Cold Specks - Neuroplasticity

Mute / GoodToGo
VÖ: 22.08.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bläschen in der Grube

Und am Anfang war Al Spx. Eine junge Dame, die sich entschied, in ehrlicher, konfrontationsmeidender Sorge um die Stigmatisierung ihrer religiösen Eltern unter dem Pseudonym Cold Specks zu musizieren. Man grub sich mit ihr durch "I predict a graceful expulsion", zeterte und flehte gemeinsam. Zwei Jahre später ist es, als habe sie nur darauf gewartet, forschen Schrittes durch eine Staubwolke zu spazieren, um den Ursprung bedrückenden Gedankengutes zu ergründen – mit der Schaufel in der Hand am Rande eines ausgehobenen Erdreichs.

"All is calm / Nothing is right", beendet Spx den Opener "A broken memory". Bis dato zuckt eine Orgel aus der Gruft, zieht es die 26-jährige Kanadierin zum Blues-Rock und tauchen erstmals die freejazzigen Bläser auf, für die Ambrose Akinmusire verantwortlich zeichnet. Sein Beitrag befeuert die mitunter sinistre Attitüde dieser Platte – wenn es wie in "Old knives"notwendig ist und keines neuerlichen Tiefschlags bedarf wie im oberflächlichen Wohlklang des vom Piano begleiteten, soul-jazzigen "A season for doubt".

"Neuroplasticity" nährt sich aus Spx' Kollaborationen. Nachdem sie die Highlights auf Mobys "Innocents" einsang, kehrt neben dem Gastbeitrag für Akinmusires Album auch ihr Einsatz auf Swans' "To be kind" als Bumerang zurück. Da hat man in den ersten Sekunden von "Exit plan" noch die Bedächtigkeit des Vorgängers im Hinterkopf, schon pustet Swans-Sänger Michael Gira plötzlich schwarze Wolken in den Refrain. Hier ist die Eruption nur Drohkulisse, doch das großartige "Old knives" vollzieht sie. Eine E-Gitarre schwebt durch den Raum; im letzten Drittel irren Drone und Freejazz-Elemente umher wie mancher Hund bei Donnergrollen. "Every old knife is rusting in my back."

Dennoch stehen am Rande aufmunternde Worte wie "Stick to your guns / You wear 'em well". Sie stammen aus "Let loose the dogs", das exemplarisch für viele Momente des doom-souligen Albums den Pop-Aspekt nicht vernachlässigt und liebreizende Cembalo-Klänge mit einer voluminösen, grummeligen Bass-Gitarren-Allianz paart. Diese "dogs" sind wohl Dobermänner – mit den gleichen Maulkörben versehen wie die Bläser in "Absisto". So sehr der perkussive Boden unter "A quiet chill" auch rüttelt: Zwar bleibt Spx standhaft in ihrer repetitiven Aussage "I remain unshakable", aber es sind die letzten Worte, die "Neuroplasticity" am stärksten verkörpern. "I've got an unrelenting desire to fall apart." Wann kommt das Duett mit Mark Lanegan?

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Old knives
  • A formal invitation
  • A season for doubt

Tracklist

  1. A broken memory
  2. Bodies at bay
  3. Old knives
  4. A quiet chill
  5. Exit plan
  6. Let loose the dogs
  7. Absisto
  8. Living signs
  9. A formal invitation
  10. A season for doubt
Gesamtspielzeit: 34:46 min

Im Forum kommentieren

Cosmig Egg

2015-01-26 09:49:19

So wenig Resonanz zu diesem super Album?
Heute Abend werde ich sie live in der alten Feuerwache Mannheim sehen.*Juchz*

Sick

2014-08-21 23:42:12

"...und der Swans-Einfluss ist schon sehr deutlich zu hören"

Öh, bitte?

xenon

2014-07-08 09:02:41

Das Album ist wirklich fantastisch geworden! Der Vorgänger war zwar schon gut, aber das hier ist noch einmal eine deutliche Weiterentwicklung in Sachen Songwriting. Kein einziger Ausfall auf der Platte, lässt sich wunderbar durchhören und der Swans-Einfluss ist schon sehr deutlich zu hören.

Walenta

2014-05-22 22:19:21

Woah - schon auf den ersten Eindruck hin wieder eine ganz wunderbare Platte geworden! Alleine der tolle Rhythmuswechsel beim refrain von 'Bodies at Bay'! Und spätestens beim Finale von 'Old Knives' wirkt die letzte Swans Platte nach....zumindest auf Augenhöhe mit dem Debüt wird sich das sicherlich einnisten.

Randwer

2014-05-20 21:47:28

Das kann ich beizeiten auch tun. Erstmal ist es auf meiner Einkaufsliste in LibreOffice Calc notiert.

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