Today Is The Day - Animal mother

Southern Lord / Soulfood
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das letzte Fünkchen Hoffnungslosigkeit

Im Rücken von "Animal mother" steckt ein dissonantes, lähmendes Crust/Noise-Messer, der das am finstersten Schimmernde aus Black-, Death- und noch schlimmeren Abarten von Metal entkernt und im trostlosen Today-Is-The-Day-Sound implementiert; dessen infernalische Verzweigungen tief in den Knochen, nein: in den Erdkern dringen, um Schichten von Schmerz, Brutalität und Chaos freizulegen. Steve Austin treibt es seit über 20 Jahren um, Kampfansagen zu artikulieren - ins Private, in die Gesellschaft, die Politik und in eigentlich alles Beklagenswerte hineinreichend. Today Is The Day stülpte Labels wie AmRep, Relapse und nun Southern Lord ihre über-harte Form von Brachial-Ästhetik über. Einzige Konstante: Sänger und Gitarrist Austin. Und seine stoische, pure Aggressivität, die ihn als einzige Ratgeberin zu seinem Instrument greifen lässt. Das nunmehr zehnte Studio-Album quillt über vor aufwühlendem, enervierendem Gitarren-Spiel, vor einem dumpfen Schlagzeug auf Hass programmiert.

Im Video von "Masada" grenzt die Symbolik an Satanismus. Der anstrengenden, fast Stroboskop-haften Ästhetisierung der Protagonisten haftet etwas Widerliches an, dessen sich der männliche Protagonist per Aufstoßen entledigt. In Farbe, Schattierung und Überzeichnung der Gesichter wird etwas Grelles spürbar. Präzise, wenngleich skizzenhaft und flüchtig. Das stumpfe Gitarren-Stakkato unterlegt das Bild, der von der Sonne aufgesplitterte Boden arrangiert sich mit dem Durst der Frau, die innerhalb weniger Augenblicke entweder in Flammen aufgeht oder betet. Im Album-Kontext erreicht der Hörer spätestens, wenn sich die Musik in "Masada" nach kurzem Zusammenbruch zum zweiten Mal aufbäumt, nach nicht einmal 25 Minuten Spielzeit die Schwelle zur Unzumutbarkeit.

Und das obwohl die Akustik-Version von "Outlaw" bereits im ersten Drittel des Albums zum entlastenden Ruhepol wird und damit eine veränderte Form der Merkmale der Krawall-Band in den Mittelpunkt rückt. Die vorherrschende Brachialität wird für einen kurzen Moment von kühlem, zappendusterem Flüstern unterdrückt. Der reduzierte Härtegrad schiebt die Energie kurz zur Seite, um einer eindringlichen und subtilen Aggression Raum zu geben; ausgelöst nicht durch überladene Verzerrung oder preschendes Schlagzeug, sondern durch schwelende und geladene Ruhe. Erinnerungen an den Abschluss von Converges "Axe to fall" werden wach. Dort brachte Neurosis' Steve von Till Converge zur Räson, indem er ihrem abwechslungsreichsten Album seine bitter nötige Pause verordnete.

Es wirkt nahezu würdelos, wie Today Is The Day sich mit letzten Kräften allem Negativen entgegenstürzen. Aufgerieben von dem Funken Hoffnungslosigkeit, der als wütender Begleiter der letzte Strohhalm ist. Ein asozialer Antrieb. Dieses fragile Gebilde aus Selbsttäuschung, Entmutigung und Depression kulminiert in Austins ekelhaft-kehliger Stimme, im Flüstern genauso erdrückend und Unwohlsein auslösend wie in den seltsam-tonlosen Ausbrüchen, sogar in den seltenen klaren Passagen ins Krächzen neigend. Hoffnungslos.

(Henrik Beeke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Outlaw (Acoustic)
  • Bloodwood

Tracklist

  1. Animal mother
  2. Discipline
  3. Sick of your mouth
  4. Imperfection
  5. Law of the universe
  6. Outlaw (Acoustic)
  7. GodCrutch
  8. Divine reward
  9. Masada
  10. Heathen
  11. Mystic
  12. The last strand
  13. Outlaw
  14. Bloodwood
Gesamtspielzeit: 44:25 min

Im Forum kommentieren

steve

2014-11-07 12:30:06

beim ersten Hören der Soundschnipsel werden Erinnerungen an "Temple of the Morning Star" und z.T. auch "in the Eyes of God" wach.
Zu dieser Zeit Zeit war ich fast ein Fanboy...Spätere Werke waren mir meist zu metallisch und einfallslos dahergeprügelt...Hab Sie u.a. anno 1999 in Berlin erleben dürfen, damals noch Herr Austin mit der späteren Mastodon Rhythmusgruppe! Als Vorband von Voivod und Neurosis! Lange ist es her...
Danke für die Erinnerung an mein biblisches Alter ;-).
Schglob die mussisch haben

Kaisercheesy

2014-11-06 17:54:19

Ein dicker, feister Brocken, aber so muß das sein.Weit jeseits von jeglichem Mainstream, so ziemlich das kaputteste was ich kenne.
Gute Platte

Armin

2014-11-05 23:40:19

Frisch rezensiert! Meinungen?

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