The/Das - Freezer

Sinnbus / Rough Trade
VÖ: 15.08.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ein Spalt offen

Oft entstehen Dinge erst durch eine Abspaltung. So zum Beispiel Kernenergie und die Band The/Das. Entstanden durch Loslösung von der Berliner Electro-Indie-Vorzeigeband Bodi Bill, haben sich Fabian Fenk und Anton Feist aka The/Das neuen Raum für fricklerische Experimente geschaffen. Nachdem sie zwei EPs mit technolastigen Stücken und treibenden DJ-Sets in den Äther geschossen haben und damit bei der weltweiten Tanzgemeinde Anklang fanden, nehmen sie sich mit The/Das mit ihrem Album den Luxus heraus, zu verwerfen, neu aufzubauen und wieder anzuknüpfen. Das einstmalige Projekt auf Experimentierbasis wurde mehr und mehr zu einer Einheit, Bandgefühle stellen sich ein, beim Hörer wie bei den Protagonisten. Diese Entwicklung oder Weiterentwicklung korrespondiert mehr oder weniger mit dem Albumverlauf, wobei das Wort "Album" bei acht Tracks fast an einen Euphemismus grenzt.

Der Opener "My made up spoke" klingt wie ein klassischer Bodi-Bill-Song: Klavier-Geklimper im Hintergrund mit digitalen Sythesizern aus der Plugin-Kiste, die Melodiebögen spannen, sowie der Stimme von Fabian Fenk, die immer etwas "exhausted" oder wehleidig daherkommt. Zu Beginn des Mini-Albums klingt es noch etwas nach Schönsingerei. Bei "Miami waters" wirkt alles schon etwas anders. Die Synthies sind jetzt dunkel und wavig. Wellenartig zieht der Song der Hörer in den Sog, hinten raus wird abgeravet. Hier zeigt sich die Janusköpfigkeit der Band: eine gelungene Melange aus Instrumental- und Gesangparts, die stark nach dem Prinzip von elektronischer Musik arrangiert sind. Grundharmonien bleiben beständig als solides Fundament, verschiedene Arrangement-Teile werden aufgeschichtet oder abgetragen.

"Receiver" ist eine echte Perle von Song. Eröffnet durch butterweiche Orgelakkorde und eine weibliche Stimme, mit der man ad hoc schlafen möchte, einfach so, nur weil sie so schön klingt und so traurig wie hundert Jahre Weltschmerz. Sogleich fühlt man sich an Bodi Bills "Depart" mit Mariechen Danz erinnert, oder ist sie das vielleicht sogar? Genial und kreativ werden hier zwei Stimmen arrangiert, die perfekt ineinandergreifen. Bei "Operation of chance" werden die 80ies-Referenzen nicht mal mehr versteckt, die zweite Hälfte klingt nach Knight Rider, nach Schnauzbart und Neonbässen. Auch "This place" wartet mit einem Joy-Division-Gedächtnis-Bass und Verzweiflung auf. Melancholisch bis todtraurig gesellt sich "Somebody is" in die Reihe. Echte Wärme schaffen Fieldrecordings und eine gute Gesangleistung, die sich zwischen James Blake und Jamie Wood ansiedelt. Die neue Offenheit kommt in dem Song voll zum Tragen. Der psychedelische Schlusstrack "Freezer" macht die Verwirrung des Hörers perfekt. The/Das ist weg von den Plastik-Sounds von Bodi Bill. Auf richtige Indie-Hymnen scheinen sie bewusst verzichtet, zu haben. Auch aus der Technohölle haben sie sich befreit. Dennoch bleibt die Frage offen: Was wollen die eigentlich? Geht es hier um ein fancy Kunstprojekt? Sollen die Sachen tanzbar und clubtauglich sein? Letztlich bleibt ein interessantes Album, das sich noch selbst finden will.

(Konstantin Maier)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Receiver
  • Somebody is
  • Freezer

Tracklist

  1. My made up spook
  2. Miami waters
  3. Parallel worlds
  4. Receiver
  5. Operation of chance
  6. This place
  7. Somebody is
  8. Freezer
Gesamtspielzeit: 43:28 min

Im Forum kommentieren

Steff

2014-10-26 09:43:09

Live eine echte Granate die Jungs ...zumindest in FFM/Zoom ... ADHS? ;) ansonsten immer immer mehr: Album des Jahres!!!

koekoe

2014-08-16 23:54:51

Hab gestern das Konzert im Prince Charles gesehen. Die Show war ein bisschen peinlich teilweise, Sound und Songs aber eigentlich ganz gut, teilweise sehr gut. Klingt schon sehr nach BodiBill, was aber eben auch heisst, dass manche Stücke generisch klingen. Bei BodiBill mochte ich auch die poppigsten Lieder am meisten, oder solche bei denen sie sich ein bisschen mehr trauten und etwas unorthodox waren. Der Rest dazwischen war dann oft nur mäßiges Mittelmaß. Ich befürchte, dass es hier ähnlich ist.

10/10

2014-08-16 10:07:09

Atemberaubend innovativ: AdJ

derp

2014-08-16 00:22:44

Tolles Album, ich würde 3 Punkte mehr geben.

Steff

2014-08-05 10:23:46

Mit Spannung erwartet ... die Vorabsingle lässt aber Großes erwarten :) nach Moderat wohl das nächste Highlight in dieser Kante!

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum