Brother Firetribe - Diamond in the firepit
Spinefarm / UniversalVÖ: 02.05.2014
Vergessene Kerle
Klug ist es vielleicht nicht, direkt zu erwähnen, dass dieses Album bereits vor mehr als drei Monaten erschien, der zuständige Plattentester also offensichtlich sehr früh und dann bis über die Ohren im Sommerloch steckte. Aber erstens funktioniert nur so die Überschrift und zweitens wurde die süchtig machende Power dieses Albums zunächst einfach unterschätzt. Zwar mag der dritte Streich von Brother Firetribe rein stilistisch nur ein weiterer Beitrag zum bereits mehr als ausreichend bedienten Melodic-Hard-Rock-Genre sein, doch das genauere Hinhören machte deutlich: Das hier geschnürte Energiebündel lässt für spaßbereite Stilfreunde schlichtweg keine Wünsche offen.
Angesichts der Band-Diskographie war jedoch nicht unbedingt zu erwarten, dass "Diamond in the firepit" so auffällig geraten würde, denn sowohl das 2006er-Debüt "False metal" als auch "Heart full of fire" aus dem Jahr 2008 sind eben genau das, was zunächst auch für das neue Album vorgesehen war – nicht mehr als nur ordentliche Beiträge zum oben erwähnten Allerweltsgenre. Während die ersten beiden Alben jedoch innerhalb von nur zwei Jahren erschienen, ließen die fünf Finnen um den Nightwish-Gitarristen Emppu Vuorinen für dieses Album geschlagene sechs Jahre ins Land ziehen. Und anscheinend haben sie die Zeit genutzt, um Hausaufgaben zu erledigen, die damals noch auf die lange Bank geschoben wurden. Denn "Diamond in the firepit" präsentiert sich als Stimmungskanone par excellence. Hier wurde jede Melodie und jedes Riff so goldrichtig platziert, dass der Band ein beachtliches Album voller Leidenschaft und ohne nennenswerte Schwächen gelungen ist.
Nach dem kurzen Intro kommen Brother Firetribe auch gleich zur Sache: Und was dieses "Loves's not enough" bereits für eine Sache ist! Klar, das Klischee tropft hier aus jedem Ton, aber mal ehrlich: Wer das nicht mag, ist ohnehin schon beim Anblick des Covers milde lächelnd ins Sommerloch gesprungen. Bereits der Blick auf die Tracklist verrät, dass "Diamond in the firepit" nicht fürs musikalische Bildungsbürgertum gemacht ist. Für alle anderen ist "Love's not enough" nur der Testosteron treibende Auftakt eines überaus männlichen Albums, das keinen Hehl aus seiner 80er-Attitüde macht, wobei Brother Firetribe ihrem Sound, anders als beispielsweise die Kollegen von H.E.A.T., einen verträumten Touch verleihen. Indes sind die Finnen trotz zahlreicher "Liebeslieder" keine Schmusekätzchen, die ihren virilen Kummer in Keyboardkleister zu ertrinken versuchen, sondern stricken durchaus angriffslustig am perfekten Melodic-Hard-Rock-Song.
Diesem Ziel kommt die Band immer wieder sehr nahe, zum Beispiel mit Songs wie "For better or for worse" und "Desperately", die dem starken Sammy Hagar-Cover "Winner takes it all" in Nichts nachstehen. Aber erst das famose "Reality bites" ist einer dieser Titel, die auch einem Album voller Highlights das i-Tüpfelchen aufsetzen können. Und selbst wenn es im Ganzen an Abwechslung mangelt, da kaum nennenswerte Tempowechsel stattfinden und außerdem eine waschechte Ballade fehlt, ist "Diamond in the firepit" dank seiner treffsicheren Hooklines mit Sicherheit eines der auf Dauer kurzweiligsten Vergnügen des Jahres. Zum Wiederhören und Wiederfreuen. Und garantiert nicht zum Wiedervergessen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Love's not enough
- For better or for worse
- Desperately
- Reality bites
Tracklist
- Intro
- Love's not enough
- Far away from love
- For better or for worse
- Desperately
- Edge of forever
- Hanging by a thread
- Trail of tears
- Winner takes it all
- Tired of dreaming
- Reality bites
- Close to the bone
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Armin
2014-08-09 17:27:27
Frisch rezensiert! Meinungen?
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