David Bowie - Nothing has changed

Parlophone / Warner
VÖ: 14.11.2014
Unsere Bewertung: 9/10
9/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die einzige Konstante

Wie viele Versionen seiner selbst mag David Bowie schon im Spiegel gesehen haben? Auf den Fotos im Booklet dieser Best of-Platte jedenfalls sind neun verschiedene Reflexionen des Mannes zu sehen, der 2014 das 50. Jahr seiner Karriere feiert. Ein halbes Jahrhundert Bowie – das sind fünf Dekaden Zeitgeist. Mal wieder Zeit für eine Werkschau. Immerhin ist der Blick in den Spiegel immer auch ein Blick zurück. "Nothing has changed" nennt der immer junge Brite seine erste karriere- und labelübergreifende Best of mit fast 60 Tracks – nach einer Zeile aus dem Song "Sunday" vom "Heathen"-Album. Nichts hat sich geändert – das ist natürlich gelogen. Denn nicht nur optisch hat sich der 67-Jährige immer wieder neu erfunden. Auch musikalisch hat er so viele unterschiedliche Gestalten angenommen wie kaum ein anderer Musiker dieses Formats.

Die Compilation verläuft chronologisch – allerdings rückwärts, von 2014 bis 1964. CD1 startet im Hier und Jetzt mit "Sue (or in a season of crime)", dem einzigen wirklich neuen Track dieser Sammlung. Ein fast acht Minuten langes Free-Jazz-Monster, mit dem Bowie seinem Werk eine weitere Facette zufügt. Aber es gibt auch darüber hinaus weitere Argumente für Schon-Alles-Besitzer, diese Platte zu erwerben: das bislang unveröffentliche "Let Me Sleep Beside You" von den "Toy"-Sessions etwa oder das nur als Download erhältliche "Your Turn To Drive" sowie die umwerfende 2001er-Neuaufnahme von "Shadow man", einem Outtake von 1971. Der Rest ist überwiegend bekannt. Wobei viele Songs hier in eher raren Edits oder Remixen vorliegen. Vor allem James Murphy’s Hello Steve Reich Mix von "Love Is Lost" ist ein Genuss. Aber auch weniger schimmernde Kompositionen – wie etwa "Time will crawl" von 1987 – haben in der Neubearbeitung deutlich gewonnen. Diese Werkschau ist also keine reine Nostalgie, sondern auch Ausdruck des Wunsches nach stetiger Neuerfindung.

Alle Schaffensphasen dieser so bemerkenswerten Karriere sind abgedeckt. Die einzelnen Alben werden jeweils hauptsächlich oder gar ausschließlich durch die daraus entkoppelten Singles abgedeckt. Die Songs in dieser Zusammenstellung zu hören, ist verblüffend. Trotz ihres stilistisch und zeitlich so immens breiten Spektrums wirken sie nicht zerfahren. Bowie hält einen blutroten Faden in seinen Händen. "Space oddity", "Ashes to ashes", "Hallo Spaceboy": Überall gibt es Querweise, nirgendwo Stagnation. Auch viele separat veröffentlichte Duette sind vertreten. "Dancing in the street" mit Mick Jagger genauso wie "Under pressure" mit Queen" und "This is not America" mit der Pat Metheny Group. Schade ist einzig, dass durch die Konzentration auf die Singles immens viele Songs fehlen, die zweifelsohne zu seinen besten gehören. "Five years" sucht man ebenso vergeblich wie "Rock'n'Roll suicide", "Station to station", "Up the hill backwards" oder "Slip away". Auch die Soundtrack-Beiträge zu "When the wind blows" und "Moulin Rouge" hätten gut gepasst. So hätte aus dem 3-CD-Album gut und gerne auch ein 5-CD-Album werden können. Dass die Alben mit Tin Machine gar nicht berücksichtigt wurden, schmerzt dagegen weniger.

"Nothing has changed" ist eine rasante Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte, mit einem ihrer wichtigsten Figuren als Piloten. Dass Bowie sich der unzähligen Wandel seiner Karriere bewusst ist, beweist das Innere des Booklets, wo er den Albumtitel ins Negative verkehrt. "Everything has changed" steht dort – das ist natürlich genauso gelogen. Denn die Zeiten mögen sich ändern. Bowie aber bleibt.

(Sebastian Meißner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sue (or in a season of crime)
  • Love is lost (Hello Steve Reich Mix by James Murphy for the DFA edit)
  • Absolute beginners (Single version)
  • Ashes to ashes (Single version)
  • Heroes (Single version)
  • The man who sold the world

Tracklist

  • CD 1
    1. Sue (or in a season of crime)
    2. Where are we now?
    3. Love is lost (Hello Steve Reich Mix by James Murphy for the DFA edit)
    4. The stars (are out tonight)
    5. New killer star (Radio edit)
    6. Everyone says 'hi' (Edit)
    7. Slow burn (Radio edit)
    8. Let me sleep beside you
    9. Your turn to drive
    10. Shadow man
    11. Seven (Marius de Vries mix)
    12. Survive (Marius de Vries mix)
    13. Thursday's child (Radio edit)
    14. I'm afraid of Americans (V1) (Clean edit)
    15. Little wonder (edit)
    16. Hallo spaceboy (PSB Remix) (with the Pet Shop Boys)
    17. Heart's filthy lesson (Radio edit)
    18. Strangers when we meet again (Single version)
  • CD 2
    1. Buddha of suburbia
    2. Jump they say (Radio edit)
    3. Time will crawl (MM remix)
    4. Absolute beginners (Single version)
    5. Dancing in the street (with Mick Jagger)
    6. Loving the alien (Single remix)
    7. This is not America (with the Pat Metheny Group)
    8. Blue Jean
    9. Modern love (Single version)
    10. China girl (Single version)
    11. Let's dance (Single version)
    12. Fashion (Single version)
    13. Scary monsters (and super creeps) (Single version)
    14. Ashes to ashes (Single version)
    15. Under pressure (with Queen)
    16. Boys keep swinging
    17. Heroes (Single version)
    18. Sound and vision
    19. Golden years (Single version)
    20. Wild is the wind (2010 Harry Maslin mix)
  • CD 3
    1. Fame
    2. Young Americans (2007 Tony Visconti mix single edit)
    3. Diamond dogs
    4. Rebel rebel
    5. Sorrow
    6. Drive-in Saturday
    7. All the young dudes
    8. The Jean Genie (Original single mix)
    9. Moonage daydream
    10. Ziggy Stardust
    11. Starman (Original single mix)
    12. Life on Mars? (2003 Ken Scott mix)
    13. Oh! you pretty things
    14. Changes
    15. The man who sold the world
    16. Space oddity
    17. In the heat of the morning
    18. Silly boy blue
    19. Can't help thinking about me
    20. You've got a habit of leaving
    21. Liza Jane
Gesamtspielzeit: 232:31 min

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