Johnny Marr - Playland

New Voodoo / ADA / Warner
VÖ: 03.10.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Alle TradeMarrks

Bei Johnny Marr lief 2013 richtig supi. Das ehemalige Smiths-, Cribs-, The-The- und Modest-Mouse-Mitglied feierte ein halbes Jahrhundert seiner Existenz, veröffentlichte mit "The messenger" ein veritables Debüt, erhielt dafür den Godlike Genius Award des NME, spielte allerorten ausverkaufte Shows und machte nebenher allerlei Dinge, die ein Musiker vom Kaliber Marr eben so macht. Etwa neues Material schreiben, dass es nun in Form von "Playland" zu hören gibt. Und: Meine Herren, das ist was!

Der Titel kann übrigens durchaus wörtlich genommen werden. Hier kommt alles zusammen, was der Marrsche Kosmos je umspannte und weiterhin umspannt. Nichts anderes als eine riesige Spielwiese. Nur stehen hier keine Hüpfburgen mit Klettbandschuhen samt besorgter Eltern davor. Stattdessen finden sich Perlenkettenriffs, die immer noch so gut runtergehen wie damals als sie Morrisseys Unsicherheit begleiteten. Im "Playland" stehen keine Karussells, wo auf schwingenden Pferdchen die Bengel so lange winken bis ihnen schwindelig ist, sondern großartige Verneigungen vor den seligen Smiths-Zeiten – etwa zu hören im Titeltrack. Trotzdem ist "Playland" keineswegs nostalgisch. Auch "99 Luftballons" sucht man vergebens, findet aber "Easy money".

Die tanzenden Akkorde zu Beginn der neuen Single sind zwar dreist geklaut bei "Dashboard", dem einstigen Übersong auf dem Modest-Mouse-Album "We were dead before the ship even sank", aber jetzt dreimal geraten wer für das Original verantwortlich ist, und bei sich selbst klauen ist nur halb geklaut, wenn überhaupt. Das eindeutigste Selbstzitat stellt wohl aber "The trap" dar. Das sich mit Hall, flächigen Synthies und der vertrauten Melancholie im Netz der achtziger Jahre verfängt und damit sehr "smithstastich" ist. Verzeihlich aber ist das auch angesichts des überragenden "Dynamo". Ein von vorne bis hinten perfekter Indiepoprocksong der alles vereint was Marr so einflussreich und verehrenswert macht. Der Refrain geht hoch und höher als jede dieser Tiefkühlpizzen und das Solo kriegt auch nur dieser eine verdammte Kerl so maximal unorthodox und minimal sperrig hin.

Eine Großtat, der keine wirklich schlechten Tracks mehr auf "Playland" folgen. Trotz allem wirken die martialischeren Momente, etwa die punkenden Strophen von "Boys get straight", wie übrigens auch schon auf "The messenger", etwas bemüht und spielen nicht ganz in der selben Liga wie das übrige Material. Aber die werte Kollegin Depner hat es ja letztes Jahr auch schon geschrieben: Es bleibt sicher nicht sein letzter Versuch.

(Tobias Scheibe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Easy money
  • Dynamo
  • This tension

Tracklist

  1. Back in the box
  2. Easy money
  3. Dynamo
  4. Candidate
  5. 25 hours
  6. The trap
  7. Playland
  8. Speak out reach out
  9. Boys get straight
  10. This tension
  11. Little king
Gesamtspielzeit: 42:07 min

Im Forum kommentieren

na also

2014-10-25 16:23:35

Morrissey lebt nur von seinem Kultstatus, er ist ein entertainer. Singt die fremdkomponierten biederen Rockongs seiner Bandkollegen. Marr ist da viel pfiffiger, schwungvoller, hat schöne Gitarren und gute Kompositinen.

Herr

2014-08-24 19:37:03

@The Hungry Ghost:

In der Tat gewinnt das Morrissey-Album zunehmend. Die öffentlichen Meinungsäußerungen des Besagten haben auf das Wachstum seines Albums aber leider einen hemmenden Einfluß, so wie Pantoprazol bei Sodbrennen.

Schneeeule

2014-08-24 17:42:42

Finde die neue Single ist ein Grower. Ganz im Gegensatz zum neuen Morrissey-Album, dass die positiven Kritiken allerorten überhaupt nicht verdient hat. Sein zweitschwächstes bisher.

The Hungry Ghost

2014-08-24 10:40:00

Also ich bin eher enttäuscht von der neuen Single. An den großartigen Titelsong "The Messenger" vom letzten Album und auch an "New Town Velocity" kommt das leider nicht heran. Der Refrain klingt irgendwie leider uninspiriert.

@Herr:
Das aktuelle Morrissey-Album ist eher ein Grower, Songs wie "Istanbul" oder "Staircase At The University" gefallen mir jedenfalls um Längen besser als die neue Marr-Single. Trotzdem sympathisch und ich das Album kann ja insgesamt trotzdem ganz gut sein.

Herr

2014-08-23 23:27:18

Der Herr Marr besticht durch ein Niveau, das sich überzeugend oberhalb desjenigen des Herrn Morrissey einfindelt.

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