Laing - Wechselt die Beleuchtung

Island / Universal
VÖ: 12.09.2014
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Neonlicht mit Nervfaktor

Laing sind zurück, und hier könnte beinahe dieselbe Rezension stehen wie die von Kollege Pascal Bremmer zum Vorgänger und Debütalbum des Quartetts aus Berlin. "Paradies naiv" war vor anderthalb Jahren leidlich hipper Elektro-Soul-Pop, der aber diesen einen, ja diesen großen Hit hatte. Schon vergessen? "Morgens immer müde" enterte die Top 10 der Media Control Charts und hatte ordentlich Schmiss. Das Nachfolgealbum "Wechselt die Beleuchtung" kommt jetzt ohne diesen Gassenhauer daher und hat mit zwölf Songs einen weniger als das Debüt, ist dabei aber sechs Sekunden länger. Ein wenig ist das Gesamtkonzept gereift, vielleicht nicht mehr mit ganz so heißer Nadel gestrickt, stilistisch ausgereifter und ästhetischer. Die Schwarz-Weiß-Optik des Artworks macht einiges her und setzt ein Statement; die Musik kann sich jedoch immer noch nicht so recht entscheiden, ob sie lieber biederer Schlager oder doch Kraftwerk sein will. Ist das nur grell oder schon schimmerndes Neonlicht?

Der Ideenreichtum von Sängerin und Songwriterin Nicola Rost samt ihrer Gefolgschaft ist enorm hoch, was einerseits bemerkenswert ist, gleichzeitig aber zum Problem werden kann: Denn nur jede zweite Idee taugt wirklich etwas. Das inszenierte Feuerwerk und die (Silvester-)Knaller zum Ende von "Karneval der Gefühle" zünden höchstens im wahrsten Sinne des Wortes. Genauso wenig zeigt der Refrain des Openers "Safari" Erbarmen mit höhenempfindlichen Menschen und erinnert zudem an Bonapartes "Anti anti". Andere Ideen wiederum sind angenehm und durchaus lustig, wie das darauffolgende "Zeig Deine Muskeln" deutlich macht: "Alle gucken her / Und wollen Deinen Bizeps / Trizeps / Musculus maximus / So ein schöner Quadrizeps / Latissimus / Rectus abdominis". Supertramps "Logical song" fällt einem da nur ein.

Die Gratwanderung zwischen Genie und Geht-gar-nicht vollzieht sich hier manchmal auf engstem Raum: "Sei doch bitte wieder gut" changiert zwischen Kleinkunstminimalismus und Ballermann-tauglichem Schlager. Hier wäre, wie auf dem Vorgänger, mehr Entscheidungsfreude und stringenteres Songwriting ein Gewinn gewesen. Neben besagtem Nerv- und Quatschfaktor, der in "Punkt Punkt Punkt" mit der Repetition "Punkt, Punkt, Punkt" zum Ende jeder Zeile seinen absoluten Höhepunkt findet und feiert, schimmert immer wieder Neonlicht durch den Schlager-Kling-Klang. Der triphoppige Titeltrack etwa besticht durch seine Beats und die gezielt spärlich eingesetzte Instrumentierung, und das letzte, originell "Das letzte Lied" titulierte Element dieses Albums, verbannt die Instrumente sogar gänzlich und zeigt damit gekonnt die Acapella-Qualitäten der Band. Hätten Laing das nur immer so gemacht! Aber die Chance dazu ist nun vertan: "Und jetzt geht jeder alleine brav nach Hause". Wird gemacht. Bis zum nächsten Mal.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Zeig Deine Muskeln
  • Wechselt die Beleuchtung
  • Das letzte Lied

Tracklist

  1. Safari
  2. Zeig Deine Muskeln
  3. Schwächen
  4. Sei doch bitte wieder gut
  5. Sagen Sie Sie
  6. Wechselt die Beleuchtung
  7. Natascha
  8. Karneval der Gefühle
  9. Dein, Deine, am Deinsten
  10. Punkt Punkt Punkt
  11. Kaugummi
  12. Das letzte Lied
Gesamtspielzeit: 39:49 min

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kingsuede

2015-03-05 21:06:09

Naja, war bislang der spannendste Beitrag. Die haben wenigstens eine Idee von ihrer Musik.

rudi völler

2015-03-05 21:05:10

wechselt den beruf, das ist besser.

kingsuede

2015-03-05 21:00:09

Jetzt auch beim ESC-Vorentscheid!

Armin

2014-09-25 17:51:12

Gestern rezensiert (und vergessen, einen Thread zu eröffnen). Meinungen?

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