Theory Of A Deadman - Savages

Roadrunner / Warner
VÖ: 25.07.2014
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Das Fliegen-Prinzip

Nein, als Kritikerlieblinge kann man Theory Of A Deadman nun wirklich nicht bezeichnen. Zunächst als Protegés von Nickelback-Frontmann Chad Kroeger belächelt – mit Recht, denn alleine dieser Umstand ist bereits Grund zur Besorgnis – konnten die Kanadier zwar kommerziell so richtig Gas geben. Dass das alles jedoch mit bestenfalls netten Pop-Rock-Nümmerchen passiert, scheint zumindest Frontmann Tyler Connolly nicht wirklich zu interessieren. Aber es wirft mal wieder ein zweifelhaftes Licht auf Charts und deren Entstehung – beziehungsweise landete man bei jeglichen Outputs der Band immer wieder bei der Kernaussage "Millionen von Fliegen können nicht irren - esst mehr Scheiße."

Wie dem auch sei, natürlich hauen Theory Of A Deadman für "Savages" wieder massivst aufs Exkrement. Und ändern an ihrer zumindest kontotechnisch erfolgreichen Formel nicht die kleinste Kleinigkeit. Das bedeutet für das eröffnende "Drown": Stampfender Rhythmus und adipös pumpender Bass. Wenn dann aber der Refrain ansteht und tatsächlich so was wie ein Spannungsbogen produziert wird, ist das Resultat derart kläglicher Pop, derart zahnloses Gesäusel, dass das Formatradio sofort den Airplay-Deal zückt, während sich der Rock-Fan vor Schmerzen auf dem Boden windet. Im folgenden "Blow" singt Connolly "The world has gone officially insane" – betrachtet man den erneut anstehenden Chart-Erfolg bei eher fraglichem künstlerischen Nährwert, mag man ihm uneingeschränkt Recht geben.

Der Titelsong ist dann ein wunderbares Beispiel dafür, dass so mancher Song durchaus so etwas wie Potenzial besitzen könnte, ließe man das richtige Personal ran. Es hatte vermutlich Gründe, den Gesang von Alice Cooper derart in den Hintergrund zu mischen, schafft der Altmeister es doch trotzdem, das Gekrächze des Frontmanns mit wenigen Noten in Grund und Boden zu singen. Klar, auch "Savages" ist eher Funzel als Highlight, aber es soll für lange Zeit der letzte Song auf der Platte bleiben, bei dem man zwischendurch aufhorchen möchte. Denn für den Rest dominieren die ewig gleichen Stampf-Riffs zu ewig gleichen Macho-Lyrics. Dicke Hose als Prinzip, nur dass es hier keine Bullenklöten, sondern eher Wachteleier sind.

Natürlich könnte man sagen, der Erfolg gebe Theory Of A Deadman recht. Aber genau betrachtet ist dieser Alternative Metal so was von wenig Alternative, dass der Mainstream einen gerade schwindelerregenden Fortschrittsgrad erreicht. Zusammengeklaubte Versatzstücke, die im Fall von "Livin' my life like a country song" zudem so klingen, als wären sie sogar für Kid Rock zu peinlich, wechseln sich mit den stupide runtergeschrappelten Standard-Riffs fröhlich ab. Dazu eine Produktion, für die die Bezeichnung "aalglatt" noch viel zu ruppig wäre, und fertig ist der feuchte Traum des Formatradios. Mit dem Morgenlatten-Rock, den "Savages" sich so zu bieten erdreistet, liegt jedoch die einzige Rebellion beim entnervten Hörer, kurz bevor das Radio die letzte Reise Richtung Zimmerwand antritt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Savages (feat. Alice Cooper)

Tracklist

  1. Drown
  2. Blow
  3. Savages (feat. Alice Cooper)
  4. Misery of mankind
  5. Salt in the wound
  6. Angel
  7. Heavy
  8. Panic room
  9. The one
  10. Livin' my life like a country song (feat. Joe Don Rooney)
  11. World war me
  12. In ruins
  13. The sun has set on me
Gesamtspielzeit: 47:29 min

Im Forum kommentieren

Torsten

2014-08-06 14:43:16

Was soll man schon sagen? Die Rezension sagt doch alles, jedes weitere Wort zu dieser Band ist eigentlich eins zu viel. Denn wenn die Welt in der Tat eins nicht braucht, dann noch eine Pseudo-Post Grunge/Alternative/College Rock/wasauchimmer-Band die klingt wie Nickelback,3 Doors Down, Hoobastank, Creed, Staind, usw., die immer noch das schlecht nachäffen, was Nirvana, Pearl jam, Soundgarden und die Smashing Pumpkins schon vor 25 Jahren wesentlich besser gemacht haben. Dass man auch guten Post-Grunge machen kann, zeigen Bands wie Silverchair.

seno

2014-07-25 08:04:13

Zum Album kann ich nichts sagen, aber die Rezension ist super.

Armin

2014-07-25 01:58:27

Frisch rezensiert! Meinungen?

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