Pink Lint - You might lose a few teeth but it's fun

Grand Hotel Van Cleef / Indigo
VÖ: 10.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Wie es singt und lacht

Ja, mit Mainz verbindet man viele gute Dinge – und das ZDF. Aber immerhin auch die Mainzelmännchen. Außerdem etwa Johannes Gutenberg, dem wir den Buchdruck verdanken. In der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz lässt sich zudem auch äußerst köstliche Schokolade mampfen, bevor man sich am Römischen Theater mit Goldhand-Sekt volllaufen lässt, wie es sonst nur an Fastnacht passiert. Und anschließend geht es zum Dom, ist ja klar. Zukünftig sollte man Mainz jedoch eher mit der Band Pink Lint verbinden, die nach acht langen Jahren Arbeit endlich ihr Debütalbum "You might lose a few teeth but it's fun" veröffentlicht. Es wurde Zeit für das Kollektiv rund um Oliver Burghardt, der Pink Lint 2006 als Soloprojekt unter dem Namen PLUS – für Pink Lint Under Shelves – startete.

Dass mittlerweile auch ein paar Frankfurter und Berliner mit von der Partie sind, ist natürlich wurscht. Man hört Burghardt und Co. ohnehin nicht an, dass sie aus der Stadt am Rhein kommen: Statt nach närrischer Faschingsmucke mit deutschen Texten klingen Pink Lint, als wäre The Shins' James Mercer mit einem Blasorchester bei Midlake eingestiegen und hätte sich einen kaum hörbaren, aber durchaus vorhandenen deutschen Akzent zugelegt. Das macht die zwölf Stücke auf "You might lose a few teeth but it's fun" nur interessanter: So auch, wenn "Monsters of age" noch eher düster und schleppend beginnt, sich Stück für Stück ins Herz trommelt und sich im Refrain dann in eine ausgewachsene Indie-Pop-Folk-Ballade verwandelt, die auch die schottischen Kollegen von Admiral Fallow auf ihrem letzten Werk "Tree bursts in snow" nicht besser hingekriegt hätten.

Burghardt klingt dabei fast immer so, als würde er sich selbst am meisten darüber freuen, dass es nach all der langen Zeit, den vielen Touren im Vorprogramm anderer Künstler und diversen Veränderungen endlich geklappt hat. Zwei Jahre nach der Vertragsunterzeichung bei Grand Hotel Van Cleef hört man dem Opener "Laugh tracks" das pure Glück über das eigene Schaffen an, gelingt dem streckenweise recht sperrigen "From the bear trap of a centerfold" der Spagat zwischen schunkeliger Lagerfeuer-Atmosphäre und bewusst-uriger Verschrobenheit, tanzt man zum großen Indie-Pop von "In the belly of a whale" einfach mit, springt, klatscht, schreit. Und zum Schluss von "Comical relief" lässt es sich ohne Probleme auch ein paar Tränchen verdrücken – vor Freude, versteht sich.

Dabei stecken in "You might lose a few teeth but it's fun" neben einem fröhlichen Zahnlückengrinsen auch so viele Stile, dass man einen roten Faden fast vergeblich sucht. Ein echtes Luxusproblem – das experimentelle "Too much fun" mit verschiedensten eingestreuten Klängen passt genauso gut ins Gesamtbild wie das auf Links gedrehte "MMXI". Der sachte durch den Regen tapsende Abschluss mit "Bill of demands" droht da fast ein bisschen unterzugehen, bleibt dank seiner gelungenen zweiten Hälfte aber doch noch auf Kurs und segelt in eine Zukunft, in der es hoffentlich heißt: Ja, mit Mainz verbindet man viele gute Dinge – zum Beispiel Pink Lint. Und die Mainzelmännchen.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Monsters of age
  • Comical relief
  • In the belly of a whale

Tracklist

  1. Laugh tracks
  2. MMXI
  3. 3 1/2
  4. Monsters of age
  5. The great balloon of all things
  6. From the bear trap of a centerfold
  7. Foam
  8. Comical relief
  9. Too much fun
  10. In the belly of a whale
  11. The cast of Port Marathon
  12. Bill of demands
Gesamtspielzeit: 44:44 min

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Armin

2014-12-01 00:25:01

Frisch rezensiert! Meinungen?

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