The Magic Numbers - Alias

Caroline / Universal
VÖ: 15.08.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nieder mit der Beschreibblockade!

"Harmloser Poprock für Nettigkeitsfanatiker", "Lasche Studentenmusik für konservative Pärchen", "Pseudodramatische 3-Minuten-Epen für melodienverliebte Hobbyphlegmatiker" – uff. Schaut man im Plattentests.de-Forum nach "Alias", dem vierten Album der britischen Band The Magic Numbers, findet man dort vor allem eine Reihe von mehr oder weniger bissigen Beschreibungen. Inwieweit diese ihren Ursprung in genereller Antipathie gegen die beiden Geschwisterpaare Gannon und Stodart haben oder ob die Musik des Quartetts sich wirklich in solche Schubladen stecken lässt, bleibt wohl aufgrund der subjektiven Meinung unterschiedlicher Leute ungewiss. Fakt ist: Wirklich anders als ihre Genrekollegen klingen The Magic Numbers auf "Alias" nicht unbedingt – grundlegend besser oder schlechter sind sie damit allerdings auch nicht.

Das heißt ja zunächst nicht viel. Die Vorabsingle "Roy Orbison" tut immerhin niemandem weh und lässt sich als friedliebender Radiopop für Büroangestellte auch als Nebenher-Beschallung bei der Arbeit aushalten, ohne wirklich zu stören. Die leicht retro-angehauchte Produktion umschmeichelt den Gesang, das romantische Aufbäumen gegen Ende tönt mindestens kitschig, aber nicht unangenehm. Und auch die zweite Single "Shot in the dark" lässt sich als verspielte Lagerfeuermusik für holzfällerhemdtragende Hipster aushalten, die in den kommenden lauen Sommernächten bestens funktionieren dürfte. Mit "Better than him" gibt es schließlich auch noch die Standardballade für kerzenanzündende Mittzwanziger in Skinny Jeans, wobei der Wechsel zwischen den ruhigen, gemächlichen Strophen und dem etwas poppigeren Refrain ehrlicherweise mit zu den besten Momenten des Albums gehört.

Ansonsten dominiert auf "Alias" tatsächlich viel Gefälligkeitsmusik für, nun ja, alle irgendwie. Mit "Accidental song" gibt es lupenreinen Indie-Pop für VW Kombi fahrende Ikea-Fans, dessen ruhiger Teil rund um die Ein-Minuten-Marke allerdings etwas verfrüht kommt und das erst in der zweiten Hälfte wirklich zündet. "Out on the streets" wirkt an dritter Stelle leider deplatziert und hätte gegen Ende mit Sicherheit besser gepasst, wohingegen es "E.N.D.", die Pseudo-Disco-Nummer für Anfang-30-jährige Öko-Eltern mit 1,5 Kindern und Golden Retriever, eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Viel besser steht The Magic Numbers, wenn sie von ihrem üblichen Schema abweichen und sich etwas gehen lassen, wie etwa im düsteren Psychedelic-Pop für ehemalige Mumford-And-Sons-Anhänger in Form von "Enough" kurz vor Schluss. So kann sich auf "Alias" jeder zumindest die Songs rauspicken, die für ihn oder sie am besten sind – der Rest wartet möglicherweise lieber auf den nächsten Versuch.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shot in the dark
  • Roy Orbison
  • Better than him

Tracklist

  1. Wake up
  2. You k(no)w
  3. Out on the streets
  4. Shot in the dark
  5. Roy Orbison
  6. Thought I wasn't ready
  7. E.N.D.
  8. Accidental song
  9. Better than him
  10. Enough
  11. Black rose
Gesamtspielzeit: 51:06 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2014-10-09 14:38:58

Ich biete "Love Me Like You" (und natürlich "Mornings Eleven"). ;)

VelvetCell

2014-10-09 14:17:07

Lustig - bei mir ist der One Hit "Long Legs"

Takenot.tk

2014-10-09 13:29:00

Die Band ist für mich auch so etwas wie ein persönliches One-Hit-Wonder: Ich fand das Debüt ebenfalls auf Albumlänge nur "nett", allerdings ist eine Nummer darauf - "I See You, You See Me" - die ich absolut fantastisch finde.

Davon habe ich mir dann sogar die 7" geholt in schickem roten Vinyl mit einer ebenfalls tollen Unplugged-Version von Beyonces Crazy In Love...

Kamm

2014-10-09 12:28:53

Das Debut wurde vor fast 10 Jahren in meinem Freundeskreis als Sommeralbum öfters mal gespielt, es hängen sogar ein paar Erinnerungen daran. Trotzdem mochte ich es nicht, ich fand es zu nett. Die negativen Meinungen hier kann ich also nachvollziehen.
Aber da war dieses Lied, ganz am Ende: Hymn for her! Toller Aufbau, gelungene Dramaturgie und am Ende ein kleiner Ausbruch mit Beatles-Harmonien - bis heute eines meiner Lieblingslieder! Lohnen sich die anderen Alben, wenn man nur dieses eine Lied mag?

Loketrourak

2014-07-16 17:08:05

Mit Leichtigkeit verdrechselte Pophymnen für gediegene Besserverdiener (8,5/10).

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