United Nations - The next four years

Temporary Residence / Cargo
VÖ: 08.08.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Melodische Widerhaken

Wie man Leute völlig unvermittelt aus den Socken haut, das haben sie nicht verlernt im Hause United Nations. Einfach mal schlappe vier Jahre so gut wie nichts von sich hören lassen und nebenbei fast die komplette Besetzung, auf die man sich offiziell ohnehin nie so richtig festlegen wollte, austauschen. Und dann? Kurz mal ein, zwei Tracks als Teaser und zugleich krachende Schüsse vor den Bug auf die Reise schicken und dann nichts wie raus mit dem neuen Werk "The next four years." Großartige Ankündigungen oder gar Erklärungen im Vorfeld abgeben? Braucht kein Mensch. Sicher ist zunächst nur so viel: Bei United Nations zieht weiterhin ein gewisser Geoff Rickly die Fäden, es dürfen auch Leute von Pianos Become The Teeth mitmachen und die so-called-Supergroup hat auch nach vier Jahren Abwesenheit nicht die geringste Lust auf Konventionen oder Kompromisse.

Das bedeutet musikalisch, dass "The next four years" ziemlich exakt null Sekunden braucht, um sämtliche Kauleisten im Umkreis der eigenen Spannweite so nachhaltig zu zertrümmern, dass das Gros der geneigten Hörer nunmehr für den Rest seines Daseins auf flüssige Nahrung zurückgreifen muss. Dass der Opener, der sich für dieses musikalische Massaker verantworten muss, dann den Titel "Serious business" trägt, könnte kaum besser passen. Ansage verstanden, weiter im Text. Wobei selbst dieses Fazit noch zu kurz ausfällt. Auf den zweiten Blick offenbart dieser dreiminütige Irrsinn irgendwo zwischen Punk, Powerviolence und einer Prise Deafheavenschen Black-Metals eine Reihe geschickt verteilter melodischer Widerhaken. Ebensolche finden sich auch in ähnlichen Hassbrocken, wie etwa "False flags" oder "United Nations vs. United Nations". Musikalische Abgründe, in die man sich gerne stürzt. Und zwar wiederholt. So gerät der Genuss dieses Albums zu einem auf verquere Art perversen Vergnügen. Das muss nicht jeder gut finden, jedoch werden die Mutigen durchaus belohnt. Mit Songs, die auch großen Metal-Zampanos das Fürchten lehren, eingespielt von Leuten, die genau wissen, was sie da tun. Gnadenlos, präzise, immer treffsicher, nie im stumpfen Gebolze versumpfend.

Zumal die Songs aus der Highspeed-Fraktion auch nicht immer die Sache dieser neuen Platte sind. Wo der Vorgänger "United Nations" nämlich sein Wohl noch vornehmlich im Stilmittel der schieren Gewalt suchte, geht der Zweitling bisweilen um einiges subtiler vor. Ausgehend von einer dem gesamten Album innewohnenden Hinwendung zur Struktur, sorgen United Nations inmitten der Apokalypse mehr als ein Mal für hochgezogene Augenbrauen. Wenn etwa "Revolutions at varying speeds" in einen unerwartet ausladenden, ja geradezu unverhohlen melodischen Refrain gekippt wird. Oder "Meanwhile on main street" plötzlich die Frage aufwirft, ob man sich hier nicht kurzzeitig in ein Thursday-Album verlaufen hat. Natürlich nur, um diese Frage nach einer knappen Minute mit der größtmöglichen Menge an Krach zu beantworten, die gerade zu finden war. Vor allem erwähnenswert bleibt das über sieben Minuten laufende "F#A#$", das alle Extreme dieser Platte in einem Song zusammenführt und mehrmals zwischen selbigen hin-und-her pendelt. Ohne jemals die eigene Linie zu verlieren.

"F#A#$" ist jener Song, der exemplarisch für das steht, was sich bei United Nations in den letzten Jahren getan hat. Auf "The next four years" zeigt sich die Band nämlich kompakter, strukturierter, wandelbarer, zwar weniger, dafür aber nachhaltiger heftig. Unterm Strich eben merklich anders. Ob das nun besser oder schlechter ist, als früher, darüber mögen sich bitte andere den Kopf zerbrechen. Wir konstatieren etwas derb: United Nations sind immer noch saugut.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Serious business
  • Meanwhile on main street
  • Revolutions at varying speeds
  • F#A#$

Tracklist

  1. Serious business
  2. Meanwhile on main street
  3. Revolutions at varying speeds
  4. False flags
  5. United Nations find God
  6. Between two mirrors
  7. Fuck the future
  8. Stole the past
  9. United Nations vs. United Nations
  10. F#A#$
  11. Music for changing parties
Gesamtspielzeit: 29:42 min

Im Forum kommentieren

boneless

2018-07-23 22:22:28

:/

Aber ein Grund mehr, dieses großartige Album mal wieder aufzulegen.

Affengitarre

2018-07-23 21:54:13

Da war wieder so ein Spambot am Werke, der irgendwelche politischen Entwicklungen oder so kommentiert hat. Du weißt schon, diese komischen englischsprachigen Bots die in anscheinend passenden Threads auftauchen.

boneless

2018-07-23 21:52:37

Ach schade, hab gedacht, jemand schreibt was über dieses tolle Ding.

Hm?

The MACHINA of God

2018-07-23 19:37:13

Defintiv durchweg gut, beide Scheiben. Am besten ist wohl der Closer des Debuts.

Affengitarre

2018-07-23 13:43:55

Ach schade, hab gedacht, jemand schreibt was über dieses tolle Ding. Alleine, wie der Opener mit seinen Blastbeats loslegt, dann alles niederwalzt und Phantom der Oper zitiert. Und auch danach viel geiles Zeug. Gefällt mir mehr als der schon starke Vorgänger. Geoff Rickley kann schon wenn er will.

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