The Dø - Shake shook shaken

Embassy Of Music / Warner
VÖ: 24.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Im Neonlicht

Knietief im Pop. Einst startete das französisch-finnische Duo The Dø als gelenkige Indie-Rock-Hoffnung, getragen vom betörenden Charisma der Sängerin Olivia Merilahti und den lässigsten Hängematten-Kompositionen unter der brennenden Sonne des Jahres 2008. "A mouthful" kam damals so ziemlich aus dem Nichts und fand alsbald ein sehr positives Echo, sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum. Was man damals wohl noch nicht ahnte: The Dø verstehen sich im Grunde als astreine Pop-Gruppe, die eigentlich am allerliebsten den direkten Weg nimmt und sämtlichen Firlefanz außen vor lässt. Nach der gelungenen Übergangsplatte "Both ways open jaws" und starken Live-Auftritten sind Merilahti und ihr Kompagnon Dan Levy nun endlich in der musikalischen Straßenmitte angekommen. Also genau dort, wo Platz für große Refrains, ausladende Synthies und überbordende Emotionen ist.

Überraschend oder von ungefähr kommt das alles natürlich nicht: The Dø schüttelten seit jeher locker-flockig starke Melodien aus dem Ärmel, und das mit einer Leichtigkeit, die Arjen Robbens Alleingänge durch hanseatische oder römische Strafräume ins Gedächtnis ruft. Dass sich die beiden überzeugten Eklektiker irgendwann zu höheren Weihen berufen fühlen würden, war eigentlich immer klar. Der Folk-Anteil wurde nun fast restlos subtrahiert, dafür bekommt das Gros der neuen Stücke ein schickes Electropop-Kleidchen um den schlanken Leib geschneidert. Kratzt vielleicht weniger als noch auf dem Debüt, ist aber sehr wahrscheinlich auch konventioneller. Ein Schuss in den Ofen ist es dennoch ganz bestimmt nicht, dafür sind die Grundkonstanten dieses Duos schlichtweg zu überzeugend.

"Shake shook shaken" beginnt mit dem fleißig nach vorne marschierenden "Keep your lips sealed", einer semi-melodramatischen Club-Nummer, deren Beat auf zwingende und verführerische Art unter Beweis stellt, dass der soundästhetische Richtungswechsel dem Duo gut zu Gesicht steht. Die Instrumentierung des folgenden "Trustful hands" könnte auch prima einem Robyn-Song zugrunde liegen und mit "Miracles (Back in time)" haben The Dø dann wohl mal wieder so etwas wie einen Hit im Gepäck. Nicht der erste, wenn man sich mal an "On my shoulders", "The bridge is broken" oder "Too insistent" zurück erinnern möchte. Irgendwas ist da also in der DNA dieser Band, ein Gen, für das andere Künstler sonst etwas machen würden.

Im melancholischen Album-Highlight "Sparks" gehen die Konserven-Streicher und Merilahtis Stimme eine verheißungsvolle Liaison ein, aus der letztlich alle als Gewinner hervorgehen. Im weiteren Verlauf von "Shake shook shaken" ziehen The Dø immer öfter auch das Tempo an und schielen dabei mehr als nur verstohlen auf das Tanzparkett. Denn wenn das flackernde Neonlicht auf die dichten Bodennebelschwaden trifft, dann fühlen sich Merilahti und Levy 2014 richtig wohl. Was nicht heißen soll, das man nicht auch gute Introspektiven in petto hätte. In "A mess like this" erlaubt sich das Duo eine kleine, wohlverdiente Dancefloor-Pause und hebt in schwindelige Austra-Hemisphären ab. Wo genau sie wieder landen, dürfte jedem klar sein, der sich noch an den Beginn dieser Rezension erinnern kann.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Keep your lips sealed
  • Miracles (Back in time)
  • Sparks

Tracklist

  1. Keep your lips sealed
  2. Trustful hands
  3. Miracles (Back in time)
  4. Sparks
  5. Going through walls
  6. Despair, hangover & ecstasy
  7. Anita no!
  8. A mess like this
  9. Lick my wounds
  10. Opposite ways
  11. Nature will remain
  12. Omen
Gesamtspielzeit: 43:47 min

Im Forum kommentieren

sehr geiles Album

2014-12-02 01:55:47

ich kann es morgens, mittags, abends und nachts hören.
meine freundin (aber die blonde) mag das auch sehr gut leiden.

Michael

2014-12-02 01:44:42

Sehr, sehr gutes Album - für mich eine der größten positiven Überraschungen 2014.

Mr. Rail

2014-11-04 15:37:21


Geniales Konzert in Leipzig!
Album ist auch durchweg toll.

Sick

2014-10-23 21:43:22

Nicht ganz so gut wie das Debüt. Aber trotzdem hörenswert.

arambol

2014-10-23 20:52:11

Lykke Li,Austra und London Grammar als die ersten drei Referenzen, das hat natürlich neugierig gemacht. Okay, Scheibe angehört... schon der Opener ist zum niederknien. Auch "Sparks" ist ganz großes Kino. "Anita No!" ist auch ein Highlight. Dazwischen und danach keine Sekunde Langeweile. Platte-der-Woche-verdächtig.

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