Imogen Heap - Sparks
Megaphonic / Rough TradeVÖ: 03.10.2014
Kollaboratives Mammut
Erhaben steigen schwere Klavierakkorde in "You know where to find me" empor, die Stimmung wird wie ein sich nicht entladendes Gewitter stets bedrückender – aber auch einnehmender: "Be still with me", singt die Heap mit ihrer majestätischen Stimme. Dunklen Wolken gleich ziehen abgedämpfte Toms in dem Szenario hinter verschlossenen Augenlidern entlang. Die Dramatik steigt, die Instrumentierung wird dichter und dichter. Mit atmosphärischen Reminiszenzen an die Frühphase von Tori Amos wird das nunmehr vierte Album der vielbeschäftigten Imogen Heap stark eingeleitet und in Sachen Grandezza sogar der Amos der Rang abgelaufen. "Sparks" ist ein atemberaubendes Album der Vielfalt und Vielheit. Eine Reise geleitet von der Genialität einer unglaublichen Musikerin.
Für Connaisseure und Connaisseurinnen ist Heap keine Unbekannte, gilt die Engländerin neben ihrer Landesschwester Polly Jean Harvey wohl als umtriebigste und musikalisch kaum berechenbare Kunstschaffende. Beides belegt "Sparks" elegant und mit Nachdruck. Allein die Opening-Tracks führen die Hörerinnen und Hörer in eine Welt massiver Kontraste. Wo "Entanglement" im Gegensatz zum klavierdominierten Eröffnungstrack mit elektronischen Ambient-Anleihen punktet, geht "The listening chair" verhalten mit sich überlagernden Gesangspartien beinahe pur vokalistisch ins Rennen, dem "Cycle song" mit orientalischen Patterns Weite verleiht. Weltoffenheit wider jegliche Restriktionen. Dieses Herangehen zeichnete schon das prächtige "Speak for yourself" aus.
Doch mit "Sparks" wurde ein besonderes Konzept verfolgt. Jeder Song sollte innerhalb von je drei Monaten separat über diverse Kanäle veröffentlicht werden, bei dem Fans der Künstlerin hunderte von Sound-Snippets, die als Field-Recordings aufgezeichnet wurden, zuschickten. Die Arbeit an diesem kollaborativen Mammut von Album begann im März 2011. Kollaboration umschließt in diesem Fall neben Fans auch andere Musiker, wie den kanadischen Progressive-House-Künstler deadmau5, mit dem sie das klangintuitive "Telemiscommunications" schuf; auf dem fernöstlich-verspielten "Minds without fear" arbeitet Heap dagegen mit Vishal-Shekhar zusammen, einem Music-Director-Duo, das für seine Score-Filmuntermalungen bekannt ist.
"Sparks" erschafft dergestalt ein Universum aus Klang, dessen Variantenreichtum keine Grenzen kennt. Mit "Run-time" werden die Sphären intelligenter Tanzmusik gestreift, in denen sich beste Singer-Songwriter-Strukturen einnisten. Spannungen auf Spannungen werden von der königlichen Stimme der Heap zusammengehalten, sodass "Sparks" trotz der Vielheit nie zu explodieren droht. Wer so etwas schafft, gehört zu den Größten im Business. Es gäbe noch viel zu schreiben über diese Meisterleistung von einem Album – aber das würde den Raum dieser Review sprengen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You know where to find me
- Cycle song
- Lifeline
- Minds without fear
Tracklist
- You know where to finde me
- Entanglement
- The listening chair
- Cycle song
- Telemiscommunications
- Lifeline
- Neglected space
- Minds without fear
- Me the machine
- Run-time
- Climb to Sakteng
- The beast
- Xizi she knows
- Propeller seeds
Im Forum kommentieren
MickHead
2024-11-01 20:02:33
Erster neue Solo Single seit 4 Jahren!
"What Have You Done To Me?"
https://youtu.be/n1xTuaPRbDg?si=_mv78K0X9y-cxv7k
groovie86
2014-10-11 16:07:46
Tolle Platte!
Ich hab letztes Jahr im Wahn die Deluxe-Edition bestellt und darf die nun seit einpaar Monaten genießen... Obwohl ich schon viele Lieder kannte (ja, ich hab ihr Projekt schon früh verfolgt) habe ich die Songs auf dem Album neu entdeckt... Sehr schönes und vielschichtiges Album :)
rainy april day
2014-10-09 14:57:48
Schon gut. You know where to find me und Neglected space sind absolute Killer.
afromme
2014-10-07 23:11:32
Irgendwie ein bisschen harmlos.
blindluck
2014-10-07 19:59:54
Sehr, sehr gutes Album. Viele Ideen und Kleinigkeiten, die man immer wieder findet auch nach dem zehnten Durchlauf. Definitiv eins der besten Platten 2014.
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