Alex G - DSU
Lucky Number / [PIAS] Cooperative / Rough TradeVÖ: 07.11.2014
Blood, sweat & fears
Alex Giannascoli, besser bekannt als Alex G, ist quasi das Paradebeispiel dafür, was aus einem jungen Menschen werden kann, wenn er die Macht der Vernetzung erkennt und für sich gewinnbringend einsetzt. Ein Musiker braucht mittlerweile keinen Plattenvertrag mehr, um gehört zu werden, und MySpace wurde längst abgelöst von Plattformen wie SoundCloud oder Bandcamp. Mitterweile kann sich der 21-jährige Singer-Songwriter aus Philadelphia sogar zugegebenermaßen ein paar Spinnereien leisten: Ein paar der vielen, vielen Veröffentlichungen auf seiner Bandcamp-Seite bietet er für 123 oder auch für schlappe 200 Dollar an – dafür gibt es nur einen oder zwei Songs, sei noch angemerkt. Dabei ist er nach wie vor ein Schlafzimmer-Musiker, einer, der seine Musik mit den minimalsten Mitteln in den eigenen vier Wänden aufnimmt. So klingt sie, so soll es sein. Und deshalb tönt auch sein neues Werk "DSU" so wunderbar lo-fi-mäßig, dass es fast ist, als würde man nur ein Zimmer weiter nebenan sitzen.
Alex G macht Musik für Leute seines Alters: Menschen, die glauben, alles zu wissen, ihren eigentlichen Platz im Leben aber noch gar nicht gefunden haben. Schon der Opener "After ur gone" ist ein einziger Gegensatz in sich, wenn die kratzend-aufheulenden Gitarren sich mit dem starren, beinahe schon monotonen Schlagzeug vereinen und Giannascoli mit heller, schüchtern wirkender Stimme zu singen beginnt. Etwaige Fehler oder krumme Töne lässt er bewusst stehen, sie gehören zum Album wie jedes andere Instrument auch. Menschlich wirkt das, manchmal für sein Alter typisch ironisch, und doch auch verletzlich. So stimmt der Rhythmus an so mancher Stelle im spacigen "Icehead" nicht, und genauso verpasst er im mehrstimmig aufgenommenen "Harvey" hier und da den richtigen Einsatz – das macht alles gar nichts.
In "DSU" steckt Alex G in jeder Note – trotz der rohen Produktionsweise merkt man dem Album die Arbeit an, die in ihm steckt, den Schweiß, die Hoffnung auf etwas Großes und die Angst vorm Versagen. Neben eher bruchstückhaften Songs wie dem melodischen "Skipper" oder dem Piano-Instrumental "Tripper" über das niedergeschlagen-düstere "Sorry" gibt es aber auch echte Überraschungen: Die Funk-Nummer "Promise" klingt, als würde Stevie Wonder zu "Superstition"-Zeiten die kurzen Melodien in den Szenewechseln von "Seinfeld" komponieren, setzt sich innerhalb weniger Sekunden aber nachhaltig im Gehörgang fest. "Black hair" könnte auch direkt aus den 90ern stammen, und "Boy" kann man sich fast auf irgendeiner Platte von Mike Kinsella vorstellen, bis die kleine Klavierfolge am Ende für einen letzten Augenblick des Erstaunens sorgt. Das große Highlight von "DSU" aber ist "Hollow", zugleich auch der längste Song in der Tracklist, der hier in seiner Intensität einmalig ist. Die Neugier ist geweckt, die Spannung groß – dabei hat die Zukunft von Alex G gerade erst begonnen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- After ur gone
- Harvey
- Promise
- Hollow
Tracklist
- After ur gone
- Serpent is Lord
- Harvey
- Rejoyce
- Black hair
- Skipper
- Axesteel
- Sorry
- Promise
- Icehead
- Hollow
- Tripper
- Boy
- Soaker
- Waiting for you
Im Forum kommentieren
420
2014-11-15 16:46:14
Ganz nice bis jetzt - werd sie mir wohl holen.
Mein Favorit ist immer noch "Nintendo 64" ;-)
Jennifer
2014-11-12 22:54:46
Frisch rezensiert. Meinungen?
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