Wand - Ganglion reef

Drag City / God? / Rough Trade
VÖ: 01.08.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

The big bang theory

Manchmal kann es so einfach, und doch so irre sein. Als sich vor einer Weile vier selbsternannte Nerds aus Kalifornien trafen, um unter dem Namen Wand gemeinsam zu musizieren, war das noch keine wirkliche Besonderheit. Dass die Herrschaften einer gewissen Scharfzüngigkeit aber nicht abgeneigt sind und gern auch mal die vermeintlich unbequemen Klugscheißer geben, deutet nicht zuletzt der Promozettel zu ihrem Album "Ganglion reef" an. Dem ist etwa eine Entstehungsgeschichte "in no particular order" zu entnehmen, die mit wahllosen Nummern von 1 bis 6661 versehen wurde (tatsächlich sind es nur 13) und in der etwa die folgenden beiden Sätze stehen: "[Das Album] vermehrt sich unter dem Stress derer mit bizarren unternehmerischen Absichten. Ihre Genitalien waren für das Abmischen unerlässlich." Dass es bei ihnen also durchaus wirr und chaotisch zugeht, ist damit fast schon keine Überraschung mehr – und dass ausgerechnet Ty Segall da irgendwie mitspielt, setzt dem Ganzen eigentlich nur die Krone auf.

Der 27-Jährige, der selbst gefühlt jedes Jahr mindestens an einem Album beteiligt ist – sein neues Werk "Manipulator" erscheint im Spätsommer 2014 –, war vom Können der jungen Band so begeistert, dass er sie nicht nur vom Fleck weg als Supportact für seine Tour verpflichtete. Nein, "Ganglion reef" erscheint zudem als eines der ersten Alben auf God?, seinem Drag-City-Imprint. Zu viel der Ehre? Nicht doch. Gut möglich außerdem, dass man bei Segall eh mindestens einen Sprung in der Schüssel haben muss, um von ihm ernstgenommen zu werden. Und den haben Wand, wenn man sich etwa das verdrogte "Flying golem" anhört, allemal. Fast könnte man meinen, dass man hier einen Song von Mikal Cronin, The Traditional Fools oder Thee Oh Sees zu hören bekommt – allesamt übrigens auch fester Bestandteil im Segall'schen Freundeskreis.

Der Opener "Send/Receive (Mind)" hingegen arbeitet über eine Minute auf den Urknall hin, um schließlich in einer stromgeladenen Psychedelic-Fuzz-Hymne zu gipfeln, die The Yardbirds Mitte der 60er auch nicht besser gemacht hätten. Beinahe faul und träge startet schließlich "Fire on the mountain (I-II-III)", das tatsächlich aus drei vollkommen eigenständigen Teilen zu bestehen scheint und sich im Verlauf über eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd auf Koks zu einer außerirdischen Reise im Raumschiff in andere Galaxien entwickelt. Rau und lärmend wird es in "6661", ganz und gar nicht klar in "Clearer" – und mit dem Sechsminüter "Generator larping", dem längsten und zugleich letzten Stück von "Ganglion reef", gibt es eine Mischung aus den Beatles und den Beach Boys als Zugabe obendrauf. Bei näherem Hinhören könnte man glauben, dass da sogar tatsächlich John Lennon hinterm Mikrofon steht – womöglich ist der aber auch nur einfach klammheimlich ins Raumschiff eingestiegen, um die Wände ein bisschen wackeln zu sehen.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Send/Receive (Mind)
  • Fire on the mountain (I-II-III)
  • Generator larping

Tracklist

  1. Send/Receive (Mind)
  2. Clearer
  3. Broken candle
  4. Fire on the mountain (I-II-III)
  5. On ganglion reef
  6. Flying golem
  7. Strange inertia (Crtl Alt Death)
  8. 6661
  9. Growing up boys
  10. Generator larping
Gesamtspielzeit: 35:09 min

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Armin

2014-07-31 22:10:00

Frisch rezensiert. Meinungen?

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