The Kooks - Listen

Virgin / Universal
VÖ: 05.09.2014
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Es ist vorbei

Ein bisschen fühlt es sich gerade an, als würde man eine längst zerrüttete Beziehung beenden. Ganz klar ist aber: Es liegt an Euch, nicht an mir. Und bis auf weiteres werden wir wohl auch keine Freunde bleiben, liebe Kooks. Ich bin einfach zu enttäuscht. Ich gebe es zu: Auch ich war nicht immer einfach. Habe womöglich zu viel erwartet. Wie toll es damals aber auch war, mit "Inside in / Inside out" und "She moves in her own way", "Matchbox" und "Ooh la". Ich habe damals Abi gemacht, hatte danach einen freien Sommer. Es war, als würden wir gemeinsam die Welt entdecken, die Freiheit, die Ferne. Zwei Jahre später steckte ich im Studium, und auch Ihr habt Euch mit "Konk" von einer reiferen, erwachseneren Seite gezeigt, stellenweise fast nachdenklich. Wir haben so gut zueinander gepasst, damals. 

Mit "Junk of the heart" fing es dann an. Da war plötzlich diese Entfremdung, ich habe Euch gar nicht mehr so richtig erkennen können. Vor Freunden habe ich Euch verleugnet, habe mich immer weniger mit Euch beschäftigt, hatte weniger Zeit für Euch. Aber weil es ja früher so schön mit uns war, wollte ich auch noch nicht aufgegeben. Mit "Listen" probiert Ihr, meine Liebe nun zurückzugewinnen, es ist einen Versuch wert, ich hadere mit mir, aber vor allem mit Euch. Teilweise kriegt Ihr mich noch, klar. Die Piano-Ballade "See me now" klingt auch nicht unbedingt wie damals in glücklichen Zeiten, aber geht mir trotzdem ans Herz, die Geschichte mit dem zu früh verstorbenen Vater kann ich nachvollziehen, den Gospelchor zum Schluss hin verzeihe ich Euch, weil er ja auch irgendwie passt. Genau das ist auf den meisten Songs das große Problem: Es passt einfach nicht mehr.

Ich kann es ja auch verstehen, dass Ihr Euch weiterentwickeln wollt. Aber dieser platte Retro-Pop, der vielleicht höchstens bei rotwangigen Vorstadtkids aus britischen Dörfern als eine Art Soul durchgeht, ist das echt Euer Ernst? Der Funk-Groove im Opener "Around town" ist mir fast ein bisschen unangenehm, wie im Februar 2014, als Alex Turner von den Arctic Monkeys bei den Brit Awards über den guten, alten Rock'n'Roll sprach und dabei aussah wie ein Elvis für Arme. Auch im darauffolgenden "Forgive & forget" gruselt es mich leicht, ich fühle mit Eurem neuen Drummer Alexis Nunez, der 2012 als Ersatz für Paul Garred dazukam und die Hochphase unserer Beziehung längst nicht mehr miterlebte. Stattdessen darf er hier ein paar sterile Trommelschläge abliefern, die vielleicht im Sitzkreis im Pflegeheim für ein wenig Action sorgen würden, ansonsten aber so trocken bleiben wie ein Stück Weißbrot in der Sonne – ähnlich also wie Luke Pritchard selbst.

Was ist da los? Die erste Single "Down" ließ ja bereits nicht viel Gutes verheißen, bleibt aber immerhin so ziemlich der schwächste Song des Albums. In "Dreams" versucht Ihr Euch an so etwas wie spanischen Rhythmen, klimpert aber größtenteils monoton vor Euch hin, es soll wohl eine mystische Atmosphäre entstehen – geschenkt, tut ja auch nicht weh. Auch den zumindest billig anmutenden Plastik-Synthie-Pop von "Westside" nehme ich Euch nicht richtig übel, obwohl ihr versucht, mit mir auf dem Beifahrersitz im zweiten Gang anzufahren. Zur Kinderdisco-Nummer "Sunrise" hingegen mache ich einfach die Augen zu und stelle mir vor, wie es damals war mit "Matchbox" und "Naive" und fühle mich dadurch ein wenig besser. Mit dem immerhin aufgeweckten "Sweet emotion" zum Ende kommt noch ein wenig Leben ins Spiel, das man nach diesen gut 40 Minuten staubtrockener Ödnis mit aufgesetztem Clownsgrinsen fast schon aufgegegeben hätte. So wie diese Beziehung, liebe Kooks. Da hilft kein Argumentieren mehr, keine Pause, kein Wir-reden-später. Game over. Wenigstens haben wir noch unsere Erinnerungen. Also, macht's gut. Eure

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • See me now
  • Sweet emotion 

Tracklist

  1. Around town
  2. Forgive & forget
  3. Westside
  4. See me now
  5. It was London
  6. Bad habit
  7. Down
  8. Dreams
  9. Are we electric
  10. Sunrise
  11. Sweet emotion
Gesamtspielzeit: 39:53 min

Im Forum kommentieren

Covfefe

2024-03-19 16:08:24

Ein Album, das Listen heißt. Beste. Wir brauchen mehr Listen.

solea

2014-09-10 01:24:28

Rezi sollte man wegen Befangenheit zurücknehmen ;-)

Eurodance Commando

2014-09-04 11:11:24

Tolle Rezi !

Rumhorster

2014-09-04 09:59:40

Du meinst wohl eher nen Punkt Abzug.

musie

2014-09-04 08:38:44

was für ein grottenschlechtes Album!! für mich eine 2/10 und dann noch ein punkt für die verflossene liebe.. 3/10 von mir.

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