Philm - Fire from the evening sun
Rykodisc / WarnerVÖ: 12.09.2014
Über den Trümmerhaufen
Nachdem Dave Lombardo zum zweiten Mal und offenbar endgültig bei Slayer rausgeflogen ist, hat er viel Zeit für seine alten Nebenprojekte, die ganz plötzlich das Potenzial haben, zur Hauptband zu werden. Eine der Bands, die dabei ganz oben auf der Liste stehen, ist Philm. Das liegt allerdings nicht nur an Lombardos wie immer überragendem Schlagzeugspiel, sondern am gesamten Sound einer Band, der eigenwilliger kaum sein könnte.
Lombardos Mitstreiter sind Pancho Tomaselli, ansonsten Bassist bei den Funk-Legenden War, und Gitarrist Gerry Nestler von den Avantgarde-Metallern Civil Defiance, der hier eindrucksvoll die Frontsau gibt. Das Ergebnis ist weniger die Summe der Einzelteile und mehr Faith No More. Philm klingen auch bei wüstestem Gekloppe nicht nach Metal, sind ein bisschen zu geradlinig für Funk und zu einer Hälfte absolut zugänglich im Pop-Sinne, während die andere Hälfte in virtuosem Krach untergeht. Und wäre die Band dabei eben nur die Summe ihrer Einzelteile, würde der Hörer hier vor einem akustischen Trümmerhaufen sitzen.
Was die zwölf Songs auf "Fire from the evening sun" zusammenhält, ist zum einen die technische Finesse der drei Musiker, die allesamt erfahren genug sind, um sich nicht auf Kosten der anderen beiden profilieren zu müssen – anders als vielen Supergroups geht Philm das Opulente vollkommen ab. Das Hakenschlagen, die erwartbaren und unerwartbaren Wendungen kommen mit direkter Wucht auf den Punkt. Zum anderen ist die Cleverness der Songs nichts, hinter dem die Band sich versteckt, sondern eine ganz offen eingesetzte Kreativressource. Der marschierende Rhythmus zu Beginn des Titeltracks weicht zu Beginn der zweiten Hälfte des Songs nicht etwa auf verschwurbelte Weise einer grandiosen Knüppelpunk-Abfahrt, stattdessen verfrachtet Lombardo Tempo und Feeling in ein, zwei Takten ganz gezielt in den Rallyegang.
Gleichermaßen kommen Nestlers Schreiattacken nicht aus den unergründlichen Tiefen seiner Seele, sondern sind einfach dem Mithalten mit der Lautstärke geschuldet. Oberflächlich auseinandergepflückt ist "Fire from the evening sun" eigentlich simpler Alternative, im Zusammenspiel klingt aber kaum ein Song nach den üblichen Genre-Blaupausen. Natürlich lässt die Band ab und zu mal ein paar Referenzpunkte durchblicken, zum Beispiel in der Grungehymne "Silver queen" oder dem noisigen Bluesrocker "Fanboy". Aber am Ende steht immer die Eigensinnigkeit dreier Typen, die sich mit Händen und Füßen, mit Saiten und Trommelfellen erfolgreich dagegen stemmen, sich zu wiederholen. Und das mit beeindruckendem Erfolg.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fire from the evening sun
- Lion's pit
- Silver queen
Tracklist
- Train
- Fire from the evening sun
- Lady of the lake
- Lion's pit
- Silver queen
- We sail at dawn
- Omniscience
- Fanboy
- Luxhaven
- Blue dragon
- Turn in the sky
- Corner girl
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Trenches
2014-09-04 00:14:06
Ging mir mit dem Vorgänger ähnlich. "Hun" war ein schönes Brett. Der Rest hatte immer wieder Potential ist aber irgendwie ins Ohr rein und wieder raus. Habs aber auch nicht oft gehört. Mal gucken, ob ich hier nochmal reinhören werde.
^;,;^
2014-09-03 23:57:13
Posthardcore-Prog mit Metal-Solos. Ganz nett, mitunter mit richtig guten Ideen, aber insgesamt ist die hier vergebene 7/10 dann auch ausreichend dafür. Trifft emotional nicht unbedingt meinen Nerv, bzw. einfach zu selten.
Armin
2014-09-03 21:01:08
Frisch rezensiert! Meinungen?
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- Philm - Fire from the evening sun (3 Beiträge / Letzter am 04.09.2014 - 00:14 Uhr)