Royal Blood - Royal Blood

Warner
VÖ: 22.08.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Teer-Time

Wenn es auf der oft windig-nassen Insel ein Mekka für Sonnenbaden, Strandpromenade und Glanz und Glamour gibt, dann findet man dieses im traditions- und legendenreichen Kur- und Badeort Brighton an der englischen Südküste. Richtig, The Kooks zum Beispiel stammen von dort und sind sicher nicht die einzigen Menschen, die Ruhm und Style in Attitüde und Auftreten nicht verbergen wollen. Schwer vorzustellen daher, dass sich mit Royal Blood nun eine junge Band in aller Munde spielte, die eher nach amerikanischer Steppe tönt und mal so gar nicht zum geleckten Image Brightons passen will – und nicht nur deshalb sympathischen Staub über den roten Teppich kippt. Ja, die beiden Jungspunde Mike Kerr und Ben Thatcher malträtieren Bass und Schlagzeug erst seit anderthalb Jahren, und klingen dabei dennoch so, als jammten Jack White und Dan Auerbach mit Josh Homme in dessen kalifornischem Studio bis zur ekstatischen Erschöpfung.

Ein Duo spielt Bluesrock? Gab es ja noch nie! Wer jetzt höchstens an Schall, Rauch und Hype denkt, dem sei höchstens zu letzterer Annahme ein Nicken gewiss. Dass die Aufruhr im UK – dieses Debüt ist gerade auf Platz eins der UK-Hitliste gechartet und dazu "The fastest-selling British rock debut in three years" – nicht ganz zu Unrecht zum Lauffeuer wurde und dieser Hype wohl auch ein wenig nachhaltiger sein könnte als üblich, für diese Feststellung bedarf es lediglich den Lautstärkeregler und die ersten vier Minuten dieses Albums: "Out of the black" quetscht mit Drum-Gewitter und nimmermüden Riffs bereits derart viel Staub, Dreck und Kraft aus Bass und Schlagzeug, dass es nicht nur Blues- und Garagerock-Anhängern erste Glanzperlen auf die Pupillen treibt. Dies jedoch sollte wahrhaftig die einzige Assoziation sein, die sich "Royal Blood" in Richtung glitzernder Objekte erlaubt. Die Marschrichtung ist klar, und wer solche Rocksongs wie "Blood hands" schreibt, dem stellt sich ohnehin keiner in den Weg. Denn statt zu beschwingtem Brighton-Vibe zu wippen, muss der Hörer in dieser guten halben Stunde einer rauchenden, Riff-geölten Dampfwalze nach der anderen ausweichen: Teer- statt Tea-Time.

Zum Glück für jene, die unter die Stahlwalze geraten, sind Kerr und Thatcher auch in der Lage, ihr Riffing zu beschleunigen, und so robbt sich das Duo im hektischen "Figure it out" und dem schmutzigen "You can be so cruel" kompakter, aber nicht minder gut über den Asphalt. Und wenn der Teer noch richtig heiß ist, und Brighton dann immer mehr nach Mief denn nach feiner Fischpastete riecht, dann setzen die "Little monster" noch einen drauf: Fettes QOTSA-Riffing, treibendes Schlagzeug, melodischer Widerhaken-Refrain – oder auch, um eine geschätzte Kollegin zu zitieren – ein beinahe zärtlicher Schlag in die Fresse. Dazu wurde "Royal Blood" von Tom Dalgety durchweg druckvoll justiert und nicht zu glatt gepudert. Ja, richtig, auch das sollte hier klargestellt werden: Royal Blood sind Newcomer, an denen so gut wie gar nichts neu ist. Nicht die Formation, nicht der musikalische Horizont, schon gar nicht der Sound. Doch diese Platte macht einfach verdammt viel Laune. Also: Aufdrehen, Luftgitarre raus und – wenn schon nicht Brighton – mal gepflegt Muttis Parkettboden verwüsten. Der öde Glanz schlägt sowieso irgendwann wieder zurück.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Out of the black
  • Figure it out
  • You can be so cruel
  • Little monster

Tracklist

  1. Out of the black
  2. Come on over
  3. Figure it out
  4. You can be so cruel
  5. Blood hands
  6. Little monster
  7. Loose change
  8. Careless
  9. Ten tonne skeleton
  10. Better strangers
Gesamtspielzeit: 32:27 min

Im Forum kommentieren

Stephan

2017-01-08 16:10:44

@Edegeiler: Sehr sehr wahrscheinlich in diesem Jahr.

https://www.instagram.com/p/BOSPrsWhHBq/

edegeiler

2017-01-08 11:12:40

Zweites Album? Weiß da wer genaueres?

Bass Drum of Death

2015-02-27 16:21:35

Wundert mich dass bei den Referenzen Bass Drum of Death nicht genannt wird, das Album erinnert quasie permanent an das ebenfalls grossartige Rip This.

rockit

2014-12-24 10:58:57

diese musik scheint mir die umsetzung der riffs, die muse oft live zwischen den songs spielen, zu sein. sehr mitreissend und spannend!

embele

2014-12-24 10:36:37

Für mich die Überraschung des Jahres, klasse Band, klasse Songs, unglaubliche Performance !
Die beiden sind live eine Macht und das spiegelt sich auch an der allgemeinen Resonanz wieder...

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