
Friedrich Liechtenstein - Bad Gastein
Heavy Listening / Staatsakt / Rough TradeVÖ: 17.10.2014
Endlich Künstler
Es ist nicht alles supergeil, was glänzt. Und trotzdem führt Friedrich Liechtenstein sicherlich momentan ein ziemlich geiles Leben. Erst swingte sich der Berliner Lebenskünstler zu Beginn des Jahres mit einem Werbespott zum Hipster-Papst empor, dann veröffentlichte er das post-ironische Fotobuch "Selfie Man", und nun schieben er und das (supergeile) Staatsakt-Label kurzerhand eine Langspielplatte hinterher. Doch wird hier nicht bloß die Kuh gemolken, solange sie noch Milch gibt. Liechtenstein, gebürtig Hans-Holger Friedrich, präsentiert sich auf seinem dritten Musikalbum als facettenreiche Kunstfigur, die auch die Schattenseiten des Lebens kennt. "Bad Gastein" ist vieles, nur nicht supergeil.
Und genau das ist auch gut so, will Performer Liechtenstein auch in Zukunft noch als Künstler ernstgenommen werden. Gemeinsam mit dem Produzenten-Duo Carl Schilde und Anselm Venezian Nehls hat der Sänger ein flirrendes, wehmütiges Album aufgenommen, das ironisch und dabei doch ziemlich nachdenklich daherkommt. Da wird in epischer Breite vom "Badeschloss" berichtet, von einem vollkommenen und paradiesischen Ort. Liechtensteins vibrierende Sprechstimme breitet sich über einen weichen Klangteppich aus, im Refrain wird ein melancholischer Chanson angestimmt.
Auf "Bad Gastein" geht's um die unendliche Sinnlosigkeit des Seins. Es geht um den ganz normalen Terror, der im Alltag lauert. Es geht um die Illusionen von Schönheit und Reichtum. Liechtenstein schickt dafür jedoch nicht nur seine sonor summende Stimme ins Rennen, sondern den ganzen bärtigen Kerl. Mit seinem Album entschleunigt Liechtenstein, er groovt mal zu futuristischen Orgel-Sounds und leisen Minimal-Beats, landet bald im Nujazz, und kommt mit flackerndem Streicher-Pop nach 45 federleichten Minuten zum Ende.
Höhepunkte gibt es dabei zuhauf, rauspicken ist nahezu unmöglich, schließlich ist "Bad Gastein" konsequenterweise ein Konzeptalbum. Liechtenstein breitet surreale Traumgeschichten aus, tänzelt zum Electro-Swing des Produzenten-Duos, hat eine klare politische Aussage, spielt auf allen Kanälen, ist der "Selfie Man". Liechtenstein ist Spiegel und Provokation zugleich. Und hat mit seinem Werbespot das gemacht, was schon Pop-Verweigerer Blixa Bargeld gemacht hat. Bei Liechtenstein ist die Chronologie anders.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Das Badeschloss (Made for the future)
- Kommissar D'Amour
- We have all the time in the world
Tracklist
- Die Auffindung des Wildbades Gastein
- Goldberg & Hirsch
- Das Badeschloss (Made for the future)
- Elevator girl
- Kommissar D'Amour
- Belgique, Belgique
- Das Zimmer
- (They long to be) Close to you
- We have all the time in the world
- Take it with me
Im Forum kommentieren
Demon Cleaner
2014-10-29 10:11:17
7/10, ist das euer Ernst?
Hab gerade mal auf Spotify reingehört...naja, vielleicht bin ich auch grad einfach nicht in Stimmung.
lol
2014-09-30 15:22:22
erinnert mich an sebastien tellier
ipso facto
2014-09-01 12:59:03
Für Fans von Frank Zander!
master
2014-09-01 12:41:58
extrem ambitionierter kitsch. ungewöhnlich für germany
Mixtape
2014-08-31 18:55:11
Immer wieder amüsant, wer so heutzutage ein "Star" ist ...
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