Ilydaen - Maze

Finaltune / Broken Silence
VÖ: 28.11.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Fühlende Wesen

Post-Rock gibt es – nach über 20 Jahren Stilgeschichte – mittlerweile ja für alle Gefühlslagen. Vorbei die Zeiten, in denen zwei Parallelwelten wie Punk und Cool Jazz die unterschiedlichsten Lebensanlässe choreographieren mussten. Stattdessen kann sich der Hörer nun unter der dicken melancholischen Genrekruste bei allem bedienen, was Licht und Schatten so zu bieten haben. Lediglich für die Energieabfuhr- und Faustschüttelmomente musste man sich auf längere Wartezeiten einrichten, waren und sind sie oftmals doch eher Klimax als Grundgerüst der Songs. Doch seit sich immer mehr Bands aus dem Atmo-Metal herüberklampfen, um im Ergebnis eine Art Neubestimmung des Noise-Rocks zu spielen, sind auch diese Zeiten im Grunde Geschichte. Belgiens Ilydaen machen seit 2011 mit im großen (kleinen) Post-Noise-Rock-Reigen. Ihr zweiter Longplayer "Maze" beendet nun aber erstmals ein paar frühere Soundexperimente und lässt sich komplett auf den höchstmöglichen Druckfaktor ein.

Das bedeutet dann vor allem, dass Schlagzeug, Bass und Beats weitaus konsequenter nach vorne streben, als im Genrekompass vorgesehen ist. Und diese Prominenz ist auch bitter nötig, da Ilydaen in guter alter Noise-Rock-Tradition – von Big Black über Unsane bis hin zu Russian Circles – zu dritt agieren. Entsprechend viel zu tun hat Gitarrist Daniel Schyns, und er löst die Aufgabe auf der Bühne wie im Studio ähnlich wie Kerrettas David Holmes, indem er verschiedene live gespielte Loops übereinandersamplet, bis es Freispiel gibt für die nächste Breitwand-Attacke. Ergo klopft sich nach dem noch etwas zurückhaltenden "Lux" erstmals "1 121" durch jede Menge schlierende, schleifende Gitarren, abgestoppte Achtelnoten und Dickhosen-Riffing, bevor der große melancholische Rollback heiser beschrien wird und sich auch sonst so gar nicht vom Kopfnicken abhalten lässt.

Was man auch vom restlichen "Maze" wahrlich nicht behaupten kann. Zwar erreicht die Produktion nicht ganz die Tiefenfrequenzen, die eben etwa Kerretta für sich entdeckt haben. Aber dennoch bieten Songs wie "Breach" und "Daedalus" noch Vehemenz genug, um Ilydaens Zweitwerk zu einer ziemlich kompromisslosen und kompressionsreichen Angelegenheit zu machen. Dass die Beats dennoch auch sehr schön hüpfen und die Bässe slidende Läufe spielen können, stellt der abschließende Achtminüter "Shelter" noch einmal klar – für all diejenigen, die den zurückliegenden Varientreichtum von "Maze" nicht ganz registriert haben, da er als dicht pulsierende Wuchtbrumme durch die Synapsen gefegt ist. Was zwar ein sehr spezieller, allein deshalb aber gewiss nicht unwillkommener Gefühlszustand ist.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 1 121
  • Breach
  • Daedalus

Tracklist

  1. Lux
  2. 1 121
  3. Curves and saeptumes
  4. Argon walls
  5. Breach
  6. Quandary
  7. Sokkole
  8. Daedalus
  9. Shelter
Gesamtspielzeit: 43:25 min

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Jennifer

2014-11-25 21:45:55

Frisch rezensiert. Meinungen?

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