Anjaka - Anjaka

EMI
VÖ: 09.09.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Sternschnuppern

Berlin, Hauptstadt. Siegessäule und Tiergarten schauen alljährlich auf Massen berauschter Jungmenschen herab, und eine trotz aller Drogen überaus vitale Musikszene macht neuerdings kräftig Schule. Da röhren die Gören, da clubben die Puppen, und mittendrin - sagen wir mal zwischen einer Zweiraumwohnung und dem Viktoriapark - steht Anjaka. Und wenn Mia, Paula und wie die Mädelbands so alle heißen, die nationale Popwelt aufrollen können, sollte das einer jungen Erwachsenen doch eigentlich noch leichter fallen.

Mit blauäugigen Melodien und unverdorbener Naivität hat Anja Krabbe allerdings nicht viel am Nasenpiercing. Nicht umsonst covert sie ausgerechnet Rio Reisers "Menschenfresser". Zwar geht dieser düster elektrifizierten Fassung ein wenig die Abseitigkeit des Originals ab, aber die Kannibalen weisen dennoch den Weg. Die Dame hat nämlich ein Anliegen. Einfühlsam bekennt sie eigene Schwächen und spielt doch scharfzüngig und präzise mit den Worten. So klagt sie doppelbödig über sexuellen Mißbrauch, genießt aber auch die eigene Lust an der Lust. "Ich will Dich nur solange die Welt sich dreht."

Die namhafte Unterstützung von Luci van Org (Lucilectric) und Derek van Krogh (Nena) fruchtet auf "Anjaka" in zumeist wohl gewachsenem Pop-Gemüse, gewürzt mit angedunkelten Downbeats und dezentem Rockzitat. Leider sind nicht alle Songs so zurückhaltend wie das zärtliche "So wie Du", in dem sich Stimme, Akustikgitarre und Hall selbst genügen. Gelegentlich wurmt auch krähender Beinahe-Schlager wie "Ich und Du" das Ohr. Dennoch durchdringen manche Songs, so das poetische "Weck mich auf" oder das subtil die Zähne fletschende "Wenn es soweit ist", die Oberfläche. Und genau in diesen, ihren besten Momenten empfiehlt sich Anjaka als nachdenkliche Stimme der Generation Ally. Schade nur, daß ihr die Generation Britney derzeit noch eine Brustlänge voraus ist.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bitte bleib
  • Weck mich auf
  • Wenn es soweit ist
  • So wie Du

Tracklist

  1. Bitte bleib
  2. Ich und Du
  3. Lächeln
  4. Weck mich auf
  5. Menschenfresser
  6. Natürlich kann ich fliegen
  7. Wenn Du weinst
  8. Nie wieder ohne Dich
  9. Perlen
  10. Wenn es soweit ist
  11. Vorbei
  12. So wie Du
  13. Der Grund
Gesamtspielzeit: 51:04 min