Purple - 409

Play It Again Sam / PIAS / Rough Trade
VÖ: 07.11.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Punk, Punk, Komma, Strich

Ob als Blondine, Neon-Violetta oder auch mal als rassiger Rotschopf – wer Purple-Frontfrau Hanna Brewer hinter ihrem Drum-Set zuschaut, bekommt nicht nur optisch etwas geboten. Denn wenn die junge Dame auf ihre Snares einprügelt und dabei fast alle Songs ziemlich astrein ins Mirko krächzt, wirkt das zwar einerseits überhastet, aber auch herrlich naiv und ungestüm. So und nicht anders hat sich schließlich irgendwer diese Art Musik auch ausgedacht. Ruhig sitzen beim Hören? Vergesst das! Purple, das sind drei junge Musiker aus Beaumont, Texas, die ihr punkrock-'n'-rollendes Debütalbum kurzum und simpel nach der örtlichen Telefon-Kennziffer benannt haben und letztendlich nicht viel mehr wollen als Spaß. Euren, aber vor allem ihren. Selbst die Plattenfirma hat sich anscheinend mächtig anstecken lassen und haut dieses Album weit vor US-Release schon mal in die europäischen Musikregale, auch auf den UK-Markt.

Da junge Musiker sowieso meistens ungeduldig sind, machen Purple es dem Hörer nicht allzu schwer, in diese Platte reinzukommen. Wobei der tempomäßig noch relativ gezügelte, bluesinfizierte Rock 'n' Roll von "Wallflower" erst im Refrain zum ausgelassenen Headbangen animiert – dann aber ziemlich kompromisslos. "Double nickels" dagegen spurtet gleich in Hives-meets-Vines-Manier mächtig voran, ist beim Kurzstrecken-Sprint aber dennoch nicht ganz vorne zu finden. Denn ganz nach pragmatischer Natur geht das Dreigestirn auch bei der Single-Wahl clever vor: Zu einem 100-Sekunden-Distillers-Brecher wie "Thirteen" kann man nicht nur prima Pogo tanzen oder englische Zahlenfolgen wiederholen, man braucht als Band auch ein weniger üppiges Video-Budget. Auch "Target" spuckt noch einmal kräftig auf den Boden und zieht dabei seinen tollen Refrain gleich mehrmals durch die Pfütze. Gerade die Jüngsten aber wollen bekanntlich immer auch ein bisschen zeigen, was sie alles können. Und tatsächlich: Nur mit Rotz 'n' Roll gibt sich auch das juvenile Trommel-Früchtchen Brewer samt Sandkastenrockern nicht vollends zufrieden.

In dem zerfetzten und befleckten Strampler, in dem Purple stecken, lässt sich zwar nicht allzu viel mit der Umschreibung "auffallend üppiger Facettenreichtum" anfangen, allerdings groovt "Beach buddy" dann doch ganz entspannt zwischen Strokes und Clash in Richtung Sonne – hier darf Gitarrero Taylor Busby mal den Leadsänger geben. Immerhin also wird nach erneuten Eskapaden, wie dem treffend betitelten "Liquor", am Strand regeniert. Um nochmal schnell Zahlen zu liefern: Dieses "409" ist nun gerade einmal 23 Minuten alt. Doch auch das hat seine Gründe: Denn die zehn der letzten beiden Stücke haben es mehr als in sich. Während der klassische Rocker "New born" noch Luft für einen der frischen Bassläufe von Joe Canariato lässt, weiß man ab Minute 2:30 des Sechsminüter-Arschtritts namens "DMT" nicht mal mehr, wie alt man ist. Egal. Schweiß wegwischen, grinsen. Manchmal tut es eben auch Musik, ähnlich simpel wie damals beim Malen im Kindergarten: Punk, Punk, Komma, Strich – fertig ist das Spaßgesicht.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Double nickels
  • Target
  • DMT

Tracklist

  1. Wallflower
  2. Double nickels
  3. Leche loco
  4. Beach buddy
  5. Thirteen
  6. Target
  7. Head on the floor
  8. Liquor
  9. New born
  10. DMT
Gesamtspielzeit: 33:41 min

Im Forum kommentieren

Nicko

2015-02-23 10:09:43

Das Album ist da und ist für wahrlich gut befunden. Das passt zum bevorstehenden Frühling!

Nicko

2015-02-21 15:03:05

Gestern live in Berlin gesehen: sehr geil, das Album muss her.

Jennifer

2014-11-18 21:13:02

Frisch rezensiert. Meinungen?

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