Adam Cohen - We go home

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Lass mal knutschen!

"They tried to take Manhattan / They'd loved to take L.A. / And storm the Playboy Mansion / And make ashes of the gay": "Uniform" beginnt herrlich geklimpert, Adam Cohen setzt sanft und erzählerisch ein. Es geht um einen Krieg, ums Aufstehen und die Wehrhaftigkeit – von Chören getragen naht der Refrain: "Raise your voice if you got one / Raise your arms to the anthem." Der Gitarrenanschlag wird fester, wenn Cohen weitere Mitstreiter sucht. "You don't need a uniform", und wirklich ein jeder darf sich dem Widerstand anschließen. Zugegeben: Für sozialaktivierende Ansprachen dieser Art ist der Rezensent wohl ein wenig überempfänglich. Als er den Track beim Prelistening auf Schleife laufen ließ, schritt seine Freundin ein: "Ein bisschen überpathetisch, meinste nicht?" Erwischt! Recht hat sie.

Wo man über Adam Cohens viertes Solowerk "We go home" auch liest, überall wird die Emanzipation vom väterlichen Erbe hervorgehoben. Und ja, Papa Leonard hat sich derart schmalzige Lyrics kaum einmal geleistet. Ja, der Bub hat seine eigene Herangehensweise an die Musik nun offenbar gefunden. Das war auf "Like a man" noch nicht der Fall. Und Schmalz hin oder her: Wenn das Herz spricht, spricht dann nicht immer die richtige Stimme? Klar, wenn sich Sound und Thema zu sehr dem Kitsch nähern, dann ist der Schiffbruch vorprogrammiert. Cohen aber vermeidet das Unglück. Mehr noch: "We go home" ist ein in seiner Aussage, in der Ansprache und im Arrangement überaus konsistentes Album. Stück für Stück ergibt sich ein Ganzes, und was im Einzelnen scheinbar ins Übermäßige ausreißt, bleibt im Ganzen gemäßigt.

"Swear I was there" eröffnet mit zittrigen Gitarren, bevor ein Piano übernimmt und Cohen beteuert, er habe die ganze Zeit gewartet. Der Chorus kommt beißend wie die Sehnsucht: "And twenty four more cigarettes went in and out of my lungs." Als schließlich das Geigengewitter einsetzt und Cohen, mehr kreischend als singend, die Hoffnung immer noch nicht begraben möchte, plötzlich Gänsehaut: "Oh baby baby please don't become a memory." Umgeben von finsteren Pianoklängen befindet sich Cohen in "What kind of woman" im Zwiegespräch mit dem Allmächtigen. Er hadert mit dem Schicksal, doch wird ihm das Prinzip von Saat und Ernte gewahr: Als ehemaligem Gigolo will ihm die Richtige nun einfach nicht begegnen. "In the name of all that's mighty / Give me love Aphrodite", klagt der Sänger getragen vom jammernden Cello.

Ja, "We go home" ist pathosgetränkt, ist oft an der Grenze zum Kitschigen, aber es unterliegt der Herzensaussage eines Mannes, der erst lernen musste, wie er mit seiner eigenen Stimme schreit. Das allein schon verdient alle Achtung. Wie Cohen über elf Titel seiner pathetischen Eigenart treu bleibt, imponiert. Und wem es gelingt, die Stimmung der Platte aufzunehmen, der mag sich wie Cohen vielleicht selbst ein Stück weit näher kommen. Während der Rezensent hier tippt, hat sich die Freundin eben mit einem Bier vor die Sportschau geklatscht. Das ist glücklicherweise gelogen – in Wahrheit setzt er gut und gerne 'nen Fuffi darauf, dass zu "We go home" in Kürze noch geknutscht wird.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Uniform
  • What kind of woman
  • Swear I was there

Tracklist

  1. Song of me and you
  2. Too real
  3. We go home
  4. Put your bags down
  5. So much to learn
  6. Uniform
  7. Love is
  8. What kind of woman
  9. Fall apart
  10. Swear I was there
  11. Boats
Gesamtspielzeit: 36:56 min

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Dan der dann nicht kann

2014-11-13 15:59:51

wird auch Zeit, tolle Platte.

Jennifer

2014-11-12 22:54:02

Frisch rezensiert. Meinungen?

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