
Populous - Night safari
Folk Wisdom / Broken SilenceVÖ: 26.09.2014
Feldversuch
Wenn einer wie Andrea Mangia auf Wanderschaft geht, dann wählt er seine Schuhe mit Bedacht. Immerhin erzählen die im Nachhinein ihre ganz eigene Geschichte jeder Tour – und Mangia ist viel unterwegs. Doch hat der bekennende Schuhsammler noch ein anderes Utensil immer dabei, das die Beschäftigung mit seinem Lieblingskleidungsstück locker in den Hintergrund drängt: Das rote Lämpchen von Mangias Audio-Rekorder scheint fast permanent aus seiner Tasche zu leuchten, sodass der Italiener, angekommen am heimischen Rechner, einige Zeit in akustisch dokumentierten Erinnerungen verweilen darf, bevor er sich voll und ganz seinem Musikerdasein widmet.
Als solcher nennt sich Mangia wie ein Computerspiel und legt längst nicht nur Wert auf den Soundtrack, wenn sein Held auf nächtliche Safari geht. Mehr als anderswo gründet die Atmosphäre hier auf Geräuschen, die in Populous' popinfizierten Electronica-Tracks irgendwie immer da sind, wenn auch nur selten wirklich im Fokus. Diese Field Recordings, das Geraschel und Gezwitscher, die konservierten Natureindrücke lassen den Opener "Himalaya reel to reel" in einem frischen Lüftchen flattern, die Synthesizer sind bloß Beiwerk.
Nach dieser Introduktion geht der gesamplete Waldspaziergang weiter, aber mit getauschten Rollen. Aus dem kleinen südostitalienischen Städtchen Sogliano Cavour erkundet Populous musikalisch die halbe Welt, lässt von nun an aber seinen selbstgebastelten Sounds die Oberhand. Vom geheimnisvoll entschleunigten Toten Meer über das von allerlei Glockengeläut erfüllte Nigerianische Agadez reist der Ex-Gitarrero bis nach Brasilien. Unterwegs bestaunt er noch das geschäftige Leben seines Wassertempels, bevor er nach kurzer Schiffahrt den Möven am Brighton Pier lauscht.
Dabei macht Populous tatsächlich den Eindruck, mit Vorliebe nachts unterwegs zu sein. Dieses schwer greifbare Gefühl unterstreichen nicht nur die Geräuschkulissen, sondern auch seine vielschichtigen Kompositionen – entweder weil sie eine ruhige Post-Sonnenuntergangsstimmung unterstützen, oder weil sie ganz ungeniert nach Nachtleben klingen: "Vu" zum Beispiel soll auf der "Night safari" eigentlich für Afrika stehen, klingt aber trotz entsprechender Gesangssamples mehr nach den dunklen Brutstätten von UK-Bass nördlich des Äquators.
Um seine Stücke mit interkulturellem Touch voneinander abzugrenzen, wählt Populous verschiedene Percussion-Stile als charakteristischstes Element. Dazu kommen auf anderer Ebene überraschend viele Referenzen an ganz unterschiedliche Musikerkollegen. Ob gewollt oder nicht, die Ähnlichkeit fällt auf – aber das keinesfalls unangenehm: Die James-Blake-Pianosounds, die "Vu" eröffnen, das Bonobo-Glockenspiel und die anschließende Major-Lazer-Abrissparty in "Quad boogie" oder die immer wieder auftauchenden Klanglandschaften à la Mount Kimbie sind Beispiele für gelungene Bezüge zum aktuellen Musikgeschehen. Wen man auf so einer nächtlichen Safari nicht alles trifft.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dead sea
- Water temple (feat. Clap! Clap!)
Tracklist
- Himalaya reel to reel
- Fall (feat. Cuushe)
- Vu (feat. Clap! Clap!)
- Dead sea
- Quad boogie (feat. Digi G'Alessio)
- Honey (feat. Iokoi)
- Agadez (feat. Dj Khalab)
- Water temple (feat. Clap! Clap!)
- Brighton pier
- Night safari
- Brasilia (feat. Giorgio Tuma)
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Armin
2014-10-06 21:34:57
Frisch rezensiert! Meinungen?
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- Populous - Night safari (1 Beiträge / Letzter am 06.10.2014 - 21:34 Uhr)