
Verrückte Hunde - Tohuwabohu
Keep It Movin'VÖ: 27.06.2014
Quark im Schaufenster
Neunziger! NEUNZIGER! "Tohuwabohu", das zweite Album von Verrückte Hunde, schreit geradezu "Neunziger" aus jedem denkbaren Abspielgerät. Von Kopf bis Fuß und von der ersten bis zur letzten Zeile genießt das Kollektiv um die beiden Rap-Vergangenheitsbewältiger Foxn und Scu das Baden im Glanz des vorletzten HipHop-Jahrzehnts: "Hu! Ha! Booyakah! Meine Crew ist da!" Dabei sitzt jedes Wort wie ein astreiner Handkantenschlag und befördert den gebannten Zuhörer sofort in die große Zeit des Wu-Tang Clans, Cypress Hills und ihren deutschsprachigen Nachzüglern. Einen Hehl müssen Verrückte Hunde aus ihren Vorbildern derweil nicht machen, schließlich können die zwölf Tracks zuzüglich Intro, Outro, Kiffer-Monolog und Interlude deutlich auf eigenen Füßen stehen, ohne dabei auch nur ans Abpausen zu denken.
So scratcht sich das Gespann durch sämtliche Tracks, während die Reim-Meister ihre überlegt kreativen Botschaften präsentieren. Dabei schielt ein Auge immer in Richtung Live-Umsetzbarkeit, und der damit verknüpfte Spaß ist "Tohuwabohu" ständig anzumerken. Die Beats reißen mit, so originalgetreu und dumpf produziert sie auch daherkommen, und den beiden MCs mit den sich gut ergänzenden Hoch-und-Tiefbau-Stimmen kann sowieso niemand etwas vormachen. Mit Hilfe der ausgetüftelten Reime wird der Handkantenschlag schon mal zur erhobenen Faust des "übelriechenden Prügelriesen von so 'ner Südtribüne" oder zum "blutigen Gemetzel" für all die anderen Genrekameraden, die sich ungerechtfertigt für die Allerderbsten halten. Es sind gerade diese substantiellen Representer-Tracks wie "Katzen müssen draußen bleiben" und "Enterhaken", die zu den stärksten Momenten auf einem Album zählen, das man getrost in einem tiefen Zug durchhören kann. Und es wäre fast schon ein Skandal, nicht auch bärenstarke Stücke wie das Rollo-Feature "Irgendwie verrückt" oder das bouncende "Mundpropaganda" zumindest mal zu erwähnen.
Dass die meisten Aufnahmen dabei One-Takes sind, mag man ob deren Güte und Flow kaum glauben, und auch der nachträglich live eingespielte Kontrabass verfeinert den reminiszenten Ohrenschmaus nur noch mehr. Dann ist auch Platz für Ruhepausen wie "Ohne mich" oder "Burnout", in denen die Beats pro Minute etwas runtergeschraubt und die Themen entschiedener werden. Aber auch weniger verspielt und eine Stufe ernster zeigen die beiden Texter auf konstant hohem Niveau ihre Wortjonglage rings um plattenindustrielles und gesamtgesellschaftliches, krankhaftes Streben nach schnellem Erfolg und billigem Ruhm: "Und wofür gehst Du ans Mic"?
Was auch immer die Gründe für Verrückte Hunde gewesen sind, es ist dabei eine facettenreiche und schlagfertige HipHop-Platte in 2014 entstanden, die gut und gerne auch schon vor zwanzig Jahren für anerkennendes Nicken gesorgt hätte. Durch seine Eigenständigkeit ist "Tohuwabohu" aber nicht nur etwas für diejenigen, die die selben Platten im Schrank haben, welche auch als Inspiration für diese ausgelassenen Tracks dienten. Es sollten auch alle anderen einen Griff ins Regal wagen, die damals, wie auch Plattentests.de, noch Quark im Schaufenster waren, aber sich oldschooligem HipHop auf Deutsch nicht konsequent verweigern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Katzen müssen draußen bleiben
- Gerri baut die Bouncer
- Enterhaken
Tracklist
- Kann losgehen
- V zu dem H
- Der DJ hat doch nich' mehr alle Platten im Schrank
- Katzen müssen draußen bleiben
- Gerri baut die Bouncer
- Ohne mich
- Wer hat hier das Weed gestreckt
- 25g
- Satchmo
- Das Stirnband
- Enterhaken
- Burnout
- Geschichten aus der Rumpelkammer
- Irgendwie verrückt (feat. Rollo)
- Mundpropaganda
- Der Letzte macht die Tür zu
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richtiger Link
2014-11-15 05:56:54
http://www.youtube.com/watch?v=u068enzNsYY
Introducing
2014-11-15 05:56:19
Der Hundofant:
http://www.plattentests.de/forum.php?topic=84709&seite=1
Armin
2014-07-25 01:58:34
Frisch rezensiert! Meinungen?
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Referenzen
Threads im Forum
- Verrückte Hunde - Tohuwabohu (3 Beiträge / Letzter am 15.11.2014 - 05:56 Uhr)