A Sunny Day In Glasgow - Sea when absent

Lefse / Fat Possum / PIAS / Rough Trade
VÖ: 08.08.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Sturm vor der Ruhe

US-amerikanische Shoegaze-Bands hatten schon immer einen recht müßigen Weg vor sich, wollten sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen und wenigstens ein wenig Erfolg genießen. In der Shoegaze-Hochzeit Ende der 80er Jahre hatte eine Truppe wie Galaxie 500 aus Cambridge, Massachusetts, gegen die britische Übermacht schlechte Karten, in der Gunst des partywütigen Publikums zu stehen. Einer Shoegaze-Band der Neuzeit geht es da nur etwas besser: A Sunny Day In Glasgow aus Philadelphia sind schon länger ein Geheimtipp, doch erst jetzt, mit ihrem vierten Album, könnte die Band zu einer wahren Größe avancieren. Das Interesse an A Sunny Day In Glasgow in den einschlägigen Medien scheint dies zu bestätigen; die zugänglichere und noch melodischere Ausgestaltung auf "Sea when absent" im Vergleich zu den vorherigen drei Alben ist dem auch alles andere als abträglich.

Das Viertwerk ist ein wahrer, gut eine Dreiviertelstunde anhaltender melodieseliger Rausch, der seine Wirkung keineswegs verfehlt, aber auch zu viel sein kann. Alles beginnt mit dem grandiosen Opener "Byebye, big ocean (The end)", der wie die weiteren zehn Stücke mitgetragen wird von den sich abwechselnden Stimmen von Annie Fredrickson und Jen Goma. Sie erheben sich immer wieder aus den dichten (Keyboard-)Flächen, versinken jedoch auch stets, wenn es angebracht ist und die Sphären die Szenerie bestimmen sollen. Der Rausch muss ja unter Kontrolle gehalten werden, gerade wenn die Lyrics gaga gehen wie im Refrain zu "In love with useless (The timeless geometry in the tradition of passing)": "Antipsychotics sink to the bottom / Think of it… death as something / Antipsychotics sink to the bottom / Dreams that were buried comin' up." Ohne passendes Lyrics-Video sind sie kaum verständlich und können übergangen werden: Ziehe vor und los.

Danach gibt es nur rar gesäte Momente der Ruhe und des Durchatmens, falls dies hier überhaupt angebracht ist. In "The body, it bends" kann man kurzzeitig das Gefühl haben, dass es sich um ein Girls-Folk-Pop-Gute-Laune-Album handelt, aber dann werden schon wieder die Regler zum Anschlag gebracht; die Gemächlichkeit ist alsbald wieder dahin. Und in "The things they do to me" kommt sogar das Instrument der klassisch ausgebildeten Cellistin Annie Fredrickson durch. Dazwischen herrscht Sturm vor der Ruhe. Der finale Ton von "Golden waves", der das Album endgültig verklingen lässt, bringt einen zur Erkenntnis, dass Sonnenschein in Glasgow gar nicht die Regel ist. Doch das spielt hier keine Rolle, die Aufmerksamkeit sei dem Sechser für so viel Ideenreichtum auf und mit diesem Album endlich vergönnt.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Byebye, big ocean (The end)
  • In love with useless (The timeless geometry in the tradition of passing)
  • Golden waves

Tracklist

  1. Byebye, big ocean (The end)
  2. In love with useless (The timeless geometry in the tradition of passing)
  3. Crushin'
  4. MTLOV (Minor keys)
  5. The things they do to me
  6. Boys turn into girls (Initiation rites)
  7. Never nothing (It's alright [it's ok])
  8. Double Dutch
  9. The body, it bends
  10. Oh, I'm a wrecker (What to say to crazy people)
  11. Golden waves
Gesamtspielzeit: 47:00 min

Im Forum kommentieren

saihttam

2016-07-08 13:08:49

Kenn ich nicht, glaub ich nicht. Gib mal ne Hörprobe!

Mister X

2016-07-08 06:48:56

die honeyblood war besser

saihttam

2016-07-08 03:52:38

Wie kann das hier eigentlich sonst keiner abfeiern. Es ist doch so fantastisch!

saihttam

2015-11-30 03:08:49

Es gibt eine neue Doppel-EP mit dem Namen Planning Weed Like it’s Acid / Life is Loss. Nicht ganz so stark wie das Album, aber dennoch recht gelungen.

saihttam

2015-01-08 01:55:52

Im Jahrespoll leider gar nicht vertreten. Ach Leute! :(
(nicht, dass ich es erwartet hätte)

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