Electric Six - Human zoo

Metropolis / Soulfood
VÖ: 17.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Everybody dance now

Oha, Electric Six haben endgültig den Funk entdeckt. Nicht dass die Detroiter Disco-Rocker auf ihrem zehnten Album die Gitarren eingemottet hätten, aber Sänger Dick Valentine groovt sich besonders in der ersten Hälfte durch funky Basslines und Achtel-Rhythmen. Bei "It's horseshit!" stellen sich die Röhrenhosen fast von selbst zur Schlaghose auf, und die Brustbehaarung sprießt von alleine. Gleich das folgende "Alone with your body" könnte als veritables Tom-Jones-Cover durchgehen. Das erinnert natürlich an die guten alten Zeiten, als Valentine im Video zum Queen-Cover "Radio gaga" als Freddie Mercury auf dessen Grab tanzte.

Ihr vermisst da bei all dem Glitzer und Blingblang das Testosteron? Den Schweiß von "Mustang"? Dann erinnert Euch an das Versprechen vom Anfang, dass die Gitarren nicht versteckt wurden. Es wird in der zweiten Hälfte des Albums eingelöst. Der Übergang vom Östrogen zum Testosteron ist wie in der Natur fließend: Bei "(Who the hell just) Call my phone?" legt Dick erst seinen Bariton ein paar Oktaven tiefer. Bei "I need a restaurant" klingt er dann sehr fordernd und das Schlagzeug zusammen mit den nun endlich krachenden Gitarren unterstützen die Forderung. Auch bei "Good view of the violence" sind die Saiteninstrumente wieder präsent und uptempo. Genau wie der Chor im Refrain. Der Chor? Ja genau, der Chor. Noch so ein Zugeständnis an den Funk. Und an dieser Stelle muss man gestehen: Mit dem reinen, dem echten Testosteron wird es auf "Human zoo" nichts mehr.

Immer wieder blitzt der Discobeat durch und lockt die Tanzfläche. Wenn Ihr Leder wollt, müsst Ihr dieses Mal wohl zu Turbonegro gehen. So sieht's aus. "Human zoo" orientiert sich eher an "Eye contact" von "Heartbeats and brainwaves" als an "Pulling the plug on the party" von "Switzerland". "Human zoo" greift auch nicht so offensiv in die Effektekiste wie "I shall exterminate everything around me that restricts me from being the master". Und Electric Six sehen gut dabei aus. Sie liefern ein wunderbar energiegeladenes – nicht brachiales – Album ab, mit dem sie ein bisschen an Discoklassiker wie "Danger! High voltage" oder "Gay bar" anknüpfen können. Vor allem "Gun rights" hat sicher das Potenzial dazu: ein ungemein tanzbarer Stinkefinger in Richtung National Riffle Association. Everybody dance now!

(Kerstin Petermann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gun rights
  • I've seen Rio in flames
  • The afterlife

Tracklist

  1. Karate lips
  2. It's horseshit!
  3. Alone with your body
  4. Satanic wheels
  5. Gun rights
  6. I've seen Rio in flames
  7. (Who the hell just) Call my phone?
  8. I need a restaurant
  9. Worst movie ever
  10. I'm the devil
  11. Good view of the violence
  12. The afterlife
Gesamtspielzeit: 39:19 min

Im Forum kommentieren

Demon Cleaner

2015-10-09 18:33:37

Das ist ihr ELFTES Album? Krass. :-D
Bin gerade zufällig über die Rezension gestolpert, "Fire" fand/finde ich schon recht cool, aber hab sie in der Folge aus den Augen verloren.

Thinkman

2014-10-24 18:53:09

Zumindest "Gay Bar" und "Danger! High Voltage" könnte man eventuell von früher kennen.

Für alle, die "Human Zoo" interessant finden, unbedingt in die alten Scheiben reinhören. Da waren sie noch viel besser! ;-)

Frank Shankly

2014-10-24 13:01:39

interessant die Herren, noch nie von denen gehört, aber das sind ja wirklich arg unterhaltsame 40 Minuten.
Hätte ich das Album aber z.B. nur über Youtube entdeckt, hätte ich das direkt ma 30 Jahre früher einsortiert

Tom

2014-10-24 12:49:07

Gaybar gaybar gaybar. Eine Band für flippige Typen

Thinkman

2014-10-24 12:44:27

Ich bin begeistert, dass E6 überhaupt mal wieder berücksichtigt werden hier. ;-)

Meine Lieblingsband seit "Fire", mit der ich vor allem bei den letzten Alben viel gelitten hab, da die Qualität auf Albumlänge dann doch oft nicht so doll war wie auf den ersten 4 Alben. "I shall ex..." ist nach wie vor mein Highlight.

Ich find "Human Zoo" aber auf jeden Fall deutlich besser gelungen als "Mustang" oder "Kill" (ganz übel). Wobei ich "Gun Rights" tatsächlich skippe, weil's doch sehr nervt.

Meine Favourites sind "Satanic Wheels", "Worst Movie Ever" und "The Afterlife", welches mal wieder den typischen synthie-lastigen Abschluss des Albums bildet.

Jetzt fehlt nur endlich mal wieder ein Deutschland-Konzert, weil die live der Oberhammer sind. Hab sie mal auf der Jägermeister-Rockliga in Köln gesehen, wo sie allerdings nur 45 min spielen durften! Waaaaaahnsinn! ;-)

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