Sinead O'Connor - I'm not bossy, I'm the boss

Nettwerk / Soulfood
VÖ: 08.08.2014
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Stilmix ohne Versöhnung

"I'm not bossy, I'm the boss" verkündet Beyoncé Knowles im Video zur Ban-Bossy-Kampagne an Mädchen und Frauen. Weitere Fürsprecher des Projekts sind Jennifer Garner und Condoleezza Rice, die sich ebenfalls hinter die Botschaft stellen und das weibliche Geschlecht ermutigen wollen: seid stark, stolz, selbstbewusst und übernehmt Führungsrollen. Das Klischee, dass Frauen in wichtigen Positionen diktatorisch und herrschsüchtig seien, soll so endgültig gebannt werden. Mit dieser Message kann sich die meinungsfreudige Sinead O'Conner natürlich sehr gut identifizieren und betitelt ihr neues Album einfach kurzfristig um: Eigentlich sollte es "The vishnu room" heißen, nun aber zitiert es Beyoncé im Titel.

In eine etwas andere Richtung geht allerdings das Artwork von "I'm not bossy, I'm the boss". Hier umarmt Sinead O'Connor ihre Gitarre als wäre diese ein nackter Körper, an den sich O'Connor im Latex-Onesie und mit schwarzer Perücke da schmiegt. Die Irin bekommt gerade noch die Kurve: Auch starke Frauen in Führungsrollen haben natürlich Sex wahrscheinlich sogar so oft sie wollen. Das fordert die frühere Priesterin und exzentrische Popsirene dann auch gleich mit ihrem ersten Song und trällert vergnügt die folgenden Textzeilen: "I want to make love like a real full woman, every day." In ähnlichem Tenor geht es weiter: "... a woman like me needs a man to be stronger than himself." Jetzt geht es wohl doch nicht mehr um die starken Frauen, sondern um die Männer an ihrer Seite. Nun ja, die Sängerin glänzt ja allzu gern mit ihrer Entscheidungsunfähigkeit, schon allein in Bezug auf ihren Musikstil: erst Pop dann Folk dann Reggae. Mit ihrem mittlerweile zehnten Album zeigt O'Connor ebenfalls eine komische Sound-Mischung: seichter Pop und Country-Melodien, die manchmal von E-Gitarre und Schreigesang unterbrochen werden. Heraus kommt eine unruhige Aneinanderreihung von Songs, die leider mehr Tiefschläge als Highlights aufweist.

Lieder wie das schlecht komponierte und unharmonische "Kisses like me", das schräge "The voice of my doctor" oder hysterische und nervende "Harbour" überschreiten fast die Grenze des Erträglichen und enden im Fremdschäm-Effekt. Einzelne Lichtblicke bilden höchstens Songs wie "The vishnu room" und "Streetcars". Dann knüpft die 47-jährige Künstlerin wieder an ihre alten Erfolge an, dann klingt sie authentisch und zufrieden wie noch 2002 auf ihrem irisch eingesungenen Album "Sean-nós nua". In diesen Momenten hat sie kein Kostüm an, das mit Lack und Latex auf der falschen Party gelandet ist. Die gewöhnungsbedürftige Aufmachung für die Vermarktung ihrer neuen Platte könnte man der manchmal labil wirkenden Künstlerin noch verzeihen, aber die schlechte Qualität ihrer neuen Musik nicht. Ob sie sich in ihrer Karriere noch mal für den richtigen Weg entscheiden wird, kann man nach dem Hören dieser Platte leider nur mit Skepsis beantworten.

(Natalie Cada)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The vishnu room
  • Streetcars

Tracklist

  1. How about I be me
  2. Dense water deeper down
  3. Kisses like mine
  4. Your green jacket
  5. The vishnu room
  6. The voice of my doctor
  7. Harbour
  8. James Brown (With Seun Kuti)
  9. 8 good reasons
  10. Take me to church
  11. Where have you been?
  12. Streetcars
Gesamtspielzeit: 40:52 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2023-07-28 11:54:22

"After her conversion to Islam, O'Connor called those who were not Muslims "disgusting" and criticised Christian and Jewish theologians on Twitter in November 2018. She wrote: "What I'm about to say is something so racist I never thought my soul could ever feel it. But truly I never wanna spend time with white people again (if that's what non-muslims are called). Not for one moment, for any reason. They are disgusting"

Btw hat sie diese Aussage in Interviews revidiert und sie auch recht schlüssig erklärt... aber der Teil wurde hier wohl bewusst weggelassen, weil er nicht in die Aussage passt :)

The MACHINA of God

2023-07-28 11:42:31

Absolute Zustimmung.

jleon

2023-07-27 22:59:00

Sie war einfach sehr schwer und fortschreitend psychisch erkrankt und hatte offenbar kein Umfeld was sie zu schützen und abzuschirmen vermochte! Es gab Eskapaden wo sie in ihrer Manie bei Facebook die schlimmstpeinlichsten Posts abgesetzt hat und niemand sie davon abgehalten hat. Ist einfach traurig zu sehen wie manche Leute sich noch darüber lustig machen oder den Menschen dahinter verurteilen. Genau wie bei Kanye West mit seinem absurden "ich liebe Hitler Zeug". Wenn ein Mensch in einen manischen, wahnhaften oder psychotischen Geisteszustand gerät, dann gehört er vor sich selbst und der Öffentlichkeit geschützt und nicht noch vor ein Mikro oder eine Kamera gezerrt!

fuzzmyass

2023-07-27 22:10:11

Ja, leider wurde es in den letzten 10-15 Jahren eher schlimmer als besser, irgendwie hat sie es nicht mehr geschafft den Frieden zu finden und hat sich immer mehr verstrickt

Christopher

2023-07-27 21:40:50

Ja, hab mich da etwas unflätig ausgedrückt und stimme dir zu. Sie hatte es auf jeden Fall nicht leicht und einfach schwere psychische Probleme. Gleichzeitig waren viele ihrer Aussagen schlicht absurd. Aber was soll's, das, was von ihr bleibt, ist die Musik. Und die ist ja oft wirklich gut.

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