Homeboy Sandman - Hallways

Stones Throw / Groove Attack
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10
10/10

Alte Schule

Es ist, wie es ist: Während viele Rap-Nasen mit Texten aus dem Niveaubunker und stumpfen Beats ihrem Kontostand beim exponentiellen Wachsen zusehen können, segeln diejenigen, die wirklich etwas zu erzählen haben, oftmals unter dem Radar der Aufmerksamkeit. Auch Homeboy Sandman aus New York dürfte zu jenen Künstlern zählen, die in ihrer Karriere mehr Vokabeln benutzt als Dollars gemacht haben. Folglich ist der in Queens aufgewachsene Rapper wohl auch nur den wirklich Informierten ein Begriff. Auf seinem Label Stones Throw ist er damit ja nun wahrlich in bester Gesellschaft, so direkt neben Acts wie Madlib, James Pants oder Jonwayne. Dass sich an den beschriebenen Karriere-Missständen mit seinem fünften Album "Hallways" irgendetwas ändert, ist also höchst unwahrscheinlich.

Angel Del Villar II, so sein bürgerlicher Name, zelebriert auch auf "Hallways" lieber wortreich den stumpfen Alltag, als sich mittels überhöhter Gangster-Lyrik selbst zu profilieren. Das ist zwangsläufig ein sympathischer Gegenentwurf zu all dem Größenwahnsinn im Rap-Geschäft, auch wenn der natürlich irgendwie dazugehört. Die Geschichten, die Homeboy Sandman erzählt, sind oft persönlicher, manchmal aber auch humoristisch-satirischer Natur. Im besten Song der Platte, dem herrlich-reduzierten "Problems", reflektiert er auf ironische Weise seinen Ruf als Trend-Rapper: "Hipsters love independent movies / Shit, I love independent movies / Actually, I just like independent movies / So, I think I'm cool there." Sicherlich einer der besten Rap-Songs des Kalenderjahres, irgendwo zwischen Old-School-Beats und gespielter Lässigkeit.

Auch sonst kommt Homeboy Sandman auf "Hallways"ohne aufwändig aufgeblasene Beat-Konstruktionen aus, vielmehr findet der New Yorker in schicken, meist angenehm reduzierten Sounds eine solide Grundlage für seine mit Chuzpe vorgetragenen Kurzgeschichten. In seinen cleversten Momenten verbindet er also die Vergangenheit und die Gegenwart des HipHop und definiert damit gleichsam, was in der Zukunft möglich ist. Das kurze "America, the beautiful" gerät so zu einer messerscharfen Abrechnung mit notorischen Nörglern und Schwarzmalern, in "Heaven too" überträgt er ebenjene reflektierte Sichtweise auf sein eigenes Dasein: "Just dealin' with my hellish moments / Sometimes it's hard to see that there's a Heaven too." Vielleicht fällt Homeboy Sandman dies ja leichter, wenn man ihm und seiner gelungenen Rap-Interpretation mehr Aufmerksamkeit schenkt. Dass er diese verdient hat, steht nämlich vollkommen außer Frage.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • America, the beautiful
  • Heaven too (feat. Oh No)
  • Problems

Tracklist

  1. 1, 2, 3
  2. America, the beautiful
  3. Loads (feat. Blu)
  4. Refugee
  5. Activity
  6. Heaven too (feat. Oh No)
  7. Problems
  8. Grand pupa
  9. Personal ad
  10. Stroll
  11. Unraveling (feat. Jozef van Wissem)
  12. Enough (feat. J-Live & Kurios)
Gesamtspielzeit: 41:48 min

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Armin

2014-11-05 23:39:08

Frisch rezensiert! Meinungen?

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