Weezer - Everything will be alright in the end

Republic / Universal
VÖ: 03.10.2014
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Früher war alles

Haben wir sie nicht immer gehasst? In der Blüte unserer Jugend? Als wir immer nur nach vorne schauten? Diese trostlosen, alten Menschen, die auf ihre Leben romantisierend zurück blickten. Die im Grunde das furchtbare "Früher war alles besser" mitprägten. Es gibt die Eltern, die auf immer jung und crazy bleiben wollen und mit ihren Söhnen und Töchtern am liebsten in die Disco gehen möchten. Im Indie-Bereich, was auch immer das genau sein mag, kann man anhand von Rivers Cuomo, eh schon immer eine tragische Figur, ähnliche hassenswerte Tendenzen beobachten. Denn weil früher alles besser war, holt sich die Band mit Ric Ocasek den Produzenten des Debüts und der letzten wirklich guten Platte, dem grünen Album, zurück ins Boot. Cuomo möchte mit "Everything will be alright in the end" die alten Geister beschwören, die Leichtigkeit wiederfinden. Damals, als man noch "In the garage" Lieder über Jonas und Buddy Holly schrieb.

Nur sind die alten Zeiten "Back to the shack" leider nicht mehr so einfach zurück zu holen. Nicht nur, weil mittlerweile 20 Jahre vergangen sind und manche heutige Posen eben eher lächerlich als umarmenswert wirken. Sondern vor allem, weil alles so bemüht und gewollt scheint auf diesem neunten Studioalbum. Kein Song wirkt einfach aus dem Handgelenk geschüttelt, überall fehlt es an eben jener Leichtigkeit. Die natürlich immer diskutable Authentizität ist hier jedenfalls nicht zuhause. Eine Mischung aus dem schwebenden Debüt und den wild umherschwirrenden, durchgeschepperten Gitarrenmelodien von "Pinkerton" sollte dieses Album werden. Klingt hin und wieder auch so, allein es fehlen Herz und Schmerz. Da kann Cuomo noch so oft vor sich hinleiden und "Ain't got no one to love and hug me" singen wie im etwas besseren Opener, es reicht nicht. Damals hätten wir ihn in den Arm genommen. Heute wirkt das eher befremdlich.

Zu allem Überfluss wird es am Ende auch noch richtig arty, wenn Cuomo mit einem Dreiteiler dieses Album ganz groß abschließen möchte. Was natürlich auch nach hinten los geht. Die wenigen wirklich guten Momente zaubern Weezer immer dann aufs Parkett, wenn sie es wie in "Da Vinci" und "Go away", dem überaus charmanten Duett mit Bethany Cosentino von Best Coast, ganz locker und luftig angehen lassen. Ein paar Huhus hier, ein bisschen Gepfeife dort, und fertig ist der Sommersong, der ihnen viel besser steht als dieses ganze aufgesetzte, selbstmitleidige Getue, für das Cuomo mittlerweile einfach ein paar Jährchen zu alt ist. Vielleicht ist es auch die Pose, in der sich der Rezensent selber langsam erkennt, sie aber nicht wahrhaben will. Bis dahin weiterhassen und alle Energie auf die Reflektorschilde.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Da Vinci
  • Go away

Tracklist

  1. Ain't got nobody
  2. Back to the shack
  3. Eulogy for a rock band
  4. Lonely girl
  5. I've had it up to here
  6. The british are coming
  7. Da Vinci
  8. Go away
  9. Cleopatra
  10. Foolish father
  11. I. The waste land
  12. II. Anonymous
  13. III. Return to Ithaka
Gesamtspielzeit: 42:08 min

Im Forum kommentieren

fakeboy

2021-02-19 15:19:54

A propos Opener: Ain't Got Nobody hat eines der allerbesten Rivers-Gitarren-Soli.

fakeboy

2021-02-19 14:42:26

Yep, Metaironie ist meine Superkraft! Mein Post war aber primär aufklärerisch gedacht. Musiktheorie liegt mir halt am Herzen.

Bei Back To The Shack stört mich aber wirklich, dass der Refrain nur 2 Akkorde hat. Es fehlt eine Auflösung.

Ich weiss noch, wie ich beim Release der Platte richtig nostalgisch wurde und mich einfach nur daran erfreute, dass Weezer mal wieder was vernünftiges releasen. Ich schliesse mich Machinas Drittel-Theorie aber nicht an: ich mag den Opener sehr, ebenso Lonely Girl und ganz besonders Eulogy, bei dem members of Ozma mitgewirkt haben. Toller Song.

Insgesamt wohl auf Platz 4 aller Weezer-Platten, ganz knapp nach der grünen und vor Maladroit.

The MACHINA of God

2021-02-19 11:57:31

Naja, da waren sogar ein Doppelpunkt und ein großen "D" hinter dem Beitrag. Und ich wüsste auch nicht, wer so einen Kommentar ernst meinen würde.... whatever.

Enrico Palazzo

2021-02-19 11:54:50

Ironie ist nicht für jeden gleich ersichtlich. Es sei denn, fakeboys Beitrag ist metaironisch. Dann möchte ich mich entschuldigen.

The MACHINA of God

2021-02-19 11:41:50

Leider aber Quatsch.

Man sollte Äußerungen vielleicht nicht ernster nehmen als der sie äußernde selbst...

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