The Tea Party - The ocean at the end

Inside Out / Universal
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nichts für Sarah Palin

Ein Kapitel aus "Alice im Wunderland", eine konservative politische Bewegung in den USA mit der fragwürdigen Galionsfigur Sarah Palin oder ein historisches Ereignis im Boston des Jahres 1773 – der Begriff "The Tea Party" weckt viele Assoziationen, aber selten musikalische. Nur in Kanada und Australien konnte sich die Band dieses Namens einen ebensolchen machen, der normalerweise nicht zuerst an andere Dinge denken lässt. Die neunjährige Album-Abwesenheit der progressiven Alternative-Rocker blieb hierzulande dann auch weitestgehend unbemerkt, was insofern überrascht, als dass die bisher letzte Platte dazu geeignet war, die Massen zu mobilisieren. Von ihrer manchmal als esoterisch geltenden Eigenwilligkeit war auf "Seven circles" jedenfalls kaum noch etwas übrig. Stattdessen dominierte ein an Selbstverleugnung grenzender Stadion-Rock, der neben banalem Pomp allerdings auch mitreißende Stücke wie "Stargazer" aufbot.

Ein ähnlicher, zum Single-Hit taugender Titel ist auf "The ocean at the end" jedoch nicht zu entdecken, denn The Tea Party verlassen den Weg des geringsten Widerstandes, auch wenn im Pressetext davon die Rede ist, dass das Album das wohl geradlinigste Material in der Karriere der Band enthalte. Wohl eher nicht. Zumindest im Vergleich mit "Seven circles" liefern The Tea Party ein deutlich farbenfroheres, vielseitigeres Album ab, das sich mehr an den ursprünglichen Stärken der Band orientiert. Und mit David Bottrill zeichnete schließlich jemand für das Mixing verantwortlich, der schon mit Tool, Dream Theater und Rush zusammengearbeitet hat. Das heißt allerdings nicht, dass "The ocean at the end" von widerspenstiger Komplexität wäre. Immer noch geht es recht beschaulich zu, gibt es auch mal schlichter geratenes Liedgut wie zum Beispiel "The maker" zu hören. Aber im Großen und Ganzen fallen die Kompositionen trotz konsumfreundlich portionierter Songlängen angenehm luftig aus, so dass sich auch Puristen des progressiven Lagers gut bedient fühlen dürften.

Problematisch ist eher, dass die meisten Songs nicht wirklich über ihren interessanten Ansatz hinauswachsen können. The Tea Party bewegen sich auf solidem Terrain, können aber kaum echte Höhepunkte setzen. Der Titeltrack verströmt beispielsweise eine an Pink Floyd erinnernde Stimmung, muss aber trotz der Beteiligung von Jethro Tulls Ian Anderson ohne erinnerungswürdige Momente vergehen. Immerhin tun die Kanadier über weitere Strecken recht ordentlich das, wofür sie erklärtermaßen wieder angetreten sind: frei von der Leber weg ihren eigenen Stil zu rocken. Richtig hängen bleibt dabei zwar neben "Black roses" dank eines eindrücklichen, von Jeff Martin wie immer sehr charismatisch intonierten Refrains sowie dem kernigen, orientalisch angehauchten "The black sea" nicht viel, aber ihrem eigenen Namen werden The Tea Party mit diesem Album definitiv gerecht. Und auch Sarah Palin darf die Band weiterhin geflissentlich ignorieren.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The black sea
  • Black roses

Tracklist

  1. The L.O.C.
  2. The black sea
  3. Cypher
  4. The maker
  5. Black roses
  6. Brazil
  7. The 11th hour
  8. Submission
  9. The cass corridor
  10. Water's on fire
  11. The ocean at the end
Gesamtspielzeit: 56:40 min

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VelvetCell

2014-10-21 22:44:56

Ja, bin auch gespannt wie es weiter geht. Bei "The Ocean At The End" allerdings bin ich mir mit meiner Wertung noch nicht sicher. Ich mag es, dass der Sound wieder "offener" ist. Und an einem Tag finde ich das Album richtig stark und am nächsten wieder nicht. Muss ich noch ein paar mal hören für ein abschließendes Urteil.

embele

2014-10-21 21:36:36

Bei "Seven Circles" gefielen mir nur die Tracks mit ungeraden Nummern, die anderen fand ich nicht so doll. "Interzone Mantras" war mir insgesamt zu lang.
Mir fällt aber auf, daß auch Du eine Steigerung erkennst, wenn auch nur minimal. Das stimmt wiederum, ich denke auch: da ist noch deutlich mehr Luft nach oben, mal sehen, wie es mit den Jungs so weitergeht.
Insgesamt bin ich mit dem neuen Album schon zufrieden, man kann es ohne Probleme durchhören. Und damit konnte man nach der langen Zeit, und zwei ziemlich verkorksten Soloalben des Herrn Martin, nicht rechnen.

VelvetCell

2014-10-21 10:08:34

Die "Seven Circles" mochte ich am Ende lieber als "Interzone Mantras". Beide sind aber in keiner Weise zu vergleichen mit "Splendor Solis" oder "Edges Of Twilight". Und auch "The Ocean At The End" kann nicht an diese zwei Meisterleistungen anknüpfen.

Splendor Solis 10/10
Edges Of Twilight 9.5/10
Transmission 8.7/10
Triptych 8.4/10
Interzone Mantra 7.6/10
Seven Circles 8.0/10
The Ocean At The End 8.2/10

embele

2014-09-24 20:53:37

Da gebe ich Dir auch recht. Mit den Klassikern ist das neue Album nicht zu vergleichen, obwohl sie viele Elemente dieser Ära wieder aufgreifen.
Es ist allerdings eine deutliche Steigerung zu den doch etwas enttäuschenden Alben "Interzone Mantras" und vor allem "Seven Circles" zu verzeichnen.
Es kommt halt immer auf die Perspektive an. Mir gefällt das Album nach mehrfachem Hören schon recht gut, und ich denke auch, daß es noch eine Menge Wachstumspotenzial hat.
Die Kurve zeigt bei The Tea Party m.M.n. wieder nach oben .

MM13

2014-09-24 19:13:08

aber mit the edges of twilight oder transmission kann das album einfach nicht mithalten,und mit meinem absoluten highlight a certain slant of light sowieso nicht.ich finde beim neuen album fehlt irgendwie das entscheidende etwas.

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