so sein muss, wie sie gerade ist." Turbulenzen? Vorprogrammiert.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The one true colour
  • Anaesthesist
  • Torn apart

Tracklist

  1. The appeal & the mindsweep I
  2. The one true colour
  3. Anaesthesist
  4. The last garrison
  5. Never let go of the microscope
  6. Myopia
  7. Torn apart
  8. Interlude
  9. The bank of England
  10. There's a price on your head
  11. Dear future historians...
  12. The appeal & the mindsweep II
Gesamtspielzeit: 45:12 min

Im Forum kommentieren

hmmmmmmm

2017-07-28 10:33:10

verstehe nicht warum die hier immer maximal nur ne 6/10 bekommen? Aber so ne Scheisse wie Of Monsters & Men wird dann abgefeiert... Muss man nicht verstehen...

Affengitarre

2016-10-12 02:17:33

Finde ja "The One True Colour" und " The Last Garrison" schwächer, aber insgesamt schon ein schickes Ding. Macht viel Spaß.

Neuer

2016-10-11 20:04:34

Immer noch ziemlich stark. Bisher ihre Beste, mMn, nur The Bank Of England kann nicht mit den restlichen Songs mithalten.

@Mehnstriehm

2015-05-09 14:40:37

Möchtest du nicht noch weiter Mayberry-Bildchen posten?

Mainstream

2015-05-09 14:37:56

Kaum eine Gruppe hat ein so günstiges Like/Dislike-Verhältnis auf YouTube.

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