The Datsuns - Deep sleep
V2 Benelux / H'ArtVÖ: 10.10.2014
Langsam, aber sicher
Das mittlerweile sechste Album der Neuseeländer The Datsuns, aufgenommen innerhalb von zehn Tagen, sieht der Lead-Gitarrist Phil Sommervell tief im Seventies-Metal-Sound verwurzelt. Das wird allein anhand des Covers von "Deep sleep" nachvollziehbar. Keine Spur mehr von der Zurückgenommenheit mit Bandfoto in natürlicher Umgebung wie noch bei "Outta sight/outta mind". Dementsprechend ist die Verwunderung groß, warum ausgerechnet dieses Album ein knallbuntes ins All schießendes Raumschiff ziert. Denn musikalisch spielt sich viel im gediegenen Midtempo ab. Der quirlig-überdrehte Hakenschlag-Rock, der von Anfang bis Mitte der 2000er für Stücke wie "MF from hell" und "Blacken my thumb" typisch war, ist hier bis auf Ausnahmen wie "Looking glass lies" und "Shaky mirrors" passé.
Auch Sänger Dolf de Borst ist nur noch selten in Höhen unterwegs, in denen er das stimmlich Exaltierte in den Vordergrund rückt wie noch zu Zeiten des selbstbetitelten Debüts. Mit den Jahren hat er die gesanglichen Kapriolen weitgehend zugunsten einer reiferen Ausdrucksweise aufgegeben, statt sich im Vordergrund zum Teil deplatziert neben der Band herschreiend auszutoben. Reif heißt nun nicht, dass man von The Datsuns tiefgehende Nachdenklichkeiten erwarten sollte – das ist natürlich ihre Sache weiterhin nicht. Der in großen Teilen deutlich verlangsamte Riff-Rock auf dem aktuellen Werk hat anderes zu bieten.
"Claw machine" ragt zum Beispiel moderat in den Desert-Rock. Angedacht scheint in diesem Stück eine ähnliche Wirkung wie sonst bei Uncle Acid & The Deadbeats – The Datsuns kranken in diesen fremden Gefilden jedoch daran, dass ihnen diese asozial-spröde Durchschlagskraft einfach nicht liegt. In "Creature of the week" gibt der Sänger dann den allwissenden Erzähler zu flächiger Orgel und dämonenhaftem Grundgefühl. "500 eyes" beginnt zwar wie ein angestumpfter, verschlurft-lahmer Rocksong, mutiert dann aber mit seinem "Bar-ba-pa-pa"-Singsang zu einer erträglichen Portion Aufgeblasenheit und gerät dadurch fast unvorhersehbar. Die Gesangsmelodie wird von der Gitarre für einige Sekunden exakt nachgezeichnet, um in einem fluffigen Slide-Gitarren-Blues zu münden. In diesen fünf Minuten wirkt de Borst positiv einschläfernd, fast gelangweilt – und macht so dem Albumtitel alle Ehre.
Ausgerechnet das abschließende Titelstück illustriert als Tiefpunkt unangenehm pointiert die Gefahr dieser Schläfrigkeit. Es ist beinahe komatös einlullend. Das ist noch ärgerlicher, sobald man sich an die Schlussstücke vorangegangener Alben erinnert: Das ansonsten halbgare Smoke & mirrors endete mit "Too little fire" wuchtig und psychedelisch, "I got no words" von "Outta sight/outta mind" setzte noch einmal einen Knall ans Ende, der in seiner gitarrenlosen Strophe gar nicht mehr zu erwarten war. Was bleibt, ist zielsichere, im Sektor moderat vor sich hinpeitschende Gitarrenmusik, die weder innerhalb der Band-Diskographie noch innerhalb der Genres Grunge, Blues oder Stoner-Rock zu den absoluten Höhepunkten zählt.
Und so ist "Deep sleep" wie üblich ein arschcooles, in Teilen leicht psychedelisches Album fast ohne Ausfälle, dem jedoch die klaren Ausreißer nach oben fehlen, wie einst "Cherry lane" einer war, für den ihnen noch Led Zeppelins John Paul Jones auf die Sprünge half. 2014 legen The Datsuns eine solide, völlig unzeitgemäße Scheibe ohne Peinlichkeiten hin – aber eben auch ohne vollends zwingende Ideen. "That's what you get when you don't know what you're doing", singt de Borst, und im Endeffekt wissen The Datsuns ziemlich genau, was sie tun: gut gelaunt zwischen allen Stühlen sitzen. Trotzdem oder gerade deshalb weiß auch der Hörer einmal mehr ganz genau, was er von The Datsuns erwarten darf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- 500 eyes
- Sun in my eyes
Tracklist
- Caught in the silver
- Bad taste
- Claw machine
- Shaky mirrors
- 500 eyes
- That's what you get
- Creature of the week
- Looking glass lies
- Sun in my eyes
- Deep sleep
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Armin
2014-08-24 23:07:31
Neues Album Deep Sleep von The Datsuns kommt am 10. Oktober
Zwei Jahre nach ihrem letzten Album Death Rattle Boogie hat die neuseeländische Rock’n Roll – Band The Datsuns bereits ein weiteres Studio-Werk in den Startlöchern. Im Zuge des Retro-Rock-Hypes in den späten 1990ern und frühen Jahren dieses Jahrtausends, konnten The Datsuns im Schatten von Bands wie THE HELLACOPTERS oder GLUECIFER einige Erfolge verbuchen. Während es gerade diese beiden Bands heutzutage leider nicht mehr gibt, starten The Datsuns noch einmal durch! An ihrem Sound haben die Männer um Sänger Dolf De Borst nichts geändert. Deep Sleep ist abermals eine Verneigung vor dem Hard Rock und Proto-Metal der frühen 70er Jahre, mit den charakteristisch warmen Gitarren. Mal stur geradeaus wie in „Shaky Mirrors“, mal ungewohnt psychedelisch wie in „500 Eyes“ oder dem Titeltrack, gerne maximal eingängig wie in „Claw Machine“. Deep Sleep knüpft qualitativ wieder an das formidable Debüt und den von John Paul Jones (LED ZEPPELIN) produzierten Nachfolger Outta Sight/Outta Mind von 2004 an, zeigt, wie vielseitig The Datsuns sein können. Das Cover von Deep Sleep stammt übrigens vom französischen Kult-Comiczeichner Caza, der in den 70ern und 80ern mit seinen psychedelischen SciFi-Zyklen für Aufsehen sorgte.
Bei Bandcamp kann man den Album-Opener „Caught In The Silver“ bereits jetzt gratis downloaden: http://thedatsuns.bandcamp.com/track/caught-in-the-silver
The Datsuns – Deep Sleep (V2 Benelux/H’art) – VÖ: 10.10.2014
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