Saturn - Ascending (Live in space)
Rise Above / SoulfoodVÖ: 25.07.2014
Ronnie, bist Du's?
Im Wettlauf um die Vergangenheit liegen die Schweden traditionell ganz weit vorne. Graveyard, Horisont, Truckfighters, Greenleaf, Kamchatka, The Hellacopters: die Liste ließe sich unendlich lang fortsetzen. Statt um Quantität geht es also mittlerweile um Qualität. Und die Frage nach der Qualität in Sachen Retrorock hängt nicht nur von den Songs ab, sondern auch vom Sound. Das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint, aber der Aufwand, den Bands wie Kadavar (nicht aus Schweden) in Sachen Authentizität betreiben, ist zu groß, um ihn bei der Bewertung der Musik ganz unter den Tisch fallen zu lassen. Auftritt Saturn!
Anders als ihre Berliner Kollegen kümmert sich die Band aus (natürlich!) Schweden nicht so sehr um den ganzen Firlefanz drum herum. Veröffentlichungen nur auf Vinyl und originalgetreue Kutten sind nicht so wichtig. Passender Sound dagegen schon. "Ascending (Live in space)" klingt ein bisschen flach und mittig, gitarrenlastig, aber ohne dass die Saiten alles niederwalzen. Die eine oder andere Orgel mischt sich in den Hintergrund, Blues und gedoppelte Licks bekommen viel Platz in den Songs, die sich größtenteils von den ganz extremen Tempi weghalten und zwischen mittellangsam und mittelschnell den Fokus immer auf Riff und Rhythmus setzen. Das erinnert im besten Sinne an alte Lynyrd-Skynyrd-Platten noch vor dem Flugzeugabsturz, an Deep Purple in den ersten Jahren ihrer Karriere und an eine etwas weniger metallastige Version von Black Sabbath.
Insbesondere Geezer Butler bekommt aber in "Last man in space" mit gleich mehreren Bassläufen eine gelungene Hommage. Wenn Tony Iommi ein bisschen mehr an Spacerock interessiert gewesen wäre, hätten Sabbath wohl so ähnlich geklungen. Der Opener "So, you've chosen death" zitiert in Sachen Gitarrenriffs eher Deep Purple und Led Zeppelin. Das überlange "Over the influence" mischt Zeppelin mit Skynyrd. Die Gefahr bei so vielen offensichtlichen Anspielungen ist ja immer, dass eine Band wie Saturn und ein Album wie "Ascending (Live in space)" billig herüberkommen. Der Band gelingt es allerdings erstens, jeder ihrer Inspirationen auch ihren eigenen Stempel aufzudrücken und gerade nicht wie eine Kopie zu klingen. Zudem verknüpfen die vier Musiker zweitens Eindrücke aus einem ganzen Jahrzehnt stets auf kreative Weise.
Der sich immer wieder leicht überschlagende Gesang ist ein angenehmer Bruch mit den manchmal pathetischen Vocals vieler 1970er-Platten. Die abschließende Kurzballade "Moonstone" ist ein wunderschönes Stück Musik, für das Jimmy Page wahrscheinlich keinen Finger gekrümmt hätte, weil es auf den ersten Blick banal und unspektakulär erscheint, ein Rockalbum mit solchen zwei Minuten zu beenden. Saturn setzen sich mit "Ascending (Live in space)" nicht ganz an die Sitze des Wettlaufs um die 1970er, aber in der Spitzengruppe sind sie allemal. Und zwar allein und nur wegen ihrer Musik.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Over the influence
- Last man in space
- Moonstone
Tracklist
- So, you have chosen death
- Rokktori
- Over the influence
- Leadersheep
- Peasant
- Tower of terror
- Last man in space
- Moonstone
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Armin
2014-07-25 01:57:46
Frisch rezensiert! Meinungen?
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