Wildbirds & Peacedrums - Rhythm
Leaf / IndigoVÖ: 07.11.2014
Schlagende Verbindung
Es ist doch immer wieder schön, wenn ein Albumtitel auch Programm ist – also nicht etwa dies da, sondern eher das hier. So auch bei Wildbirds & Peacedrums: Für seinen vierten Longplayer "Rhythm" hat das schwedische Duo in der Tat so manches abgespeckt, was auf den vorherigen, in Deutschland nicht veröffentlichten Alben für Abwechslung sorgen sollte. Übrig bleiben wie auf dem Debüt "Heartcore" hauptsächlich Mariam Wallentins Gesang und Andreas Werliins Schlagwerk. Komplettiert durch einige zusätzliche tief brummende oder hoch scheppernde Frequenzen, wenn sie denn (selten) gebraucht werden, ist "Rhythm" damit eine der konsequentesten und kickendsten Veröffentlichungen, die die Eheleute bis dato aus dem Revers gefeuert haben.
Laut Promotext zudem größtenteils als First takes aus der Hüfte geschossen, versammelt "Rhythm" eine exorbitante Energie, deren Geheimnis die genau richtige Mischung aus Konterpercussions sowie dick und feist daruntersitzenden Drums ist. Das markiert dann auch den größten Unterschied zu den von Vermählung bis Instrumentenverteilung beinahe beängstigend vergleichbaren The Creatures. Denn während Siouxsie Sioux und (Ex-)Ehemann Budgie ihr Drums-and-voice-only stets weltmusikalisch und / oder -melancholisch aufpeppten, regiert auf "Rhythm" ein beinahe harsch ausgestellter Beat- und Popwille. Zudem sind Wallentins Vocals durchaus variabler als die der großen Sioux, dafür aber auch leichter zu verorten. Soul, Gospel und dezente Vocal-Jazz-Takte prägen ihren Gesang und damit auch die jeweiligen Stimmungen der Songs.
So spielen "Gold digger" und "The unreal vs the real" einen auf die Genre-Kernkompetenzen – eben Gesang und Beat – zurückgedampften TripHop, benötigen dafür aber eingangs erwähnte Bassfrequenzen, um die Stimmung so richtig ins Schwarzweiß kippen zu lassen. "Who I was" hingegen ist ein untergründig tickerndes Synkopen-Gebet, zu dem Werliin seine stets knallende Snare auf so ziemlich alle ungeraden Zählzeiten schnippt, die der Song so aufzubieten hat. "Mind blues" und das eröffnende "Ghosts & pains" lassen Wallentins Stimmbändern mehr Spielraum, was diese durch eine Steigerung an Offbeat-Betonungen und somit rhythmischem Teamplay quittiert. "Keep some hope" schließlich schmiegt sich noch am deutlichsten an The Creatures an, ein wenig Siouxsie kreucht und fleucht hier tatsächlich durch Wallentins Stimme. Zugleich geht der Song aber in einem derart eindeutigen Pop-Refrain auf, dass es (selbst) der Ice-Queen einen Schauer über den Rücken jagen dürfte.
Gepaart mit einer voluminösen, gar hämmernden Produktion, hält "Rhythm" somit zu jeder Sekunde, was der Titel verspricht. Kein Problem, denn schließlich ist Kompression bei einem derart aufgeräumten Instrumentenpark weitaus unbedenklicher als bei Bratgitarren und Konsorten. Stattdessen zeigen Wildbirds & Peacedrums in den flippigen Momenten, dass man für Acid Jazz und Jungle nicht gleich, wie etwa Red Snapper, den Drum 'n' Bass-Zerstörer anschmeißen muss. Und wenn es wie zum Schlusstrack atmosphärisch urweltlich herumdüstert, so stehen Tu Fawning auf dem nächsten Grabes-Hügel und rütteln ihre Veitstanz-Tambourine. Recht so, denn bei derart guter Gesellschaft ist jeder Schlagabtausch ohnehin nur das nächste schlagende Argument.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Gold digger
- Who I was
- The unreal vs the real
- Keep some hope
Tracklist
- Ghosts & pains
- The offbeat
- Gold digger
- Mind blues
- Who I was
- Soft wind, soft death
- The unreal vs the real
- Keep some hope
- Everything all the time
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Jennifer
2014-11-12 22:58:39
Frisch rezensiert. Meinungen?
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- Wildbirds & Peacedrums - Rhythm (1 Beiträge / Letzter am 12.11.2014 - 22:58 Uhr)