
Bonobo - The north borders tour. – Live.
Ninja Tune / Rough TradeVÖ: 03.10.2014
Enthält Konservierungsstoffe
Freunde der Superlative, beginnen wir mit Zahlen: 290.000 Kilometer – 30 Länder – 175 Shows – zwei Millionen Menschen. Da hat schon jemand mehr geschafft? Na und? Bonobos jüngst beendete Welttournee ist vielleicht nicht der fetteste Sumoringer des Planeten, begräbt aber doch so manchen Schrank unter sich. Und noch dickere Fische greifen sich Simon Green und Crew locker per technischem K. o.: Bonobo live ist hochpräzises Instrumentalspiel, wirklich guter Sound und angemessen umfangreiche Lichtshow. Die Songs? So gut wie auf Platte, eh klar. Und die Stimmung: entsprechend euphorisch.
Beste Voraussetzungen für ein ausgedehntes Live-Album – zum Zurückblicken für alle, die dabei waren, zum Neidischwerden für alle Anderen. "The north borders tour. - Live." zeigt Green als Virtuosen an Keyboards, Samplern, Triggerpads und E-Bass. Zur Unterstützung tritt eine bis zu 14-köpfige Band an, die neben organischem Schlagzeug, Gitarre und noch mehr Keyboards auch Bläser und ein Streichquartett dabei hat. Stimmlich betätigen sich Andreya Triana, Szjerdene und Cornelia, allesamt nicht zum ersten Mal an Bonobos Seite.
Der rekapituliert auf dieser Live-Platte vornehmlich das Material von "The north borders" und "Black sands", nur zwei Songs stammen vom 2006er Album "Days to come". Besonders hübsch geraten ist die Deluxe-Version inklusive DVD und Hardcover-Buch. Letzteres hat vor allem schöne Bilder zu bieten, definitiv ein Plus, aber wirklich toll sind die Videoaufnahmen, die die Stimmung im kroatischen Pula Amphitheater und im Roundhouse London wunderbar konservieren. Das liegt auch an der Idee der Macher, Ausschnitte aus von Zuschauern gefilmten Handyvideos zu verwenden. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Profi- und Amateuraufnahmen – eine ziemlich wilde Sache voller schöner Perspektiven.
Die CD selbst ist ebenfalls gelungen, kann aber trotzdem enttäuschen. Diejenigen nämlich, die sich von einem Live-Album bestimmte Extras erwarten und auf mehr als eine, zugegebenermaßen ziemlich gute, Songzusammenstellung mit Best-Of-Charakter gehofft haben. Rein akustisch transportieren die Songs nämlich deutlich weniger Live-Atmosphäre, als man denken könnte, vor allem weil sie sich in mancher Hinsicht nicht so stark von den Studioversionen unterscheiden. Das ist natürlich zunächst ein Lob für die äußerst fähigen Instrumentalisten auf der Bühne, aber Bonobo hätte die Live-Situation noch stärker als Spielwiese nutzen können.
Er variiert zwar Songstrukturen und Abläufe durchaus, doch kaum eine Live-Version weiß wirklich zu überraschen. Dazu kommt, dass Green außerhalb des Musikalischen kein begnadeter Entertainer ist. Das muss zwar keine Rolle spielen, schon gar nicht neben seinen anderen Talenten, aber einige Worte mehr als "How you doin'?" und "Make some noise for Kollege X!" hätten den Konzertcharakter noch unterstützen können. Und es ist zwar eine schöne Idee, auch Aufnahmen von Radio-Livesessions in das Album zu integrieren, hier sorgt die kaum wahrnehmbare Konzertatmosphäre aber ebenfalls für wenig Abgrenzung zu den Studioversionen.
Aber ey, Simon, du bist trotzdem toll! All die Meckerei sagt eigentlich nur: Hier hat jemand Potenzial verschenkt. "The north borders tour. - Live." ist super und hat ebenso großen Unterhaltungswert wie Bonobos restlicher Output. Besonders die DVD macht es einem leicht, sich augenblicklich in das Meer aus Schweiß und Tanzbeinen zu wünschen. Im Endeffekt zeigt diese Platte einmal mehr: Ein Live-Album kann das Erlebnis nicht ansatzweise ersetzen, fraglos aber trotzdem großen Spaß machen. Und als eine kleine Werkschau von Bonobos zweiter Karrierehälfte ist "The north borders tour. – Live." uneingeschränkt zu empfehlen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stay the same (feat. Andreya Triana)
- Ten tigers
- Ketto
Tracklist
- CD 1
- Cirrus
- Stay the same (feat. Andreya Triana)
- Heaven for the sinner (feat. Szjerdene)
- Prelude
- Kiara
- Ten tigers
- Kong
- Ketto
- Emkay
- Towers (feat. Szjerdene)
- Recurring
- We could forever
- Transits (feat. Szjerdene)
- Know you
- Pieces (feat. Cornelia)
- DVD 1
- Intro / Cirrus
- Sapphire
- Towers (feat. Szjerdene)
- Stay the same (feat. Andreya Triana)
- Prelude
- Ten tigers
- Kong
- Ketto
- Emkay
- Recurring
- We could forever
- El toro / Solos
- Transits (feat. Szjerdene)
- Know you
- Pieces (feat. Cornelia)
- The keeper (feat. Andreya Triana)
- Transits (feat. Szjerdene) (live at Glastonbury Festival)
- First fires (feat. Grey Reverend) (live at Roundhouse)
- Heaven for the sinners (feat. Szjerdene) (live at Roundhouse)Time lapse (live at Pula Arena, Dimensions Festival)
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Jennifer
2014-12-11 01:03:59
Frisch rezensiert. Meinungen?
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