Brontide - Artery

Holy Roar / Al!ve
VÖ: 01.08.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Wie hört Ihr Musik?

Bevor dieser Thread in den Untiefen des Plattentests.de-Forums verschwindet, hier noch schnell der Hinweis darauf - ganz im Dienste der Wissenschaft: Er führt zu einer Umfrage der Universität Marburg, mit Hilfe derer Musikhörverhalten erforscht werden soll. Und während sich im Forum noch vortrefflich darüber gestritten wird, ob Plattentests.de nun der richtige oder genau falsche Ort ist, um TeilnehmerInnen für diese Studie zu gewinnen, beschäftigen wir uns doch lieber mit den Inhalten. Ein Punkt, den es einzuschätzen gilt, heißt dabei: "Wenn ich gute Instrumentalmusik höre, dann fühlt es sich so an, als ob mir jemand eine Geschichte erzählt." Trifft überhaupt nicht zu? Trifft vollkommen zu? Glücklicherweise liefern Brontide mit "Artery" ein geeignetes Versuchsobjekt.

Damit ist es auch gleich unerheblich, in welches der beiden Genres man den pur instrumentalen Mathrock-/Postrock-Hybriden der drei Engländer primär zu stecken versucht. Und als literarische Form gedacht, wäre "Artery" wohl eher auch ein Kurzgeschichtenband, mit prägnanten, kurzen Erzählstrangwechseln und vielen Charakteren. Allen voran durchschreitet das Herzstück "Knives" gleich mehrere dieser Episoden. Initiiert wird es durch ausschwingende, widerhallende Gitarrenloops, die alsbald von einem Mittelteil abgelöst werden, der dem seismischen Grollen, von dem sich der Bandname ableitet, in nichts nachsteht. Aus laut wird leise, und aus wiederholtem Saitenanschlag wird nachdrückliche Schlagzeugbeanspruchung, ehe sich im letzten Teil des Tracks mehr und mehr ein rauscherzeugendes, gemeinsames Zusammenspiel ergibt, das sich letztlich in aufbrausendem Becken-Gezeter auflöst. Das nachfolgende, akustisch getragene "Still life" gibt dann deutlich mehr Zeit zum Durchatmen, um diese kompakten Wechsel erst einmal sacken zu lassen.

"Kith and kin" groovt sich dagegen arglos ein und setzt mit Electronica-Elementen noch ein Stilmittel oben auf, welches erst verhüllt aufblitzt und später doch auch als Leitmotiv fungiert. Schon in "Bare my bones" tauchen die ersten Synthie-Elemente auf, pfeifen erst durch alle Spuren-Ritzen, machen dann Platz für ein bedrohlich emporschnellendes Mathrock-Krachen, um am Ende verwaschen, ja beinahe romantisch, wieder zum Vorschein zu kommen.

"Artery" geht auf seine positiv launische Weise der Erzählstoff zu keiner Zeit aus. Anhänger von zurückgenommenen postrockigen, als auch knurrend und unnachgiebig hysterischen Passagen kommen gleichermaßen auf ihre Kosten. Welche Geschichten für jeden Hörer persönlich dabei transportiert werden, wäre sicherlich einen weiteren Diskussionsansatz im eingangs erwähnten Thread wert. Also: Wie hört Ihr Musik? Und welche Erzählungen hält "Artery" für Euch bereit?

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Kith and kin
  • Knives

Tracklist

  1. Tonitro
  2. Bare my bones
  3. Kith and kin
  4. Cabin
  5. Knives
  6. Still life
  7. Caramel
  8. Red gold
Gesamtspielzeit: 43:19 min

Im Forum kommentieren

pounzer

2024-08-01 11:01:09

Und hier ist die weitere Musik. :)

"Mineral" - https://youtu.be/n6q9b1zGgco?si=a3vaBpvchq-uHogE

sizeofanocean

2024-01-25 15:35:51

spielen dieses Jahr beim Arctangent Festival, weitere Musik wäre seeeeeehr zu begrüßen

pounzer

2021-04-05 23:33:14

Wunderbares Album. Bin immer noch froh, die Band wenigstens bei ihrem Abschiedsgig gesehen zu haben.

"Sans Souci" war damals eines der ersten Mathrock-Alben, die mich richtig begeistert haben. Absolutes Brett. "Artery" ist deutlich luftiger, aber nicht weniger gut.

sizeofanocean

2021-04-05 22:53:42

fantastisches Album, muss mal wieder nach oben hier.

https://brontide.bandcamp.com/album/artery

AndreasM

2014-08-10 14:40:07

Richtige "Geschichten" höre ich bei der Platte jetzt auch nicht, vielleicht ist das bei klassischen Postrock-Platten auch was anderes (?). Mathrock lüftet für mich gerne einfach mal die Gehirnwindungen durch und da kann ich dann zustimmen, dass eher die Dynamiken im Vordergrund stehen, ohne das sie konkret etwas "erzählen".

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