Restorations - LP 3

Side One Dummy / Cargo
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Album_neu_final_final_#

Es gab Zeiten, da war es schwierig mit der Gitarrenmusik. Anfang der Nuller-Dekade zum Beispiel, als sie uns mit all den New-Metal-Verbrechern und ihren x-ten Klonen beglücken musste, nur weil Punkrocker, Grunger und Emorock-Veteranen ein wenig schwächelten. Auch nach der neuen Britrock-Welle, Mitte des Jahrzehnts, musste man sich erst einmal orientieren und ein wenig tiefer im Untergrund fischen, um ausreichend erfrischt zu werden. Nicht selten wurde der Gitarre in all den Jahren gar der klammheimliche Tod prophezeit, doch hat sie sich letztendlich immer wieder aufs Wesentliche besonnen und dabei auch alte Helden belebt. Wiederhören macht gewiss Freude, ist aber nicht immer eine wirklich gute Idee gewesen. Schön aber, dass Gitarrenklang seit geraumer Zeit wieder frisch ist und auch junge Bands wie Restorations es sich zur Passion gemacht haben, vertraute Klänge früherer Tage zu einem zeitgemäßen, eigenständigen Ganzen zu vereinen.

"Seperate songs" etwa ist so ein wunderbares Kleinod des Fünfers aus Philadelphia, das diese leicht vertrackte Neunziger-"Emosphäre" ins Popgewand eines neueren Jimmy-Eat-World-Stücks steckt, bis Sänger Jon Loudon dann zeigt, dass er stimmlich wohl auch sämtliche Hot-Water-Music-Songs beherrscht, sollte Chuck Ragan mal eine Tourpause brauchen. Der Schlusstrack "It's not" belegt am deutlichsten den Mut, mit dem Restorations ihren klanglichen Facettenreichtum nach außen tragen: An klassischen Americana-Riffs und einer Country-Gitarre aufgezogen, schaukelt sich das Stück zunächst langsam in die Höhe, bis ein Feuerwerk-Finale die verbleibende Luft mit Rauch erfüllt. Eindringlich schwurbeln die Gitarren auch im Widerhaken-Opener "Wales", und das grandios-melodiöse "Tiny prayers" belegt mit Ohrwurm-Riff, dass auf diesem Album häufig Rival Schools für den warmen und dabei doch vor Energie überschäumenden Sound hätten Pate stehen können.

Während "Most likely a spy" etwas näher bei Midwest-Vorreitern à la Sunny Day Real Estate bleibt, bauen Restorations um ihr "No castle" die Klangwand immer höher und jagen dann eine heulende Gitarre durch die (Nicht-)Schlossmauer, bis auch der hektische Rhythmus kapitulieren muss. Dagegen liegt im Falle der beiden bedächtigen, etwas reduzierteren "All my home" und "The future" die Meinung nahe, dass The Gaslight Anthem jüngst so ähnlich hätten klingen können – vorausgesetzt, Brian Fallon wären derart gute Songs geglückt. Keine Frage, das nach "LP 2" folgerichtig "LP 3" betitelte neue Werk ist das bisher ausgereifteste Paket der Amerikaner – und nicht nur für Freunde der aufgeführten Referenz-Künstler zu empfehlen. Und wer Gitarrenmusik anno 2014 derart unangestrengt und mit einer solchen Selbstverständlichkeit interpretiert wie Restorations, der hat natürlich auch kein Problem damit, den "Album_neu_final_final_#"-Ordner mit den fertig gemixten Aufnahmen am Ende einfach "LP 3" zu nennen.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Separate songs
  • Tiny prayers
  • The future
  • It's not

Tracklist

  1. Wales
  2. Separate songs
  3. Misprint
  4. Tiny prayers
  5. All my home
  6. Most likely a spy
  7. No castle
  8. The future
  9. It's not
Gesamtspielzeit: 40:27 min

Im Forum kommentieren

El_Rodruez

2018-05-18 17:49:04

Endlich!
Nach den zwei sehr guten Songs die auf man 2016 auf Bandcamp zu hören kriegte kommt im September ein neues Album raus. LP5000, da freu ich mich schon sehr drauf.

Karlchen Klimpel

2014-12-08 10:57:42

Muss allerdings auch sagen, dass mich die Rezi hier in die Irre geleitet hat, insbesondere auch die Referenzen. Da haben eric und ich wohl komplett andere Filter im Ohr...

Karlchen Klimpel

2014-12-08 10:41:04

"Seperate Songs" gefiel mir so ganz gut aber auf Albumlänge ist dieser pompöse Stadionrock mit Alternative-Einschlag ja nur schwer zu ertragen. Schönes Cover-Artwork immerhin.

rainy april day

2014-11-26 22:27:16

Nichts für die Jungs auf der ewigen Suche nach dem neuen, heißen Scheiß. Trotzdem gute Songs.

captain kidd

2014-11-26 08:29:14

lahmer alternativrock ohne irgendwas. so etwas gehört seit 1998 eigentlich verboten.

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