Beth Orton - Daybreaker

Heavenly / EMI
VÖ: 19.08.2002
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Watching the daybreak

Sie ist die etwas andere Folk-Lady. Beth Orton sitzt nicht etwa gitarrenbewehrt am Lagerfeuer und schrummt zum gemeinsamen Nachtbeschunkeln. Auch die des verhuschten Häschen ist keine Rolle, in der sich die Dame aus Norwich gefällt. "Fortschritt durch Technik" lautet die Devise, die ihr da schon viel besser in den Kram paßt. Aber nicht irgendwelche Beats aus dem Kaugummi-Automaten. Bei "Daybreaker", dem Titelstück, zimmern ihr die Chemical Brothers den wohl dezentesten Groove ihrer Karriere zusammen. Frau weiß, was sie tut, und will immer nur das Beste. Und meist bekommt sie es auch.

Und so finden sich auf Ortons dritter Scheibe nach den hochgelobten "Trailer park" und "Central reservation" wieder einige raffiniert ausgestattete Stücke, bei denen der Sampler niemals überdeckt, daß es ihr zu allererst um die Songs geht. Stimmung statt Selbstzweck. Die Songs jedenfalls finden ihre Basis in Soul, Folk und Jazz. Und dennoch ist der Weg zum Pop nie weit. Man muß nur den versteckten Fußangeln ausweichen, die Orton in den Arrangements versteckt.

Dann ist da ja auch noch die exquisite Gästeschar auf "Daybreaker". Nicht nur die chemikalischen Brüder, deren Alben Orton schon mehrfach veredelte, werfen ihre Talente in die Waagschale. Auch die göttliche Emmylou Harris schwebt im "God song" heran. Vorher noch läßt sich Ryan Adams im von Johnny Marr (The Smiths) geschriebenen "Concrete sky" auf einen verzagten Flirt ein. "It's harder than a heartbreak, too" stellt das Pärchen fest, und tänzelt herzergreifend aneinander vorbei.

"Daybreaker" steckt voller dezenter Lautmalereien, die die Leinwand in wohlige Farben tünchen. Ein Schelm, wer jetzt vom Herbstalbum redet, wo doch auch die Morgenröte eines Sommertags solch schüchterne Kuscheleien vertragen kann wie "Thinking about tomorrow". Oder den Kloß im Hals aus "This one's gonna bruise". Oder den schmeichelnden Groove des morcheebaesken "Anywhere". Oder den herben Flair des Openers "Paris train", der all die verlorenen Momente des Albums schon andeutet und doch nichts zuviel verspricht. "To break its perfect skin / To dare to dive within." Das hier geht unter die Oberfläche.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Concrete sky
  • Daybreaker
  • This one's gonna bruise
  • Thinking about tomorrow

Tracklist

  1. Paris train
  2. Concrete sky
  3. Mount Washington
  4. Anywhere
  5. Daybreaker
  6. Carmella
  7. God song
  8. This one's gonna bruise
  9. Ted's waltz
  10. Thinking about tomorrow
Gesamtspielzeit: 51:17 min

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