Pulled Apart By Horses - Blood

RCA / Sony
VÖ: 07.11.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Verwandlung

Es ist erst eine Woche her, als Kollege Henrik Beeke in seiner Rezension zu Monos "The last dawn" über den Zusammenhang zwischen Genre-Bezeichnungen und der ihnen zugrunde liegenden Stimmungen sinnierte. Eine treffliche Überlegung, die an dieser Stelle direkt weiter gesponnen werden soll. Dieses Mal geht es um die Ahnung, die ein Bandname von der zu erwartenden Musik vermittelt. Hinter dem Namen Full Of Hell wird zum Beispiel niemand sanften Indiepop erwarten. Ebenso bekommt man von einer Band namens Dead Hearts keine fragilen Singer-Songwriter-Nummern vorgesetzt. Und unter der Flagge von Pulled Apart By Horses – nebenbei bemerkt immer noch so ziemlich der beste Bandname aller Zeiten – vermutet man schließlich folgerichtig Krach. Ziemlich fiesen sogar. Und genau dafür ist die Band aus Leeds dann auch bekannt und beliebt.

So macht man sich im Falle des dritten Albums "Blood" eben auf krachend hingerotzte Hochgeschwindigkeitsbrocken irgendwo zwischen Alternative, Post-Punk und Hardcore gefasst. Und staunt binnen weniger Sekunden Bauklötze. Pulled Apart By Horses machen auf "Blood" nämlich den Samsa und ziehen ihren Sound mal eben gewaltig auf links. Aus den wüsten Krawallexzessen von früher sind inzwischen grungig-psychedelische Alternative-Rocker geworden. Und der Vollgas-Anteil wurde zudem auf ein Minimum reduziert. Das muss man erst mal schlucken. Und sich danach umso mehr an der neu entdeckten Liebe zu strukturierter Nachvollziehbarkeit erfreuen. Lässt man sich nämlich auf "Blood" ein, wird schnell klar, womit man es hier zu tun hat: mit einem schlichtweg starken Album. Schon der Opener "Hot squash" gerät dabei zu einem echten Highlight. Ein stoischer Auftakt, der einen gruseligen Rocksong voll abseitigem Sexappeal folgen lässt. Garniert mit halbrecherischen Melodien, die einen zwangsläufig in ihren Bann ziehen. Das hätten auch Ceremony auf ihrer letzten Platte nicht besser hinbekommen.

Ähnlich grandios geriert sich "Medium rare", dessen anfängliche Gitarrenfigur knietief im Pop verwurzelt ist und auch aus der Feder der Arctic Monkeys (!) stammen könnte. Zumindest bis Tim Hudsons Gesang einsetzt und der Song in einen unwiderstehlich kraftvollen Refrain abkippt. Der auch die Letzten davon überzeugen dürfte, dass man den Lärm von einst nicht wirklich vermisst. Ganz im Gegenteil, "Blood" verschafft sich mit jedem Durchlauf mehr Platz zur Entfaltung, gibt immer neue Highlights frei. "You want it" oder "Bag of snakes" etwa, die zur Abwechslung zwischendurch alte Trademarks einstreuen und merklich schneller Richtung Ziellinie poltern. Oder der vertonte Horrorfilm "Lizard baby", der lasziv-verstörten Gesang mit fiesen Gitarrenfeedbacks kombiniert. Und nicht zuletzt der Schlusstrack "Golden monument", der in beinahe großer Geste den Vorhang schließt.

Wenn der dann zu ist, ist endgültig klar, dass dieses Album so einiges zu bieten hat. "Blood" ist zugleich Pop und verstörender Horror-Soundtrack. Es gibt sich zutraulich und gleichzeitig kratzbürstig. Ohne den Fokus zu verlieren, wird dieses Album zu einem enorm abwechslungsreichen Parforceritt, der manche zwar zunächst auf dem falschen Fuß erwischen dürfte, aber schlussendlich doch begeistert. Auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: ein grandioses Album!

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hot squash
  • Lizard baby
  • Medium rare
  • Golden monument

Tracklist

  1. Hot squash
  2. ADHD in HD
  3. Lizard baby
  4. You want it
  5. Hello men
  6. Skull noir
  7. Grim deal
  8. Bag of snakes
  9. Outahead
  10. Medium rare
  11. Weird weather
  12. Golden monument
Gesamtspielzeit: 44:41 min

Im Forum kommentieren

Cinori

2014-11-06 01:49:26

Fehlt etwas an Höhen. Gitarren hören sich meist nur nach Powerchord an, bzw. Bass und Gitarren spielen zu oft das selbe. Ausserdem fehlt mir ein bisschen Dynamik. Erinnert mich an DZ Deathrays. 7/10

Armin

2014-11-05 23:38:25

Frisch rezensiert! "Album der Woche"! Meinungen?

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