Triosphere - The heart of the matter

AFM / Soulfood
VÖ: 07.11.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Ganz ohne Frauenquote

Es ist ganz und gar nicht gendergerecht, melodischen Metal mit weiblichem Gesang pauschal als kitschverdächtig abzuqualifizieren. Aber oft droht bereits das Cover-Artwork die maßlosen Melodien und selbstverliebten Sinfonien an, die auf solchen Platten lauern. Insofern geben Triosphere mit ihrem dritten Album schon rein optisch Entwarnung, drängen sich bei der Gestaltung doch eher Prog- als Power-Metal-Assoziationen auf. Und in der Tat stellt sich "The heart of the matter" auch im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern als eine gesunde Mischung dieser Spielarten heraus, denn trotz geschmackvoller Instrumentierung zeigen die Norweger keinerlei Berührungsängste im Umgang mit klaren Strukturen und einprägsamen Refrains.

Neu ist das freilich nicht. Bands wie Kamelot zeigen seit langem, dass sich die unmittelbare Konfrontation des einen hervorragend mit den Ambitionen des anderen verträgt. Und haben nicht auch puristische Power-Metal-Acts wie Gamma Ray immer wieder mit progressiven Elementen hantiert? Female-fronted, wie es im Englischen heißt, sind jedoch die wenigsten. Und wenn doch, ist der Kitsch wie gesagt meist nicht weit. Insofern haben Triosphere vielleicht nicht gleich ein Alleinstellungsmerkmal, schaffen es dank Ida Haukland aber, sich von ähnlichen Bands abzuheben.

An Haukland ist aber zunächst auffällig, dass sie auch bei ihren Auftritten gar nicht erwartungsgemäß weiblich wirkt. Erst später kommt die gefühlvolle Seite zum Vorschein, die man in aller Regel mit femininen Stimmlagen verbindet. Über weite Strecken klingt Haukland hingegen eher wie ein typischer, aber nicht beliebiger Power-Metal-Shouter, der sein Organ in gesundheitsgefährdende Höhen treibt. Ihr Vorteil: Die Nerven des Hörers werden geschont und es stellen sich keine Abnutzungserscheinungen ein. Mühelos kann sich Haukland trotz des gehobenen Härtegrades behaupten und den Reibeisencharakter ihrer Stimme immer wieder voll zur Geltung bringen. So zum Beispiel in "Steal away the light" oder dem episch anmutenden "The heart's dominion". Dadurch entsteht ein auch gesanglich ausgewogenes Album.

Einige der besten Momente hat "The heart of the matter" immer dann, wenn Frau auch mal Frau sein darf. Das bereits erwähnte "Breathless" nutzt die Wandlungsfähigkeit der Sängerin gekonnt für einen sich in nahezu hymnenhafte Höhen emporwindenden Song, der einem nicht zuletzt dank seines schicken Gitarrensolos nicht mehr aus dem Kopf geht. Ohnehin werden die kleinen Spielereien am Rande äußerst geschickt, fast unauffällig eingesetzt, was die einzelnen Titel bereichert und im Endeffekt den progressiven Einschlag unterstreicht. Außerdem geht es im Unterschied zum häufig etwas zu kuscheligen Power-Metal meist ordentlich zur Sache. Abgesehen von der waschechten, wenn auch etwas zu weich gewaschenen Ballade "Virgin ground" dienen ruhige Passagen vor allem als dramaturgischer Katalysator, verhelfen wie etwa bei "Relentless" den kraftvollen Refrains zu ungleich größerer Schlagkraft. Und so ist "The heart of the matter" ein Kraftpaket mit permanenten Ausbrüchen und Entladungen, das seine Energie vor allem aus der Präsenz seiner bemerkenswerten Frontfrau zieht. Gleichberechtigung also jetzt auch im Prog-Power-Metal-Business.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Breathless
  • The heart's dominion
  • Relentless

Tracklist

  1. My fortress
  2. Steal away the light
  3. The sentinel
  4. Breathless
  5. Departure
  6. The heart’s dominion
  7. As I call
  8. Relentless
  9. The sphere
  10. Remedy
  11. Storyteller
  12. Virgin ground
Gesamtspielzeit: 54:29 min

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Jennifer

2014-11-25 21:48:07

Frisch rezensiert. Meinungen?

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