Barry Adamson - The king of Nothing Hill

Mute / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 02.09.2002
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Groove-Gangsta

Wenn sich Schwärze und Dunkelheit treffen, sollte man annehmen, daß es finster wird. Doch bei Barry Adamson war schon immer alles ein bißchen anders. Was nicht nur an seiner Hautfarbe liegt. Erst war er der schwarze Bassist einer Postpunk-Truppe, dann verblaßte er - rein metaphorisch gesprochen - mit Midge Ure und Visage synthpopkompatibel ins Grau. Doch das Dunkle hatte ihn bald wieder, als er nämlich mit Nick Cave die Bad Seeds gründete. Deren abgründige Moritaten und Kammerlieder waren dem forschendem Geist Adamsons allerdings bald nicht mehr genug. Statt dessen zog es den Briten zur Leinwand. So verschaffte er mit seinen eigenwilligen Vertonungen besonders David Lynchs "Lost highway" (1997) ein ganz besonderes Flair.

Auf seinen Soloexkursen verbindet Adamson seit Jahren all diese Elemente mit einem kenntnisreichen Verständnis für Grooves. "The king of Nothing Hill" macht da keine Ausnahme, doch bei ihm selbst waren die Rhythmen selten schwärzer als hier. Neben alte Soundtrack-Meister wie John Barry oder Lalo Schiffrin gesellen sich nämlich handfeste Erinnerungen an süßen Soul und schwitzenden Funk. Der Opener, das verspielte "Cinematic soul", könnte die Devise kaum deutlicher machen. Nicht nur "Black amour", der wohl coolste Track, den Barry White nie singen wird, trieft vor Sex. Selbstverständlich ausschließlich in düsteren, dreckigen und dramatischen Varianten.

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit Adamson dabei die großen Namen schwarzer Musik Revue passieren läßt. Hayes, Mayfield, Gaye, Brown, Davis - you name 'em. Doch hier glitzern keine Pailletten im Licht des Stroboskops. So täuscht zwar ein zurückgelehnter Baß in "When darkness calls" Entspanntheit vor und taumelt doch mit bedröhnten Gitarren am Rande des Abgrunds. Dann wieder versuchen eisblockkühler Jazz und organische Elektronik den viel beschworenen Film vor dem Auge des Zuhörers ablaufen zu lassen. Auch wenn es manchmal beim Versuch bleibt, sorgen das düstere "Twisted smile" oder das smoothe "That fool was me" für kurzfristiges Kopfkino und angenehm durchschwitzte Laken. Das swingt, das grinst, das trägt das Hemd bis zum Bauchnabel aufgeknüpft. Das Brusthaar gehört schließlich ordentlich zur Geltung gebracht. Wer hat da gerade "Zuhälter" gesagt? Banause!

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cinematic soul
  • Whispering streets
  • Black amour
  • That fool was me

Tracklist

  1. Cinematic soul
  2. Whispering streets
  3. Black amour
  4. When darkness calls
  5. The second stain
  6. Twisted smile
  7. Le matin des noire
  8. That fool was me
  9. The crime scene
  10. Cold comfort
Gesamtspielzeit: 62:56 min

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