Soundgarden - Echo of miles

A&M / Universal
VÖ: 21.11.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nicht alles auf einmal

Es hätte ja schief gehen können. Es hätte mit einem kaum wieder gut zu machenden Imageschaden enden können. Tat es aber nicht. Ganz im Gegenteil: Mit "King animal" legten Soundgarden vor zwei Jahren ein Comeback hin, das selbst hartgesottene Fans positiv überraschte. Als hätte es die sechzehn Jahre Pause zum Vorgänger "Down on the upside" nicht gegeben, rieben sich die Riffs aneinander, sägten die Gitarren im Akkord, und sogar Chris Cornells Stimme hatte plötzlich wieder Kraft. Ein großer Triumph, den Soundgarden beileibe nicht alle zugetraut hatten. Während die Seattle-Urgesteine sich nun von den Strapazen der Tour erholen und zaghaft über ein mögliches Nachfolge-Album sinnieren, schieben sie kurzerhand eine Raritäten-Sammlung dazwischen.

"Echo of miles" erscheint fast schon erwartungsgemäß in mehreren Versionen, deren üppigste zusätzlich zur B-Seiten-Compilation noch eine CD mit Coversongs und eine mit Remixes und weiteren Raritäten wie "Jerry Garcia's finger" aufweist. Die hierzulande als Standard erschienene Version beschränkt sich auf 14 Songs, die bislang meist auf Singles, Soundtracks oder anderen Compilations zu finden waren. Mit "Kristi" und "Storm" sind auch zwei Beiträge dabei, die man als "neu" bezeichnen könnte, deren Entstehungszeit allerdings schon lange zurückliegt. Der schleppende Knochenbrecher "Kristi" schaffte es damals nicht auf "Down on the upside" und wurde nun neu abgemischt, während die flotte Single "Storm" sogar aus der Frühphase der Band mit Ur-Bassist Hiro Yamamoto stammt und jetzt erstmals eingespielt wurde.

A propos Frühphase: Das eröffnende "Heretic" von der 1990 erschienenen "Loudest love"-EP könnte abschreckend wirken, klang Cornells Gejaule damals doch zuweilen wie das einer bösen Hexe beim Tanz um das Feuer. Es ist nun mal so: Der Sänger wandelte in den Anfangsjahren nicht selten auf einem schmalen Grat zwischen Inbrunst und üblem Gekreische. Auch im an sich guten "Cold bitch" werden zu Beginn die Hörnerven arg strapaziert. Viel angenehmer sind das psychedelisch-sanfte "Fresh deadly roses" und der zynische Vollgas-Rocker "HIV baby", der die Gitarren am Ende bis zur Erschöpfung gniedeln lässt. Stark auch das zackige "She's a politician" und der quasi-Klassiker "Birth ritual" vom legendären "Singles"-Soundtrack. Hier kommen alle Soundgarden-Stärken voll zur Geltung: Wütende Gitarrenriffs, majestätisches Led-Zeppelin-Gestampfe und eindringlicher Power-Gesang.

"Birth ritual" ist nicht der einzige Song auf "Echo of miles", der bereits zur Genüge bekannt ist. Auch das 60s-geschwängerte "She likes surprises" als europäischer Bonustrack vom Blockbuster-Album "Superunknown" dürften viele Hörer kennen. Seltsam mutet es an, die erst vor Kurzem erschienenen "Black rain" (aus "Telephantasm") und "Live to rise" (vom "The Avengers"-Soundtrack) vorzufinden und stattdessen auf unbekanntere Perlen wie etwa die in der US-Version von "Echo of miles" enthaltenen "Kyle Petty, son of Richard" oder "Exit Stonehenge" verzichten zu müssen. Das ist schade und durchaus eine Schwäche dieser ansonsten unterhaltsamen Zusammenstellung, an der Fans der Amerikaner trotzdem ihre helle Freude haben dürften. Wir halten fest: Ein Schaden für das Image ist "Echo of miles" ganz sicher nicht. Im Gegensatz zum letzten Studioalbum bleibt aber noch Luft nach oben.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • HIV baby
  • Birth ritual
  • She likes surprises
  • Live to rise

Tracklist

  1. Heretic
  2. Fresh deadly roses
  3. HIV baby
  4. Cold bitch
  5. Show me
  6. She's a politician
  7. Birth ritual
  8. She likes surprises
  9. Blind dogs
  10. Bleed together
  11. Black rain
  12. Live to rise
  13. Kristi
  14. Storm
Gesamtspielzeit: 61:53 min

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Armin

2014-12-21 00:33:04

Frisch rezensiert! Meinungen?

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