Slomind - Solar plexus
Eternal Sound / MembranVÖ: 17.10.2014
Gleich scheppert's!
Es gibt Orte, an denen man keinesfalls sein möchte. Zum Beispiel im Proberaum von Slomind. Wenigstens, wenn man den Worten von Frontmann Patrick Pagliaro glaubt, der unlängst sinngemäß zu Protokoll gab, er habe früher jedem Neuankömmling erst einmal die Fresse poliert. Klar, war ein Scherz – schließlich handelt es sich bei dem Quartett erstens um rheinische Frohnaturen, und zweitens illustriert derartiges Kokettieren mit der eigenen Schlagkraft vorzüglich das musikalische Wüten, das die Düsseldorfer schon 2013 auf der EP "Grown against the grain" eindrucksvoll in Szene setzten. Da japst der Hörer schon nach kurzer Zeit – nicht wegen eines Hiebes auf das hochempfindliche Nervengeflecht oberhalb der Magengrube, das "Solar plexus" den Titel gibt, sondern vielmehr ob massiven Stoner-Rocks inklusive rabiater Infusionen.
Wo die amerikanischen Geistesverwandten Clutch den Blues-Drehzahlbegrenzer anwerfen, sind Slomind die Klügeren und kippen nach. Und zwar mehrere Gallonen Motorenöl, bevor Phil Anselmo von Down oder Machine-Head-Brüllwürfel Robb Flynn es ihnen wegsaufen können. Bald brennt die Hütte lichterloh: Die Leads des Uptempo-Stampfers "No surprise" drehen so furios durch, dass es in der Tat keine Überraschung ist, wie hier die Halswirbel knacken. Das verbissene Riffing von "A twisted fantasy" bohrt sich danach noch eine Spur tiefer ins Hirn und fördert einen weiteren kolossalen Tobsuchtsanfall zu Tage – und jeder Anwalt, der Slomind wegen dieser überdeutlichen Anlehnung an Panteras "Walk" am Zeug flicken könnte, ist längst über alle Berge, weil ihn sonst der "Scary operator" holt.
Dass sich "Solar plexus" dabei nicht in – wiewohl großartigen – Grobschlächtigkeiten dieser Marke erschöpft, könnte an der Herkunft der Band liegen. Denn merke: Je länger die Theke, desto weiter reicht der Blick. Beziehungsweise das Gehör. Bis zu Wolfmother zum Beispiel, denen anschließend "The vision" die Ehre erweist. Und auch Truckfighters, Schwedens meiste oder zumindest schwerste Rock-'n'-Roll-Band, ist spirituell stets anwesend. Für ausgefeilte Intros und virtuose Fingerfertigkeiten bleibt trotzdem mehr Platz als genug – und wenn Slomind zwischendurch doch einmal auf die Bremse treten, halten sie das meist nicht allzu lange durch. Zum Glück, denn was wäre ein Album wie dieses ohne sechs Fuß tiefergelegte Gitarren und die so ruinösen wie imposanten Mosh-Parts eines Songs wie "Thru the eyes of God"?
Wie es auch anders geht, zeigen Slomind kurz vor Schluss mit bewundernswerter Konsequenz: "Perfect high" beginnt nicht nur als eindringlich-melodiöse Akustik-Miniatur – es ist auch eine. Samt perkussiver Spitzfindigkeiten, richtiggehendem Gesang, akzentuierten Streichersätzen und einem Spannungsbogen, der ohne jeden Radau auskommt. Das augenfälligste Indiz dafür, dass "Solar plexus" auch durch hervorragendes Songwriting überzeugt, ehe das Titelstück am Ende noch einmal alles krachend vor die Wand schmeißt. Ungeachtet des Titels zielt dieses Album also tödlich effektiv in den Bauch, und auch Pagliaro gibt sich zufrieden: "Bis jetzt ist alles cool, noch keine Spinal-Tap-Ereignisse." Aber die nächste Proberaum-Session kommt bestimmt. Jemand aufs Maul?
Highlights & Tracklist
Highlights
- No surprise
- A twisted fantasy
- Perfect high
Tracklist
- Scary operator
- No surprise
- A twisted fantasy
- The vision
- Mentality
- Thru the eyes of God
- Perfect high
- Solar plexus
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Armin
2014-11-05 23:40:02
Frisch rezensiert! Meinungen?
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- Slomind - Solar plexus (1 Beiträge / Letzter am 05.11.2014 - 23:40 Uhr)