Bush - Man on the run
SonyVÖ: 17.10.2014
Ein Pferd der Mittelklasse
Was erwartet Ihr denn, wenn man eine Band wie Bush zusammen mit den Produzenten Jay Baumgardner und Nick Raskulinecz (Alice In Chains, Deftones) ins Studio von Dave Grohl steckt? Naja genau, Breitwand-Grunge wie bei "Golden state". Die gleichen künstlich verzerrten Gitarren, das gleiche dominante Schlagzeug, Dynamikwechsel zwischen Midtempo-Strophe zu Uptempo-Refrain, die bei "The sea of memories" gefehlt hatten. Und dazu Gavins jaulende Vorliebe für eingängige Melodiefolgen. Das ist kein echter Schmerz, wenn Gavin Rossdale singt: "This loneliness is a killer". Dazu können Jung- und Alt-Alternatives in der wöchentlichen Indie-Disco die Köpfe schütteln. Deswegen ist "Man on the run" wie auf ein Pferd zu setzen, das vielleicht nicht sicher als erstes ins Ziel geht, aber ganz sicher auch nicht als letztes, sondern im sicheren Mittelfeld.
Auch 20 Jahre nach Grunge, auch fünf Alben nach "Sixteen stone" werden kraftvolle und eingängig produzierte Rockplatten noch gehen. Vor allem, wenn Tattoos und Nietenklamotten in jeder Einkaufsstraße hiesiger Innenstädte zu bekommen sind, ist Rock, der nicht weh tut, eine ziemlich sichere Lifestyle-Sache. Rossdale betonte im Vorfeld, dass jedes Lied des Albums auch live funktioniert – und recht hat er: Alle Stücke haben Refrains zum Arme in die Luft schmeißen. Von den Texten bleiben in erster Linie Signal-Vokabeln hängen: "Alone" und "Loneliness", "Dangerous", "Sin", "Injustice" und Sätze wie: "The war is over, the war has just begun." Sie suggerieren eine Ernsthaftigkeit und Düsternis mit einem gewissen Identifikationspotential. Darüber hinaus sind sie abstrakt bis pathetisch.
Hätten Bush sich nach der Reunion 2011 nicht neu aufstellen und sich damit von dem ewigen Neunzigerjahre-Grunge-Image befreien können? Aber warum denn, wenn es funktioniert? Solo hat Gavin Rossdale ja etwas leidlich Anderes versucht und ordentlich Dresche dafür bekommen. Da ist es fast konsequent, dass sich Bush nun wieder auf das besinnen, womit sie 1994 Erfolg hatten. Deswegen gibt es auf "Man on the run" wieder weniger Effekte, weniger Hall und mehr Dynamikwechsel als bei "The sea of memories". Und das ist gut so. So haben Bush neben allem Pomp und Stadionaffinität ihre Stärken nicht vergessen und Rossdales Gesang Raum für Melodien eingeräumt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Man on the run
- The gift
- The house is on fire
Tracklist
- Just like my other sins
- Man on the run
- The only way out
- The gift
- The house is on fire
- Loneliness is a killer
- Bodies in motion
- Broken in paradise
- Surrender
- Dangerous love
- Eye of the storm
- Let yourself go
- Speeding through the bright lights
- The golden age
Referenzen
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