Rhonda - Raw love

PIAS / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 25.07.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Hamburg, kleine Perle

In der schönen und teuren Hansestadt Hamburg muss man trotz aller Lebensqualität auf vieles ein wenig länger warten, was mit Kultur zu tun. Hier seien explizit die Elbphilharmonie oder eine Champions-League-Saison des HSV zu nennen. Weitere Kommentare wären überflüssig und drifteten vom eigentlichen Anliegen ab – denn auf gute junge, emporkommende Bands wartet man im hohen Norden nicht allzu lange, wie Rhonda auf ihrem Album "Raw love" beweisen. Dabei klingen Rhonda auf ihrem (Northern) Soul, Pop, Jazz und Bossa Nova integrierendem Debüt alles andere als hanseatisch unterkühlt und verkopft, sondern harmonisch und wohltuend – ohne in ihren elf Songs Abwechslung und Dynamik vermissen zu lassen. Das Quintett, von dem vier der fünf Mitstreiter einst die Trashmonkeys bildeten, beschränkt sich dennoch auf das Wesentliche.

Die beiden ersten Songs geben hier gleich die Marschrichtung vor: "Terrible lie" ist ein mit schönem Beat und Orgel hinterlegtes beschwingtes Soulstück, das von der Grandezza in Milo Milones Stimme getragen wird, wohingegen "Camera" ein ganz ordentlicher Stampfer ist, der ein wenig an Elaizas "Is it right" erinnert. Das in Zeitlupe gehaltene, erste offizielle Video der Band zu diesem Song ist aber mehr als nur sehenswert. Richtig berauschend wird "Raw love" immer dann, wenn der Bandcharakter deutlich zum Vorschein kommt. "Here we go again" hat Percussions und Wumms und ist mit seinem Garage-Einschlag dazu noch ziemlich tanzbar, was man an einem schönen Sommerabend auch einmal ausnutzen sollte. Nach drei Minuten ist der Tanz dann wieder vorbei, Rhonda begeben sich in ruhigere Sphären.

Neben der musikalischen Qualität, besticht der Fünfer auch durch Sekundärtugenden: Mode, Stil und Charme stehen hier ebenfalls hoch im Kurs, was schon durch die feine Garderobe der Herrschaften im Booklet mehr als nur auffällig ist. Das korrespondiert dann auch mit den adäquaten Venues, für die diese Musik gemacht ist. Bösartig könnte man jetzt anmerken, dass das alles wohltemperiert und wohlkalkuliert ist, aber sagen und vormachen lassen sich Rhonda nichts. Und helfen braucht man ihnen sowieso nicht, wie der Rausschmeißer "I need no help" beteuert: Ein würdiger, selbstbewusster Abschluss mit Orgeln und Trompeten; ein kleine Perle, die Hamburg da wieder hervorgebracht hat. Sollte die noch ein wenig wachsen, dann wäre auch ein Auftritt in der Elbphilharmonie anno 2020 durchaus realistisch – jedenfalls aus Sicht der Band.

(Carsten Rehbein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Terrible lie
  • Here we go again
  • I need no help

Tracklist

  1. Terrible lie
  2. Camera
  3. Sound of soda
  4. Take it back
  5. My thing
  6. Bruno
  7. Here we go again
  8. That's how I roll
  9. Come with me
  10. Here lies
  11. I need no help
Gesamtspielzeit: 36:51 min

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MickHead

2024-10-31 09:23:13

Mit der am Freitag (25.10.2024) erschienenen Single „The More We Are Together“ und einer letzten Tour im November nimmt die norddeutschen Neo-Soul-Band Rhonda Abschied. Die vier aus Hamburg stammenden Musiker:innen Milo Milone (Gesang), Ben Schadow (Gitarre), Offer Stock (Orgel) und Gunnar Riedel (Schlagzeug) machten mit ihrem markanten Blue-Eyed-Soul-Vibes auf sich aufmerksam. Mit dem authentischen Sixties-Sound waren sie nicht nur hierzulande, sondern auch in englischen Clubs erfolgreich. Das ist auch kein Wunder, denn ihr cineastischer Retro -Style kann es mit erfolgreichen englischen und amerikanischen Acts wie Amy Winehose, Duffy, Alabama Shakes (Brittany Howard) oder Celeste durchaus aufnehmen.

"The More We Are Together"

https://www.youtube.com/watch?v=ZWngd2c0sI4

mephistopheles.

2014-08-02 02:11:48

Lese zuletzt gern mal Kritiken aller Art durch, bevor ich mir dann die Wertung anschaue. Hier hätte ich definitiv auf 7-8/10 getippt, weil der einzig negative Punkt dieser hier zu sein scheint:
"Neben der musikalischen Qualität, besticht der Fünfer auch durch Sekundärtugenden: Mode, Stil und Charme stehen hier ebenfalls hoch im Kurs, was schon durch die feine Garderobe der Herrschaften im Booklet mehr als nur auffällig ist. Das korrespondiert dann auch mit den adäquaten Venues, für die diese Musik gemacht ist. Bösartig könnte man jetzt anmerken, dass das alles wohltemperiert und wohlkalkuliert ist, aber sagen und vormachen lassen sich Rhonda nichts."
Dieser Abschnitt gefolgt vom Verweis auf ein weiteres Albumhighlight. Wenn man also wegen einem mutmaßlich wohlausgewähltem Stil Punkte abzieht, erscheint die Wertung umso beliebiger.

By the way: 7-8 Punkte wären für dieses schöne Sommeralbum absolut gerechtfertigt.

Malte

2014-08-01 14:50:33

Ganz meine Meinung - die 6/10 passt nicht zu der in der Rezi beschriebenen "kleinen Perle" und ist absolut nicht nachvollziehbar.

Tolles Album ohne Ausfälle, würde von mir mindestens eine 7/10 bekommen.

Review-Reviewer

2014-08-01 11:34:01

Hier liest sich die Renzension mal wieder viel positiver, als die Bewertung. Das klingt mehr nach 8/10, anstatt 6/10.

Armin

2014-07-31 22:09:29

Frisch rezensiert. Meinungen?

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