Teesy - Glücksrezepte

Chimperator / Groove Attack
VÖ: 29.08.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Raopmantiker

Raop? Das ist doch dieser vom Pandamasken tragenden Chickversteher Cro ausgerufene Hybrid aus HipHop und Pop. Eine Musikrichtung, die aus dem Schoße glücklicher Familien entstanden und rasant zu einem Trend herangewachsen ist. Frei übersetzt: Genießt das Leben, denn es kann so wunderschön sein. Die Leichtigkeit des Seins wird nun auch endlich musikalisch konsumierbar. Skinny Jeans, XXL-Shirts und der YouTube-Kanal vom Stuttgarter Label Chimperator. Mehr braucht es nicht. Und kaum hat eben jener Cro sein Zweitlingswerk "Melodie" veröffentlicht, schickt sich nun ein junger Lehramtsstudent an, diese neue Generation von Hedonisten mit Fragen nach dem Glück zu bombadieren.

Der allgemeine Tenor in der bundesdeutschen Poplandschaft ist jetzt schon klar: Teesy ist dieser smarte Junge mit guten Manieren, einem Faible für adrettes Auftreten, gesegnet mit einem Goldkehlchen. Vergleiche mit Drake, Frank Ocean oder D’Angelo finden sich in jedem Interview und schüren die Erwartungen, den R’n’B auch hier zu Lande endlich wieder salonfähig zu machen. Auf seinem Debutalbum "Glücksrezepte" öffnet Teesy die Genreschubladen, bedient sich ihrer stilprägenden Inhalte und leimt sie mit einer ordentlichen Portion Kitsch zu insgesamt 13 Tracks zusammen, die den Hybriden Raop um eine saftige Note R'n'B und Soul zu erweitern versuchen. Bei "FC Fernweh" rappt der "stolze Sohn eines großen Mannes" über seine Hood und besingt das, was den Otto-Normalburschen glücklich macht: "Meine Frau, mein Haus, mein Fußballklub". In "Rom & Paris" schnappatmet sich Teesy entlang funkiger Bassläufe durch die Strophen und mündet in einem Refrain, der Rom und Paris zu anziehenden Eigenschaften eines Girls macht.

Der gebürtige Berliner ist ein hoffnungsloser Romantiker. Tracks wie "Hochzeit", "Keine Rosen" oder "Unbetitelt" schreien nach dem Höchsten der Gefühle: aufs Innigste geliebt zu werden. Instrumental findet dies seine Entsprechung: Streichereinsätze, funkelnde Orgelsounds, bigbandartige Swingnummern oder Synthesizer-Gefiepe, von HipHop-Beats getragen, sorgen für die seichte Dramaturgie. Und ebenjene ist dann auch prädestiniert für solche Veranstaltungen wie den Bundesvision Song Contest eines Stefan Raab. "Generation Maybe" mit Megaloh verlässt kurz diesen Pfad und versucht sich mit einem fast schon bedrückenden Beat an der Sozialskizze einer Generation, die von der Fülle an Lebensentscheidungen überfordert ist. Der stärkste Song findet sich so dann aber auch zum Schluss. "Unbetitelt" liefert diese gelungene Verbindung von brüchiger Stimme und dezenter Instrumentierung, auf der sich das zu transportierende Gefühl in ganzer Wärme entfalten kann. Nichtsdestotrotz kämpft "Glücksrezepte" mit seiner Banalität, die, anders als etwa ein Frank Ocean mit seinen intelligenten Texten, das Offensichtliche zu offensichtlich präsentiert. Dass der Anspruch in diesem Falle womöglich auch nicht anders gelagert ist, kann man Teesy zu Gute halten. Zielgruppengerecht ist dies allemal.

(Alexander Klett)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Generation maybe (feat. Megaloh)
  • Unbetitelt

Tracklist

  1. Der Anfang
  2. FC Fernweh
  3. Rom & Paris
  4. SOS (feat. Cro)
  5. Hochzeit
  6. Generation maybe (feat. Megaloh)
  7. Märchen
  8. Glücksrezepte
  9. Balance
  10. Keine Rosen
  11. Unbetitelt
  12. Danke
  13. Unendlichkeit
Gesamtspielzeit: 48:38 min

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w.zevon

2014-09-26 18:41:27

Nicht überall wo R'nB draufsteht ist auch selbiger drin. Angesprochene Vergleiche verbieten sich ob der Banalität und trotz Le(e)hramtstudium äußerst eindimensionalen Texte. Der Zielgruppe wird es dennoch gefallen. In der Rezension vom Musikexpress heißt es u.A.: "Unser Glücksrezept lautet also: Teesy ignorieren, egal wie groß er wird. Und er dürfte sehr groß werden." Das trifft es ausnahmsweise mal ganz gut. Ich für meinen Teil werde dies befolgen, vllt. wird es dann doch noch was mit dem ultimativen Glücklichsein...

Armin

2014-09-25 17:52:32

Gestern rezensiert (und vergessen, einen Thread zu eröffnen). Meinungen?

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