Sunrise Avenue - Fairytales – Best of 2006-2014

Polydor / Universal
VÖ: 03.10.2014
Unsere Bewertung: 1/10
1/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Muh!

Sehr wahrscheinlich sind die fünf Jungs von Sunrise Avenue in Wirklichkeit nette Typen. In Funk und Fernsehen gibt sich ihr Frontmann Samu Haber zumindest als bescheidener Sympathikus, geriert sich als eine Art finnischer Rea Garvey. Allein, es hilft ja nichts. Seit 2006 hat die Band vier Alben veröffentlicht, die sich allesamt verkauften wie geschnitten Brot, Gold- und Platin-Auszeichnungen inklusive. Künstlerisch hatten Sunrise Avenue dabei natürlich nie etwas Wesentliches zu sagen, denn letztlich kann sich eine Band wie diese nicht um solche Fisimatenten kümmern. Hier geht es um ein zu vermarktendes Produkt, um Airplays, um harte Fakten und den süßen Duft frischer Banknoten. Dass die Fans hinter der Band stehen wie eine Ultra-Gruppe hinter einem Fußballclub, beinahe militant und sehr gut organisiert, ist ja dann sogar wieder eine lustige Sache. Erinnert an die Turbojugend, nur ohne Kutten, dafür aber mit mehr Hass im Herzen. Mehr dazu gibt es hier nachzulesen.

Unvermeidlich ist nun die obligatorische Best-Of-Platte, die man nach acht Jahren im Business schon mal veröffentlichen kann, kein Vorwurf dafür. Die Kuh muss schließlich gemolken werden, solange der Euter warm ist. Sagt man das so? Wie auch immer. Jedenfalls ist "Fairytales – Best of 2006-2014" ein ideales Beispiel für die kapitalistische Verwertungskette, denn die Maschine muss laufen, immer weiter, ist doch klar – und die Fans machen das mit, denn schließlich gibt es hier ja drei neue Songs exklusiv, von Samu für Euch! Wessen Herz schlägt da nicht höher?

Unabhängig davon reist man mit "Fairytales – Best of 2006-2014" einmal quer durch das Œuvre der Band und, man muss dies so klar sagen dürfen, es ist ein ziemlich abstruser Ritt durch die verbotensten Regionen mediokren Poprock-Quatschs. Jede einzelne Nummer ist durch die omnipräsente Nonstop-Beschallung mittlerweile noch unerträglicher geworden, als sie ohnehin schon ist. Und dabei ist es wirklich völlig einerlei, welchen der hier versammelten Titel man herausgreift. Die Finnen beschränken sich ja sowieso auf nur zwei Arten von Songs: Schmierige Kuschelpop-Verschnitte, die dem Hörer vor lauter Entsetzen über das Dargebotene fast die Tränen in die Augen schießen lassen und möchtegern-potente Kunstlederimitat-Rocker, gefangen im zerbrechlichen Körper halbgarer Formatradio-Nümmerchen.

Auch lyrisch bleiben Haber und Co. ein abschreckendes Beispiel für jeden, der sich ernsthaft mit englischsprachigen Texten auseinandersetzt. Da werden die inhaltslosesten Phrasen so lange gedroschen, bis sie sich freiwillig einem der ausgewählten Reim-Schemata fügen: "Crowd is wild, they just don't care / We're moving fast but going nowhere." Sunrise Avenue nutzen für ihre Stücke die immer gleichen Vokabeln, manchmal setzen sie ebenjene auch einfach nach dem Baukastenprinzip aneinander, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob bei dem ganzen Gepuzzle so etwas wie eine semantische Tiefe entsteht: "Where you set my soul on fire / I don't wanna waste my time / Gimme more, gimme more / I know that you'll be mine." Uff, das sitzt. Uninspirierter Sound hin, lyrische Vollkatastrophe her: Jegliche Kritik am Schaffen dieser Band wird ja dann doch wieder mit Blick auf die Verkaufszahlen weggewischt. Denn solang dieser Unsinn seinen Absatzmarkt findet, gilt immer noch das altbekannte Bonmot: Millionen Fliegen können nicht irren.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. You can never be ready
  2. Hollywood hills
  3. I don't dance
  4. Monk bay
  5. Little bit love
  6. Funkytown (feat. Tommy Lindgren)
  7. Welcome to my life
  8. Fairytale gone bad
  9. Angels on a rampage
  10. I can break your heart
  11. Hurtsville
  12. Damn silence
  13. Nothing is over
  14. Forever yours
  15. Choose to be me
  16. Lifesaver
  17. Sweet symphony
Gesamtspielzeit: 66:40 min

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The MACHINA of God

2014-12-11 13:43:48

Aber mir geht es eben einfach darum, dass es "unfair" oder vielleicht auch unnötig ist platten zu bewerten die ich generell gar nicht mag. Wenn ich Schlager bewerten müsste würde auch jede CD ne 1/10 bekommen. Da ich aber weiß, dass ich diese Musik eh nicht mag würde ich es mir nicht erlauben eine Rezension über eine solche Platte zu schreiben. Aber ich glaube das ist eine Grundsatzentscheidung und das sieht eben jeder anders.

Nun sind "Sunrise Avenue" aber eben nicht so weit weg vom Alternative (auch wenn es sich emotional Lichtjahre entfernt anfühlt) und haben deshalb durchaus das Recht (oder besser gesagt die Pflicht), sich auf Plattentests bewerten zu lassen. Noch dazu spielen sie ja mit dem Rocker-Klischee und dürfen deshalb auch als Rockmusik bewertet werden. Selbst schuld.

In der "Unholy ground"-Rezension wurde das gut beschrieben:
"Die vier Finnen, die sich in Funk und Fernsehen doch so gerne als kernige Rocker inszenieren, veröffentlichen dieser Tage ihre vierte Platte "Unholy ground" und machen damit all diejenigen glücklich, für die Rock niemalsnie gedacht war. Ihre Stücke waren und bleiben Pop-Rock-Abziehbilder, die mit den handelsüblichen Rockismen hantieren, ohne auch nur eine Spur von eigener Identität zu entwickeln. Sunrise Avenue verhandeln dabei Gefühle, die ein Mensch nicht fühlen kann. Ihr Rock ist so kalkuliert, dass sich selbst Cyborgs verarscht vorkämen. Wer das hier dann auch noch für ehrliche Musik hält, der hält auch Rosamunde Pilcher für echte Literatur."

next 2 no 1

2014-12-11 13:34:46

Ich möchte aber trotzdem, dass du gehst. Wo kommen wir denn dahin, wenn hier einfach jeder seine Meinung äußern darf?

Bei der Gelegenheit: Samu forever!!!!

Chehalis

2014-12-11 13:32:18

Troll woanders, seno.

Naja, ist ja schon was dran. Es wird sich nichts ändern, weil Plattentests nun mal so ausgerichtet ist und die Rezensierenden hier einen bestimmten Musikgeschmack haben. Und das ist auch wichtig so, weil die Seite sonst ihre Zielgruppe verlieren würde. Also wenn Sunrise Avenue sich nicht ändern, wird die nächste Rezension wieder so aussehen.

Diskussion der Diskussion wegen geht natürlich immer und macht ja auch Spaß. ;)

Naja, der Vergleich treibts dann aber auf ne zu spitze Spitze. Sunrise Avenue machen Pop-Rock. Andere Bands, die ebenfalls Pop-Rock machen, Gaslight Anthem oder Arcade Fire oder so, bekommen hier schon höhere Wertungen. Vielleicht ist deren Pop-Rock dann halt doch ein bisschen besser.

Sehe ich auch so.

Diese Seite hat ja auch ein ziemlich breites Spektrum. Von Indie und Pop bis Electro und Hip Hop wird ziemlich viel rezensiert. Da passen Sunrise Avenue schon noch rein, ebenso David Guetta und Xavier Naidoo wohl auch.

seno

2014-12-11 13:23:23

Nö, hier ist es gemütlich und warm.

Außerdem finde ich es interessant, wie hier einige dem Rezensenten gezielte Provokation unterstellen und ihm letztendlich genau die Reaktionen liefern, die er ja angeblich ganz böse bezweckt hat. Und das ganze auch noch bei einer solchen Anti-Band.

next 2 no 1

2014-12-11 12:59:00

Troll woanders, seno.

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