Yob - Clearing the path to ascend

Neurot / Cargo
VÖ: 05.09.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Ein kleines bisschen Bewegung

Wer sich seit Anfang des dritten Jahrtausends mit Doom Metal beschäftigt hat, dem sind Yob wahrscheinlich irgendwann einmal über den Weg gelaufen. Geschlichen, könnte man auch sagen. Oder was auch immer das richtige Verb für "mit der Geschwindigkeit einer tektonischen Platte fortbewegen" ist. Das Trio ist eine der essentiellen Bands der jüngeren Geschichte des Genres. Und gleichzeitig hat die Band um Mike Scheidt es nie aus den dunkleren Ecken des Doom herausgeschafft. Zu unzugänglich sind sowohl die Alben der Anfangszeit, darunter der auch mehr als zehn Jahre später noch Maßstäbe setzende 2003er Wutbrocken "Carthasis", als auch die jüngeren Platten.

Mit "Clearing the path to ascend" ändert sich daran wohl wenig. Yobs siebtes Album ist ungefähr so innovativ wie ein Faustkeil, aber auch mit einer Präzision und Handwerkskunst gefertigt, die den imposantesten Fundstücken dieser steinzeitlichen Werkzeuge in nichts nachsteht. Andere Bands bringen den Doom vorwärts, Yob perfektionieren ihn. Damit stehen sie immer im Schatten von Bands wie Down, die das Genre für die Massen öffnen oder den Briten Conan, die die Extreme ausloten, bis der Sound fast stehenbleibt.

Aber eine bis ins letzte Detail stimmige Viertelstunde wie "Unmask the spectre" muss man erst mal auf Platte bringen. Scheidt suhlt sich darin gleichermaßen in epischen Harmonien und physisch spürbaren Soundbeben. Zu Beginn flüstert das Stück mit vorsichtigem Klimpern aus den Boxen, dann stampfen die Riffs in wechselndem Takt zu Scheidts Gebrüll mit dutzenden Füßen gleichzeitig auf den Boden. Bei etwa acht Minuten schleicht sich langsam ein psychedelisches Solo zwischen die Gitarrenwände, und nach einem weiteren Wutanfall, bei dem der Song jegliches verbliebene Tempo einbüßt, bäumt dieser sich noch ein letztes Mal auf, um ein wenig Licht hereinzulassen. Das abschließende "Marrow" verbringt gleich die letzten sieben oder acht Minuten in sonnendurchfluteten Sphären und stapelt Harmonie auf Harmonie.

Es ist also nicht alles zermürbende Dunkelheit auf "Clearing the path to ascend". Die zweite Hälfte des Albums lässt ein wenig Luft zum Atmen, was insbesondere nach dem tobenden "Nothing to win" auch bitter nötig ist. In dem mit elf Minuten kürzesten und zweifellos wütendsten Stück der Platte treiben sich Gitarre und Schlagzeug in einen unnachgiebigen Tempowahn, der nach siebeneinhalb Minuten in Feedback zerfließt. Anstrengend bleibt es zwar auch danach, aber wer sich diese Platte anhört, ist wahrscheinlich nicht auf der Suche nach leichter Unterhaltung, sondern schon länger dabei in den tektonischen Untiefen des Doom Metal.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Unmask the spectre

Tracklist

  1. In our blood
  2. Nothing to win
  3. Unmask the spectre
  4. Marrow
Gesamtspielzeit: 62:30 min

Spotify

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