This Will Destroy You - Another language

Suicide Squeeze / Cargo
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Silberstreif am Horizont

Stories darüber, wie schlecht oder gut es um das Genre Post-Rock steht, gibt es mittlerweile zur Genüge – dies soll keine weitere davon werden. Die texanische Band This Will Destroy hat ohnehin ihre ganz eigene Geschichte auf ihrem dritten Werk "Another language" vertont. Sie ist weitaus spannender, komplexer und emotional aufwühlender als alles, was man allgemein über Post-Rock sagen könnte. Über ein Jahr arbeitete das Quartett am Nachfolger des fantastischen, selbstbetitelten Debüts von 2008 und des drei Jahre später veröffentlichten "Tunnel blanket", einem düsteren, schweren Brocken von einem Album. Die Band erklärt, sie habe diese Zeit gebraucht: Es sei eine schwierige Phase gewesen, die man da vertont und schließlich kaum überstanden hätte. Sowohl das Kollektiv als auch die einzelnen Mitglieder seien daran fast zerbrochen. "Another language" wirkt daher wie ein befreiendes Aufatmen am Ende des Tunnels, wo die Dunkelheit endlich aufhört und ein warmer Silberstreif am Horizont das Gemüt erhellt.

Denn tatsächlich ist ihr drittes Album auch merklich positiver und weniger schwermütig gestimmt als ihre bisherigen Werke. Und weil mittlerweile jede Band im Post-Rock mit dessen oft wiederholter Leidensgeschichte gebrandmarkt wird, haben This Will Destroy You ihrem Stil einfach einen eigenen Namen gegeben: Zwar scheint "Doomgaze", die Kontamination von Doom-Metal und Shoegaze, auf den ersten Blick befremdlich, erweist sich beim Hören der neun Songs auf "Another language" aber als durchaus passend. Besonders "War prayer", das siebeneinhalbminütige Kernstück und große Highlight des Albums, macht deutlich, was es mit Doomgaze auf sich hat: Schicht um Schicht baut sich der Song langsam auf, bis sich im dichten Noise eine stattliche Wand errichtet, an der es kein Vorbeikommen mehr gibt. Fast zwei Minuten dauert es, bis hier wirklich was passiert, nur damit im Mittelteil wieder Ruhe einkehrt. Spoiler Alert: Das Ende hat es wieder ordentlich in sich.

Das Aufbau-Schema verfolgen This Will Destroy You auch in anderen Stücken: So startet "Invitation" etwa nur mit der scheppernd nach vorne jagenden Snare-Drum, bis sich plötzlich verzerrte Gitarren und sogar Synthesizer dazugesellen. Das mag zunächst höchst chaotisch klingen, entwickelt sich nach und nach aber zu einem der euphorischsten Momente des Albums. Er befindet sich damit auf Augenhöhe mit der zweiten Hälfte des Openers "New topia", in der sich ein lärmiger Sturm aus der eben noch vorherrschenden Ruhe erhebt und innerhalb kürzester Zeit alles wegfegt, was sich gerade noch gemütlich niedergelassen hat. Ähnlich ergeht es dem kratzig-apokalyptischen "Serpent mound", das die Ambienttöne von "Tunnel blanket" wieder aufgreift, sowie dem sphärischen "Memory loss" kurz vor Schluss, das kurzzeitig sogar an die Kollegen von Explosions In The Sky erinnert. Mit dem melancholischen "God's teeth" verabschiedet sich "Another language", Ruhe und Zufriedenheit kehren ein, Frieden und Glückseligkeit breiten sich aus – während die Sonne am Ende des Tunnels noch längst nicht unterzugehen droht.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • New topia
  • War prayer
  • Invitation

Tracklist

  1. New topia
  2. Dustism
  3. Serpent mound
  4. War prayer
  5. The puritan
  6. Mother opiate
  7. Invitation
  8. Memory loss
  9. God's teeth
Gesamtspielzeit: 47:06 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2014-10-23 12:02:24

Mich hat die Band ja nie so wirklich bekommen. Mal schauen, wie es mit dieser PLatte ist.

aussagen wie

2014-10-20 05:08:17

-das kollektiv und sogar einzelne mitglieder seien fast zerbrochen bei diesem album-

was für ein geschwafel!

Herder

2014-10-15 21:20:53

Eine gute Rezension von Jennifer, wobei ich bei der Benotung doch deutlich höher gegriffen hätte. Nun ja, Diskussionen über einen (oder zwei) Punkte hin oder her sind ja eher etwas müßig, deswegen lobe ich einfach mal den Entschluss, dass das Album überhaupt noch rezensiert wurde. Ich dachte schon, es würde hier vollends ignoriert werden.

Für mich nach wie vor das Album des bisherigen Jahres!

Max Power

2014-10-07 20:19:43

Ist eine sehr starke Platte geworden. Nicht so kompromisslos wie die Tunnel Blanket, dafür aber sehr viel eingängiger und abwechslungsreicher. New Topia, Serpent Mound und God's Teeth sollte man auch noch mal lobend erwähnen. Zur Zeit bei mir zwischen einer 8 und ner 9.

carpi

2014-09-26 19:29:36

Fand ja den Vorgänger "Tunnel blanket" sensationell, "Another language" kommt aber schon nah dran. Das oben genannte "War Prayer" gehört sicherlich zu den Highlights - einige der langsamen Tracks ("Mother Opiate") erinnern schon fast an "Bohren und der Club of Gore". Gute Platte auf jeden Fall!

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